Apple, ETFs und warum Ucits-Einschränkungen wohltuend für Anleger sein könnten

Welche Fonds in Apple investiert sind – die ewige „Aktiv versus Passiv“-Debatte ist auch für Apple-Investoren relevant.

Ali Masarwah 26.01.2012
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Seit Bekanntgabe der jüngsten Apple-Quartalsergebnisse sparen Analysten und Medien nicht mit Superlativen. „Apple bricht alle Rekorde“, hieß es am Mittwoch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung; „Apple glänzt mit neuen Rekordzahlen“, so das Handelsblatt, und die Süddeutsche Zeitung konstatiert: „Die Erfolgsgeschichte von Apple geht auch nach dem Tod von Steve Jobs weiter“. Auch Morningstar-Analyst Michael Holt kann bei Apple kein Haar in der Suppe finden: „Es waren Blockbuster-Quartalszahlen“, so unser Aktienanalyst. Die Steigerung der iPhone-Verkaufszahlen von 17 Millionen im dritten Quartal 2011 auf 37 Millionen Stück in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres sei ein „unglaublicher Erfolg“. Für Apple-Experte Holt ist vor allem die Tatsache bemerkenswert, dass das Mengenwachstum nicht auf Kosten der Profitabilität kam. Der Umsatz pro verkauftem iPhone stieg um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal (Details zur Apple-Einschätzung von Holt sehen Sie hier im Video-Interview).

Der US-Konzern hatte am Dienstag nach Börsenschluss in den USA das beste Quartalsergebnis der Unternehmensgeschichte bekannt gegeben. Vor allem das kräftige Absatzplus bei iPhones und iPads waren die Träger des Erfolgs. Auch die Verkaufszahlen für Macs legten um gut ein Viertel gegenüber dem Vorquartal zu.

Wir haben die jüngste Apple-Euphorie zum Anlass genommen, uns die Gewichtung der Apple-Aktie in den Portfolios europäischer Fonds näher anzuschauen. Auffällig ist, dass die höchsten Gewichtungen in Exchange Traded Funds (ETFs) zu finden sind. Wie aus der unteren Tabelle hervorgeht, konnten vor allem Fondsinvestoren, die Nasdaq-abbildende ETFs halten, von der Hausse der Apple-Aktie profitieren. Die Index-Tracker von Credit Suisse, Lxxor, iShares und Co. weisen im Schnitt ein Gewicht von rund 15% für die Apple-Aktie auf.

Anders das Bild bei aktiv verwalteten Aktienfonds. Die Technologiefonds halten prozentual deutlich weniger Apple-Aktien als die passiven Anlagevehikel. Der ESPA Stock Techno wies ein Apple-Gewicht von etwas über 10% per Ende September 2011 aus und findet sich damit an der Spitze der aktiven Apple-Investoren. Es folgen der LO Funds – Technology, der KBC Equity Fund Technology, der Vermögensaufbau HAIG und der BNPP L1 Equity World Technology, die rund 9,5% des Fondsvermögens in der Apple-Aktie investiert haben. Auffällig ist, dass alle aktiv verwalteten Fonds an der anscheinend magischen Schwelle von 10% halt machen, wie aus der unteren Tabelle hervorgeht, die nach der Apple-Gewichtung (absteigend) sortiert ist.

Was sagen uns diese Zahlen? Skeptiker, die es schon immer gewusst haben wollen, könnten auf die Idee kommen, dass aktive Fondsmanager erneut mit traumwandlerischer Sicherheit eine Investment-Opportunität verschlafen haben. Doch haben es die Fondsprofis tatsächlich geschafft, den Top-Outperformer im Nasdaq-Index unterzugewichten?

Mitnichten. Dass aktiv verwaltete Fonds bei Apple an der Zehn-Prozent-Marke halt machen, liegt an den regulatorischen Beschränkungen für Investmentfonds. Bei Ihnen greift die so genannte 5/10/40-Regel. Die europäischen Anlagerichtlinien Ucits besagen, dass Fonds in der Regel maximal 5% ihres Vermögens in die Wertpapiere eines Emittenten investieren dürfen. In Ausnahmefällen können es 10% sein, wobei diese „Ausnahmen“ insgesamt nicht 40% Prozent des Fondsvermögens übersteigen dürfen. Für ETFs gibt es eine andere Regel. Bei den Indextrackern darf die Konzentration von Einzeltiteln auch höher sein, wenn der - für Ucits ansonsten zu konzentrierte - Index den zugrunde liegenden Markt trotzdem repräsentiert. Dann dürfen die Indexbestandteile bis zu einer Grenze von 20% abgebildet werden.

Dass also ETFs auf den Nasdaq-Index ein Apple-Gewicht von rund 15% aufweisen, liegt nicht an der weisen Voraussicht der Rechenmaschinen von Credit Suisse, Lyxor oder iShares, sondern an der Tatsache, dass ihre Produkte den zugrunde liegenden Index weitgehend 1:1 abbilden können. Indes werden selbst die eingefleischtesten Apple-Fans unter den aktiven Fondsmanagern die Aktie immer gegenüber dem Nasdaq-Index untergewichten müssen, weil sie an die strengen Ucits-Regularien gebunden sind.

Das Beispiel von Apple zeigt einen wichtigen Unterschied zwischen ETFs und aktiv verwalteten Fonds. Die Index-Tracker können mitunter deutlich konzentrierter daherkommen. Ein Extremfall ist der MSCI Greece, der nur aus acht Aktien besteht. (Ein entsprechender ETF wird von Lyxor angeboten). Ein weniger exotisches Beispiel illustriert am schweizer Aktienmarkt: Ein Aktienfonds, der in Schweizer Standardwerte investiert, wird sich in aller Regel nicht am wichtigsten eidgenössischen Börsenbarometer, dem SMI-Index, orientieren. Der Grund: Die Aktien von Nestlé, Novartis und Roche machen knapp 60% des SMI aus. Somit wird ein aktiver Fondsmanager zwangsläufig diese drei Aktien deutlich untergewichten müssen, auch wenn er für die Titel optimistisch gestimmt ist. Fondsmanager werden deshalb im Schweizer Beispiel eher auf Indizes wie den SLI (steht für „Swiss Leader Index“) zurückgreifen, weil mit diesem Index eine Ucits-konforme Gewichtung schweizer Standardwerte möglich ist. Im Gegensatz dazu bilden ETFs häufig den SMI-Index ab und nicht den erst seit 2007 von der Schweizer Börse berechneten SLI.

Und was bedeutet die „Aktiv versus Passiv“-Frage mit Blick auf die Apple-Aktie? Sollten Anleger, die einen Tech-Fonds suchen und eine starke Meinung zu Apple haben, nun auf Nasdaq-ETFs setzen, um das maximale Exposure in der Apple-Aktie mitzunehmen, das für ein Sondervermögen möglich ist? Wenn es nur darum geht, spricht einiges für Zurückhaltung. (Natürlich können Anleger, die ganz große Stücke auf die Apple-Aktie halten, auch direkt in die Aktie investieren, um am weiteren Wachstum des US-Konzerns teilzuhaben.)

Anleger, die von der Apple-Story überzeugt sind sollten sich zunächst die Frage stellen, was die Zukunft der Apple-Aktie bringen könnte. Bisher standen Anleger in der Apple-Aktie auf der Sonnenseite des Marktes. Am gestrigen Handelstag machte die Aktie einen Sprung von gut 6,2% auf 446,70 US-Dollar und markierte damit ein Allzeithoch. Damit ist die Luft dünner geworden, und mit jeden neuen Quartalszahlen wird der Spielraum für negative Überraschungen größer. 

Wer das starke Wachstum im vierten Quartal 2011 zum Maßstab für die Zukunft macht, könnte enttäuscht werden. Für das laufende Quartal erwartet Michael Holt zunächst einen Rückgang bei den verkauften Stückzahlen. Das ist angesichts des Basiseffekts – bekanntlich fällt in das vierte Quartal das für Luxusgüter starke Weihnachtsgeschäft, und der Start des IPhones 4S begann im vergangenen Herbst – kein Drama, sondern ein normaler saisonaler Effekt. Dennoch könnte es sein, dass Anleger in den nächsten Monaten mit der diversifizierenden Wirkung eines breit aufgestellten aktive verwalteten Technologiefonds besser bedient sind als mit einem Einzelinvestment in Apple oder einer 15-Prozent-Plus-Gewichtung von Apple in einem Nasdaq-ETF. „Wir sehen den fairen Wert der Apple-Aktie bei einem Kurs von 530 US-Dollar. Das bedeutet, dass die Aktie zwar noch Luft nach oben hat, aber sie ist heute so nah wie nie an ihrem fairen Wert”, sagt der Morningstar-Analyst.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich