3 Bond-Fonds für die Euro-Pessimisten

Wer das Euro-Pessimisten-Szenario umsetzen will, findet nur eine kleine Auswahl aktiv gemanagter Rentenfonds. Aktiv verwaltete Fonds streuen zwangsläufig breiter als deutsche Bund-ETFs. Wir haben dennoch einige Produkte ausgemacht, die von weiter fallenden Renditen profitieren können.    

Ali Masarwah 12.12.2014
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Rettet EZB-Präsident Mario Draghi die Eurozone? Was auf den ersten Blick als vollkommen überzogene Erwartung erscheint, spiegelt die Mehrheitsmeinung der Investoren wider. Wir haben zwei Szenarien für Euroland in 2015 vorgestellt (lesen Sie hier mehr), wo die Optimisten eine Auswahl an Aktien- und Bond-ETFs finden. Für Anleger, die auf aktiv verwaltete Fonds setzen möchten, haben wir eine Auswahl an Aktienfonds (lesen Sie hier mehr) und Rentenfonds (lesen Sie hier mehr) mit guten Morningstar Analyst Ratings vorgestellt.

Pessimisten, die auf der Bond-Seite mit deutschen Staatsanleihen auf Nummer sicher gehen wollen, können bei ETFs recht einfach auf die Produkte setzen, die deutsche Staatsanleihe-Indizes abbilden und dabei auch gezielt in das Laufzeitband ihrer Wahl investieren (lesen Sie hier mehr).

Doch was machen die Anleger, die ihre Marktmeinung mit aktiv verwalteten Bond-Fonds umsetzen möchten? Hier wird schwierig, die passenden Produkte zu finden. Kaum ein aktiv verwalteter Rentenfonds beschränkt sich nur auf deutsche Bundesanleihen. In der Morningstar Kategorie, in der sich deutsche Staatsanleihen befinden, EUR-Staatsanleihen, sind Bundespapiere nur bei den wenigsten Fonds ein Schwerpunkt.

26 Jahre Restlaufzeit und - bestenfalls - 1,44% Rendite

Das ist kein Wunder: Die Renditen deutscher Staatsanleihen sind extrem niedrig. Selbst wer auf extrem lange Laufzeiten ausweicht und auf die im Juli 2040 fällige Anleihe 4,75 Bund 08 (ISIN: DE0001135366) setzt, kann mit einer Nettorendite von nur 1,0% (Stand: 12.12.2014) rechnen (von der Brutto-Rendite von 1,44% müssen Anleger in Deutschland noch Abgeltungssteuer, Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer abführen). Fondsmanager, die jetzt investieren müssen, werden deutsche Bundesanleihen also nur dann kaufen, wenn sie mit einer echten Krise rechnen.

Doch nur die wenigsten Fondsmanager der Kategorie EUR Staatsanleihen folgen dem pessimistischen Szenario, wie aus unseren Daten hervorgeht. Sie mischen in unterschiedlichem Maße höher rentierliche Papiere bei - unter anderem auch Euro-Peripherieanleihen, die ja, gemäß dem pessimistischen Szenario, 2015 unter dem Wiederaufflammen der Eurokrise leiden würden. Auch Unternehmensanleihen und Pfandbriefe werden gerne als Beimischung verwendet. 

Bei aktiv verwalteten Fonds muss der Anleger also grundsätzlich damit rechnen, dass der Fondsmanager ein anderes Szenario im Sinn hat als er selbst. Nur die allerwenigsten Fonds kompromittieren ihre Risikochancen konsequent durch Investments in Bundesanleihen, wo allenfalls bei der Durationssteuerung Performance-Chancen winken. Wir stellen im Folgenden dennoch eine Auswahl an Fonds vor, die nach dem derzeitigen Stand der Dinge geeignet sind, in einem Euro-Doomsday-Szenario zu bestehen. Dabei haben wir die Zusammensetzung der Portfolios dieser Fonds der vergangenen fünf Jahre verfolgt, um sicherzustellen, dass hier ein klare Linie vorliegt. 

Warburg Ordo Rentenfonds (DE0009765289): Als einer der wenigen EUR-Staatsanleihefonds setzt dieses Produkt fast vollständig auf deutsche Titel. Dieser Warburg-Invest-Fonds wird von der auf Trendfolgesysteme spezialisierte Vermögensverwaltung Grohmann & Weinrauter aus Königstein im Taunus beraten. Seine Outperformance-Ambitionen gegenüber dem Rex-P gründen auf einem Trendfolgesystem, das die aussichtsreichsten Laufzeitenbänder (1-10 Jahre) des Index REX identifizieren soll. Für die Performance setzt der Fonds auf Anleihen mit hohen Kupons und langen Laufzeiten, bei steigenden Zinsen werden die Laufzeiten sukzessive auf Geldmarktniveau verkürzt.

Aufgrund der mechanistischen Funktionsweise können Anleger bei diesem Fonds sicher sein, dass er auf deutsche Anleihen beschränkt bleibt und dabei prozylisch auf Marktentwicklungen reagiert. Allerdings wohnt auch diesem Fonds - wie anderen Trendfolgern auch - ein gewisses Trägheitsmoment inne; sowohl bei steigenden wie bei fallenden Märkten reagiert das System mit einer gewissen Zeitverzögerung. Zu beachten ist auch: Inzwischen zählt dieser Fonds, der bereits 1973 aufgelegt wurde, mit einem Volumen von 17 Millionen Euro zu den sehr kleinen Fonds am Markt. Dass er lediglich über ein Ein-Sterne Morningstar Rating verfügt, sollte indes nicht überraschen: Dies ist die logische Folge der Beschränkung auf deutsche Bundesanleihen, wo im europäischen Vergleich in den vergangenen drei Jahren wenig zu holen war.

Bantleon Return (LU0430091412): Anleger, die ausschließlich auf deutsche Staatsanleihen setzen, müssen bei diesem Fonds der Bantleon Bank aus Zug Abstriche machen. Allerdings liegt die Deutschland-Quote dieses Fonds mit derzeit über 75% im Kategorievergleich - dieser Fonds befindet sich in der Kategorie Renten EUR diversifiziert - sehr hoch. Das Zinsänderungsrisiko ist durch die Beschränkung auf Restlaufzeiten bis zu 6 Jahren begrenzt. Im Gegensatz zum Trendfolgefonds von Warburg wird dieser Fonds prognosebasiert, also nach fundamentalen Kriterien, gesteuert. Neben der Durationssteuerung sind das Management der Zinskurve und die Analyse der Bonität der Emittenten Kernbestandteile der Investmentstrategie. Dieser Fonds konnte aufgrund seiner sehr konservativen Ausrichtung mit den meisten Produkten seiner Kategorie nicht mithalten und weist ein Zwei-Sterne-Rating auf. 

ESPA Bond Euro-Reserva (AT0000858121): Dieser Fonds investiert mit Blick auf die Zielländer deutlich freier als die ersten beiden Fonds unserer Auswahl, verfolgt allerdings eine ähnliche Strategie: Er vermeidet die Bonitätsrisiken und hielt sich seit 2011 weitgehend von Euro-Peripherieländern fern. Dies bewirkte, dass der Fonds in den vergangenen zwei Jahren deutlich hinter anderen Euro-Staatsanleihefonds zurückblieb. Dass die Durationssteuerung in der Vergangenheit nicht durchgehend überzeugend war, ändert nichts daran, dass dieser Fonds bei einer Verschärfung der Eurokrise einen wirksamen Schutz für Euro-Bond-Portfolios bieten dürfte. Dieser Fonds hält das Morningstar Analyst Rating "Bronze".

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich