Für die risikofreudigen Investoren: VL-Satelliten-Fonds

Anleger, die der Meinung sind, dass Nebenwerte, Branchen oder einzelne Länder Chancen bieten, sollten auf VL-Fonds für Satelliten setzen. Wir stellen einige der Spezialisten-Fonds vor.

Ali Masarwah 14.05.2014
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Im ersten Teil des Artikels haben wir das Thema Vermögenswirksame Leistungen vorgestellt und Ihnen aktienfondsbasiertes Sparen ans Herz gelegt. Wir haben auch breit aufgestellte Generalisten-Fonds vorgestellt, von denen wir meinen, dass sie künftig das Zeug haben, vergleichbare Fonds zu übertreffen. Spielen die Märkte mit, dann dürfte sich das monatliche Bonbon des Arbeitgebers von bis zu 40 Euro Dank der Kursgewinne und des Zinseszinseffekts nach sieben Jahren zu einer Sahnetorte ausgewachsen haben (lesen Sie hier weiter).

Viele Leser werden sich nach der Lektüre zu Recht gefragt haben, wo die ganzen guten Deutschland-Fonds geblieben sind und wo sich die Produkte auf Branchen und Emerging Markets befinden. Diese Fonds stellen wir in der Übersicht über die so genannten Satellitenfonds vor. Hier haben wir risikoreichere Kategorien zusammengefasst. Es sind 17 gut bewertete Produkte, die eher für den risikofreudigen Investor gedacht sind, der die Volatilität als Freund ansieht und der der Meinung ist, dass es der Cost-Average-Effekt schon richten wird.

Tabelle: Gut bewertete Satellitenfonds für die VL-Anlage


In unserer Auswahl finden sich Aktienfonds, die in Einzelländer, Schwellenländer und in Branchen investieren. Diese Fonds sind nur für fortgeschrittene Anleger geeignet, die sich eine Meinung zu einem bestimmten Sektor oder einer Region gebildet haben, den Börsenzyklus im Blick haben und gezielt nach dem Rendite-Kick suchen.

So lesen Sie die Tabelle: Neben Fondsnamen und seiner Kennnummer ISIN findet sich weiter rechts die Morningstar-Kategorie, zu der dieser Fonds gehört. Weiter rechts findet sich das Ergebnis, das nach sieben Jahren unter dem Strich steht. Die beiden äußeren rechten Spalten geben Auskunft über die laufenden Kosten sowie das Morningstar Analyst Rating. 

Deutschland-Fonds haben gegenüber breit aufgestellten Fonds Nachteile ...

Im Unterschied zu unserer ersten VL-Betrachtung vor einem Jahr haben wir  - schweren Herzens – Deutschlandfonds aus dem Universum der Kernfonds in das Lager der Satelliten hinübergeschoben. Auch wenn der heimische Aktienmarkt für Anleger in Deutschland oft die erste Wahl ist und in vielen Portfolios eine strategische Portfolio-Komponente darstellt, sind DAX, MSCI Germany, HDAX & Co. doch nur ein kleines Segment des globalen Aktienmarkts.

Auch wenn es in den vergangenen Jahren eine gute Entscheidung war, in deutsche Aktien bzw. -fonds schwerpunktmäßig zu investieren, verdeutlichen ausgeprägte Baisse-Phasen – wir erinnern uns an die Zeit zwischen 2000 und Anfang 2003 – in denen so mancher Anleger die Nachteile des so genannten Home Bias bzw. konzentrierter DAX-Investments verflucht habe dürfte. Breit aufgestellte Fonds konnten die Verluste durch eine diversifizierte Aufstellung zumindest etwas abfedern.

... können risikofreudigen Investoren aber hohe Renditen bescheren 

Kommen wir nun zu den Fonds im Einzelnen. Im Zuge der Zuordnung deutscher Aktienfonds zum Satellitenuniversum hat sich der Akzent unserer Auswahl gegenüber dem Vorjahr (hier gelangen Sie zu der seinerzeitigen Liste) stark verschoben. Dominierten neben deutschen Nebenwertefonds (Allianz Nebenwerte Deutschland), Technologiefonds (Henderson Horizon Global Technology), Schwellenländerfonds (Pioneer Funds Emerging Europe and Med Equity) und Rohstofffonds (die drei BlackRock-Fonds BGF World Energy, BGF World Gold und BGF World Mining), finden sich in diesem Jahr fünf Standardwerte-Fonds.

Allianz führt das Ranking mit Nebenwerte-Deutschlandfonds an

Wie im vergangenen Jahr wird die Auswahl der Satellitenfonds mit guten Morningstar Analyst Ratings auch heuer vom Allianz Nebenwerte Deutschland angeführt. Er kommt auf ein Ergebnis von 5.599,50 Euro nach sieben Jahren. „Der Allianz Nebenwerte Deutschland überzeugt wegen des fähigen Managers und des erprobten Prozesses“, schreibt Morningstar Fondsanalyst Simon Nöth in einer Analyse zu dem Fonds. Frank Hansen ist seit 12 Jahren für den Fondsverantwortlich. Der überwiegend fundamental getriebene Ansatz setzt auf wachstumsstarke Qualitätsaktien. „Das Risiko federt der Fondsmanager mit seiner Qualitätsorientierung ab, die durch überdurchschnittliche Nettomargen oder Eigenkapitalrenditen reflektiert wird“, so unser Fondsanalyst weiter. Der Allianz-Fonds orientiert sich mit Blick auf die Marktkapitalisierung am MDax und ist somit kein klassischer Small-Cap-Fonds.

Auf den Plätzen folgen drei DWS-Fonds, die sich auf deutsche Standardwerte konzentrieren: DWS Aktien Strategie Deutschland, DWS Deutschland und DWS Invest German Equities. Henning Gebhardt managt den DWS Aktien Strategie Deutschland seit gut 13 Jahren. „Der Fonds zählt langfristig zu den besten Produkten für deutsche Aktien“, schreibt Morningstar Analystin Barbara Claus. Unter dem Strich steht zwischen 2007 und 2014 ein beachtliches VL-Ergebnis von 5.308,40 Euro (vor Steuern).

Gebhardt und Albrecht bringen gleich drei DWS-Fonds nach vorne 

Der DWS Aktien Strategie Deutschland ist als All-Cap-Mandat für deutsche Aktien konzipiert. Gebhardt ist dabei kaum an Vorgaben gebunden und kann den Investitionsgrad gemäß seiner Markteinschätzung zwischen 80 und 120% variieren. Gebhardt kauft Unternehmen vor allemaufgrund ihrer längerfristigen Wachstumsperspektiven. Im Large-Cap-Bereich hingegen geht er auch gerne opportunistisch vor. „Die flexible Herangehensweise hat in einem konzentrierten Universum wie dem deutschen Aktienmarkt Vorteile, war aber bisher mit höheren Risikokennzahlen als bei vielen vergleichbaren Investments verbunden“, wägt Claus ab.

Der DWS Deutschland und der DWS Invest German Equities weisen nicht zufällig ein weitgehend identisches Ergebnis von rund 5.200 Euro nach sieben VL-Jahren auf. Beim DWS Invest German Equities handelt es sich um einen in Luxemburg aufgelegten Spiegelfonds des DWS Deutschland. Im Gegensatz zum DWS Aktien Strategie ist dieser Fonds stärker auf Standardwerte ausgerichtet. Tim Albrecht managt den Fonds seit elf Jahren. 

Der Prozess ist ein flexibel gehandhabter Mix aus unternehmensspezifischen und volkswirtschaftlichen Elementen. Auf Aktienebene hat Albrecht eine klar auf der Fundamentalanalyse basierende Meinung. „In Aufwärtsphasen profitierte der Fonds von einem Investitionsgrad über 100%, zudem hat Albrecht bei den Dax-Schwergewichten ein gutes Händchen bewiesen und im Nebenwertebereich oft auf die richtigen strukturellen Trends gesetzt“, lobt unser Fondsanalyst Simon Nöth. 

Blickt man auf das Ende der Tabelle der Satellitenfonds fällt die sehr bescheidene Performance einiger Branchenfonds ins Auge. Der BGF World Mining und der BGF World Gold Fund brachten es in der Siebenjahresperiode nur auf ein Ergebnis von 2.108,30 bzw. 1.879,80 Euro. Das ist deutlich weniger als die eingezahlten 2.880 Euro. Auch der Pioneer Emerging Markets Fonds kommt mit 2.823,80 Euro auf ein leichtes Minus gegenüber den Einstandspreisen. 

Der Cost-Average-Effekt ist keine Zauberformel 

Die erhöhte Volatilität macht sich vor allem bei Branchen- und Emerging Markets-Fonds bemerkbar, von denen einige - ungeachtet der langen und kontinuierlichen Sparphase - weniger erwirtschafteten als der Anleger (bzw. sein Chef!) in den Sparplan einschoss. Vor allem Rohstoff- und Gold-Aktienfonds hatten in den vergangenen Jahren einen miserablen Lauf. Das mag für den einen ein antizyklisches Einstiegssignal sein, für die meisten VL-Investoren, die sieben Jahre ausgehalten haben, dürfte das einfach nur Frust mit sich bringen.

Branchenfonds stellen für die meisten Privatinvestoren ein schwieriges Terrain dar, da auch langfristig hohe Verluste anfallen können. Das zeigt, dass der im Vertrieb oft als Zauberinstrument dargestellte Cost-Average-Effekt keine Einbahnstraße ist. Natürlich glätten ratierlich geleistete Einzahlungen die Ausschläge. Ob Sparpläne - und nichts anderes sind VL-Verträge - am Ende aber ein positives Ergebnis bringen, hängt aber von der Richtung der Märkte ab.

Am Ergebnis der Rohstofffonds wird deutlich, was im schlimmsten Fall droht: Nach einer Phase hoher Kurse endet die Ansparphase mit einer gleichermaßen veritablen wie lang anhaltenden Korrektur. VL-Anleger kaufen im schlimmsten Fall teuer ein und müssen dann in der zwölfmonatigen Ruhephase, die im siebten Jahr des VL-Vertrags ansteht, mit ansehen, wie die Preise ihrer Fondsanteile weiter abstürzen. Nicht zuletzt deshalb eignen sich breit aufgestellte Fonds besser für Kerninvestments  - die breite Streuung federt Korrekturen in einzelnen Märkten bzw. Marktsegmenten ab.

„Und was ist mit ETFs?“. Diese Frage stellen zunehmend mehr Anleger. Und das vollkommen zu Recht. Hier geht es zu den VL-Verträgen auf ETF-Basis

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich