Im Zweifel teuer

Eine Auswahl an ausländischen Fonds, die aufgrund unfairer Performance-Gebühren sehr teuer werden können.

Ali Masarwah 14.07.2014
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Dieser Artikel wurde am 17.7.2014 aktualisiert. 

Wir haben bereits mehrfach über die Performance Fees bei Fonds berichtet. Häufig haben wir unfair gestaltete variable Vergütungssysteme  kritisiert. Und es bleibt noch viel zu tun, auch wenn sich inzwischen Einiges in den vergangenen 12 Monaten zum Besseren gewendet hat. Im Zuge der neuen Regelungen der deutschen Finanzaufsicht Bafin wurden die variablen Gebühren der in Deutschland domizilierten Fonds fairer gestaltet (lesen Sie hier mehr). Auch haben die großen deutschen Anbieter Allianz Global Investors, Deka, DWS und Union Investment ihre ausländischen Fonds auf die deutschen Bedingungen umgestellt, um die Gleichbehandlung von Anlegern in Deutschland zu gewährleisten (lesen Sie hier weiter).

Allerdings besteht nach wie vor Handlungsbedarf. Denn viele ausländische Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind, haben nach wie vor unfaire Performance Fees. Das betrifft auch die deutschen Anbieter jenseits der „Großen Vier“, die Fonds im Ausland aufgelegt haben. Sie scheren sich – bisher - nicht darum, dass Anleger in ihren Auslandsfonds schlechter gestellt sind als Anleger, die in deutsche Fonds investiert haben. Die einzige für uns sichtbare Ausnahme: Die DJE Kapital AG, die „ohne Not“ die Erfolgsgebühren ihrer Luxemburger Fonds entsprechend der Bafin-Regelung umgestellt hat  (lesen Sie hier mehr). 

Um die gegebenenfalls problematischen Folgen von unfair gestalteten Performance Fees für Anleger zu illustrieren, wollen wir nun einige Beispiele von Fonds aufführen, die aufgrund ihrer Erfolgsgebühr sehr teuer werden können. Sie umfassen Fonds deutscher und ausländischer Vermögensverwalter, die im Zuge des paneuropäischen Vertriebs in Deutschland zugelassen sind.

10 prominente Fonds mit verbesserungswürdigen Gebührenstrukturen

Die untere Tabelle zeigt zehn prominente Fonds, deren variable Gebühren an einer oder mehreren Stellen ungünstig für Anleger gestaltet sind. Die Tabelle ist nach Fondsvermögen sortiert. Auch wenn diese Fonds überwiegend paneuropäisch vertrieben werden, stammt ein mehr oder weniger großer Teil des Vermögens von Investoren aus Deutschland. Auch wenn einige dieser Fonds in der Vergangenheit überdurchschnittliche Erträge geliefert haben und einige auch positive Morningstar Ratings aufweisen, sind die Erfolgsgebühren dieser Produkte verbesserungswürdig.

Tabelle: Eine Auswahl an Auslandsfonds mit nicht-Bafin-konformen Gebühren 

So lesen Sie die Tabelle: Neben Fondsnamen, der Kennziffer ISIN, Fondskategorie und Fondsvermögen finden Sie die jährliche Management Fee. In der Spalte weiter rechts die Höhe der Performance Fee in Prozent. Es folgen – soweit vorhanden – die Gesamtkosten in Prozent für die Jahre 2009 bis 2013. Da die von Morningstar ausgewiesen Kosten auch die Performance Fees beinhalten, lässt sich auf einen Blick die Höhe aller ausgewiesenen Kosten erkennen. Es zeigt sich, dass etliche Fonds in den Jahren, in denen eine Performance Fee anfiel, mitunter sehr teuer sein können.

Carmignac und Flossbach von Storch keine guten Vorbilder

Wir fangen mit einem in Deutschland sehr bekannten Aktienfonds an. Der Carmignac Investissement investiert in globale Aktien und weist ein Vermögen von gut 6,8 Milliarden Euro auf. Zusätzlich zu einer jährlichen Managementgebühr von 1,5 Prozent stellt das Hause Carmignac Anlegern 10 Prozent der Performance über 10 Prozent pro Jahr in Rechnung. Auch wenn diese Hürde durchaus ambitioniert ist, verfügt dieser Fonds nicht über eine High Water Mark; das trübt das Bild ein, da dies impliziert, dass der Fonds überdurchschnittliche Risiken eingehen kann, ohne dass der Fondsmanager erlittene Verluste ausgleichen muss, bevor die variable Gebühr erneut fällig wird. Das Underperformance-Risiko trägt also nur der Anleger, nicht der Fondsmanager. Das Beispiel des Jahres 2009 zeigt, als sich die Kostenquote auf 5,7 Prozent des Fondsvermögens belief, dass der Fonds sehr teuer werden kann. 

Alles andere als optimal ist auch die variable Gebühr des flexiblen Mischfonds Flossbach von Storch Multiple Opportunities gestaltet. Die Erfolgsgebühr von 10% wird quartalsweise auf die gesamte positive Performance berechnet. Sie kann auch diesen, fast ausschließlich in Deutschland vertriebenen Fonds sehr teuer machen, wie das Beispiel des Jahres 2012 zeigt. Immerhin ist der Fonds mit einem Verlustvortrag versehen (High Water Mark).

Zwischen Preisindex und Bruttorenditen: fragwürdige Hürden

Der EdR Europe Synergy aus dem Hause Edmond de Rothschild ist ein unschönes Beispiel für exzessive Gebühren. Zusätzlich zu der sehr hohen Management Fee von zwei Prozent pro Jahr fallen französische Transaktionskosten von 0,5 Prozent jährlich an. Der Vergleichsmaßstab ist der MSCI Europe Preis-Index, der keine Dividenden enthält (derweil der Fonds durchaus die Ausschüttungen vereinnahmt). Als wäre dies nicht genug gibt es für die Performance Fee von 15% keine High Water Mark. Die Folge: In den vergangenen fünf Jahren sank die jährliche Kostenquote nie unter 2,79 Prozent des Fondsvermögens.

Teuer kann auch der von Olgerd Eichler verwaltete MainFirst Top European Ideas werden. Übertrifft Eichler den STOXX Europe 600 Performance Index, werden 15 Prozent Überrendite fällig. Unschön ist, dass quartalsregelmäßig und nicht jährlich abgerechnet wird. Immerhin: Es gibt eine High Water Mark.*

Der Branchenfonds ÖkoWorld ÖkoVision Classic, ein prominenter Öko-Fonds, fällt ebenfalls unangenehm auf. Für einen Aktienfonds sehr unüblich werden 10 Prozent der gesamten Performance fällig, wenn in einem Quartal alte Höchststände übertroffen werden. Die Folgen illustriert die Kostenquote von 3,99 Prozent im Jahr 2013.

Der österreichische C-Quadrat ARTS Total Return Balanced berechnet die Peformance Fee nicht quartalsregelmäßig, sondern sogar monatlich. Liegt der Fonds im Plus, werden 20 Prozent der Netto-Performance als Erfolgsgebühr fällig. Zugleich beläuft sich die Verwaltungsgebühr auf hohe 2,0 Prozent pro Jahr. Die High Water Mark kann das nur begrenzt kompensieren. Anleger, die auf das Trendfolgesystem von ARTS Asset Management setzen möchten, finden mit dem deutschen Pendant, der das DWS Label trägt, eine fairere Alternative. Bei den deutschen C-Quadrat-Fonds wird die Performance Fee, die in der Regel auch auf die Gesamtperformance erhoben wird, immerhin nur einmal jährlich fällig.

Vermögensverwalter bringen DWS in die Zwickmühle

Der Multi Invest OP ist wie der C-Quadrat-Fonds ein quantitativer Momentum-Fonds – und er weist auch eine verbesserungswürdige Gebührenkonstruktion auf. Zwar muss der Fonds eine bessere Jahresrendite als 8% erzielen, bevor die Performance Fee von 15 Prozent fällig wird. Allerdings ist sehr unschön, dass der Fonds keine High Water Mark hat. Dieser Fonds fällt auch deshalb aus dem Rahmen, weil er aus dem Deutsche-Bank-Konzern stammt. Die Deutsche Bank hat zwar ihre eigenen Auslandsfonds Bafin-konform gestaltet, aber das gilt bisher nicht für Fonds, welche die Deutsche Bank für konzernfremde Vermögensverwalter auflegt. 

Auch der FPM Funds Stockpicker Germany All Cap, ein Aktienfonds, der in deutsche Unternehmen investiert, stammt aus dem Hause Deutsche Bank. Wie der Multi-Invest OP ist auch dieser Fonds, der von der Frankfurt Performance Management gemanagt wird, nicht fair für Anleger gepreist.  Zwar fällt zunächst angenehm auf, dass die jährlichen Gebühren nicht hoch sind - 0,9% pro Jahr ist wenig für einen Aktienfonds. Allerdings ist die Performance Fee sehr unfair gestaltet: Sie wird halbjährlich berechnet, und es werden bereits 15 Prozent auf den Betrag berechnet, der über 4% liegt. Das ist für einen Aktienfonds keine ambitionierte Hürde. Sehr unschön ist auch, dass es keine High Water Mark gibt. Auch hier dürfte den Verantwortlichen bei der DWS bewusst sein, dass dieser Fonds aus dem selbst definierten Kostenrahmen fällt. 

Nicht sonderlich ambitioniert ist auch die Gebührenstruktur beim Sarasin EquiSar: Neben einer moderaten Gebühr von 1,1 Prozent pro Jahr werden 10% der Rendite berechnet, die über dem 3-Monats-EUR Libor +3% liegt. Es gibt zwar eine High Water Mark, aber es wird ein Reset bereits alle 3 Jahre vorgenommen und nicht erst nach fünf Jahren, wie es die Bafin-Regeln vorsehen.

Auch die Gebühren beim zweiten Sektorfonds unserer Auswahl, der Lacuna - Adamant Global Healthcare, sind, wie auch beim Ökoworld-Fonds, verbesserungswürdig. 15% der Outperformance gegenüber dem MSCI World Health Care Index sind zwar vom Ausmaß relativ moderat – da die Berechnung allerdings pro Quartal erfolgt und keine High Water Mark vorgesehen ist, zählt dieser Fonds zu den teuren seiner Art.

* In der ursprünglichen Fassung des Artikels sind wir davon ausgegangen, dass der Berechnungsmaßstab für die Erhebung der Performance Fee die Brutto- und nicht die Netto-Performance des MainFirst Top European Ideas ist. Dies basierte auf Abschnitt 7.6., Seite 60, des Fonds-Verkaufsprospekts, nach dem die Performance Fee 15% "der positiven Differenz zwischen der prozentualen Veränderung des Bruttovermögenswertes pro Aktie der jeweiligen Klasse und der prozentualen Entwicklung des Referenzindexes STOXX EUROPE 600 TR (SXXR) (Performance Index) in EUR" beträgt. MainFirst hat indes darauf hingewiesen, dass in Abschnitt 7.7. desselbigen Verkaufsprospekts eine weitere Präzisierung vorgenommen ist. Demnach wird "die tägliche Renditedifferenz zwischen der prozentualen Veränderung des Bruttovermögenswertes pro Aktie der jeweiligen Klasse und der prozentualen Entwicklung des Referenzindexes STOXX EUROPE 600 TR (SXXR) (Performance Index) in EUR" wie folgt berechnet: "Rendite des Nettovermögenswertes pro Aktie (sofern diese die prozentuale Entwicklung des Referenzindexes überschreitet ) - Rendite des Referenzindexes = Renditedifferenz". Laut MainFirst ist dies so zu verstehen, dass für die Berechnung der Performance Fee der Nettoinventarwert nach Abzug aller Kosten der Maßstab ist. Wir bedauern unseren offenkundigen Irrtum.

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich