ETP des Monats: ETFS Gold Bullion Securities

Krisenstimmung zieht europaweit Anleger in Gold-ETC an. Der Hintergrundbericht zum ETP-Absatz im November.

Ali Masarwah 23.12.2011
Facebook Twitter LinkedIn

Man muss in diesen Tagen kein Prophet des Untergangs sein, um in Gold zu investieren. Obwohl die absehbare konjunkturelle Abschwächung und die eher schwache Lohnentwicklung nicht für stark steigende Preise in Europa sprechen, treibt die Inflationsangst viele Anleger um. Für sie ist eine kurzfristige Inflation offenbar ein realistisches Szenario. (Die expansive Linie der Europäischen Zentralbank und ihre jüngsten Stützungsaktionen für die Banken der Eurozone könnten mittel- bis langfristig durchaus preistreibend wirken.)

Wie dem auch sei: Viele Investoren haben ihre Antwort auf die Frage, was noch sicher ist, bereits gegeben: Gold. Gold gegen Inflationsangst, Gold als Währungshedge, und sogar manch ein Aktienanleger dürfte in diesen Tagen in das Edelmetall investiert haben. Das ist an sich bemerkenswert, denn Gold hat keinen intrinsischen Wert: Es spielt – mit der Ausnahme von Industriegold – keine produktive Rolle im Wirtschaftskreislauf und generiert weder Cashflows noch Dividenden. Insofern ist es praktisch unmöglich, den fairen Wert des Edelmetalls zu taxieren. Gold ist schlicht ein Spekulationsobjekt: Es ist so viel wert, wie Anleger bereit sind zu zahlen. Auch wenn sich Gold in den vergangenen Jahren faktisch als Fluchtwährung etabliert hat, sind wir der Meinung, dass das Edelmetall nur einen kleinen Anteil am Portfolio von Anlegern ausmachen sollte.

Neben Goldbarren und Münzen, die bei Edelmetallhändlern und Banken zu kaufen sind, erfüllen indirekte Goldanlagen heute für viele Anleger die Funktion eines sicheren Hafens. Entsprechend sind die Investitionssummen europaweit in Edelmetall-Produkte, die den Goldpreis abbilden, sehr hoch. Wie aus der Morningstar-Statistik zum Anlageverhalten in Europa hervorgeht, sammelten Edelmetall-ETPs (Exchange Traded Products) im November netto 1,153 Milliarden Euro an Anlegergeldern ein. Besonders gut verkauften sich die Produkte des britischen Anbieters ETF Securities (lesen Sie hier unseren Bericht zum ETP-Absatz in Europa im November). Das am stärksten nachgefragte Index-Produkt war der ETFS Gold Bullion Securities. Es sammelte europaweit 339 Millionen Euro netto ein. Grund genug, uns dieses Produkt genauer anzusehen.

Zunächst jedoch zu einer Besonderheit: Die meisten Produkte in Europa, die den Goldpreis indirekt abbilden, sind rechtlich gesehen keine Fonds, die Sondervermögen darstellen, sondern ETCs (steht für Exchange Traded Commodities, was wörtlich übersetzt „börsengehandelte Rohstoffe“ bedeutet). ETCs sind Inhaberschuldverschreibungen, die nicht den Insolvenzschutz von Sondervermögen bieten. Allerdings versuchen die Anbieter dieser Edelmetall-Produkte, ein Mehr an Sicherheit für Anleger zu bieten, indem sie die Papiere mit physischen Goldbeständen besichern. Bei den Produkten von am Markt handelt sich also nicht um ungedeckte Forderungen, sondern mit Goldbeständen abgesicherte Schuldtitel.

Der Grund für diese umständliche Produktkonstruktion sind juristische Restriktionen. Aus rechtlichen Gründen können den Goldpreis abbildende Produkte in den meisten Ländern Europas nicht als Fonds aufgelegt werden, da sie nicht dem gesetzlichen Diversifikationsgebot Genüge tun, dem Fonds unterliegen. Die einzige Ausnahme ist die Schweiz. Hier dürfen Gold-ETPs auch als Anlagefonds aufgelegt werden. Die Gold-ETF von ZKB, UBS und Co., die nur in der Schweiz börsengelistet sind, werden nach Angaben der Schweizer Häuser wegen des Status als Sondervermögen auch europaweit gekauft. Für Privatanleger ist dieser Weg zum Fonds-Gold allerdings mit einigem Aufwand und auch mit Kosten verbunden, die das Handeln an einer Börse außerhalb des Heimatmarktes mit sich bringt. Insofern sind für viele die ETCs von Anbietern wie ETF Securities, RBS, iShares oder db-X-trackers eine attraktive Alternative.

Ziel des der ETFS Gold Bullion Securities ist es, den Spot-Preis für Gold – abzüglich der jährlichen Gebühren von 0,4 % - abzubilden. Benchmark ist das London-Gold-Fixing um 15 Uhr GMT, ein weltweit anerkannter Standard. Wichtig für Euro- und Franken-Anleger ist zu wissen, dass dieser Preis wiederum in US-Dollar fixiert wird und dieses ETFS-Produkt keine Währungsabsicherung für Anleger aus dem Euro-Raum und der Schweiz bietet. (Allerdings gibt es eine Variante des ETFS Gold Bullion mit entsprechender Währungsabsicherung für Euro-Anleger.)

Das Produkt selbst ist eine Nullkupon-Anleihe mit einem Nennwert von 0,00001 US-Dollar, die von Gold Bullion Securities Limited ausgegeben wird. Diese Inhaberschuldverschreibung berechtigt die Zahlung - in Gold oder Bargeld - den Gegenwert des Anspruchs pro Wertpapier auf Gold. Der Preis wird täglich auf der Website von ETF Securities veröffentlicht. Besichert werden die Forderungen mit Gold, das in den Depots der britischen Bank HSBC in London lagert. Anleger können sich beim Verkauf den Gegenwert ihres ETC-Bestands auch als Goldbarren liefern lassen. Allerdings verursacht das zusätzliche Kosten und setzt ein Gold-Konto bei einer LBMA Clearing Bank voraus. Diese Form der Veräußerung dürfte also für die meisten Anleger zu kostspielig beziehungsweise zu kompliziert sein.

Die Kosten des ETC von 0,4 % pro Jahr sind relativ hoch. Vergleichbare Produkte von iShares (0,25%) und RBS (0,29%) sind deutlich günstiger. Allerdings sollten Anleger auch die Handelskosten berücksichtigen, und hier weist der Gold-ETC von ETF Securities auch an den Börsen Kontinentaleuropas eine relativ hohe Liquidität auf, die sich entsprechend in relativ günstigen An- und Verkaufsspannen ausdrückt. (An seinem Heimatmarkt in London ist der ETFS Gold Bullion Securities das mit Abstand liquideste börsennotierte Goldindex-Produkt.)

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich