Die beliebtesten Fonds auf morningstar.de 2017

Wir haben nachgesehen, welche Fondsportraits auf unserer Homepage am häufigsten angeklickt wurden und schauen auf die Performance und die Absatzbilanz dieser Produkte in 2017.

Ali Masarwah 08.01.2018
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Anleger in Deutschland zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Kontinuität bzw. Treue aus. Dieses Fazit lässt sich zumindest ziehen, wenn es um die Fonds-Favoriten unserer Leser geht. Wir erheben quartalsregelmäßig, welche Fonds-Portraits unsere Leserinnen und Leser besonders häufig auf unserer Homepage anklicken. Per 31. Dezember 2017 haben wir Bilanz für das Gesamtjahr gezogen. Viele der Favoriten 2017 sind bereits seit einigen Jahren in unseren Rankings vertreten. In wohldosiertem Umfang finden sich allerdings auch einige "Neulinge", auf die wir weiter unten eingehen werden.

Die untere Liste ist sortiert nach den aktiv verwalteten Fonds auf morningstar.de mit den meisten "Klicks" 2017. Sie finden neben den Fondsdaten (ISIN, Kosten, Fondskategorie) auch das quantitative Sterne-Rating, das qualitative Morningstar Analyst Rating sowie einige Performance- und Risikodaten, unter anderem das Perzentil-Ranking, das zeigt, wie sich die Fonds gegenüber Produkten in der identischen Kategorie im abgelaufenen Jahr geschlagen haben.

Tabelle: Die beliebtesten aktiv verwalteten Fonds auf morningstar.de im Jahr 2017

Popular funds de 2017

Wie aus der oberen Tabelle ersichtlich ist, handelt es sich bei den Favoriten auf morningstar.de vor allem um „Evergreen-Fonds“, also um Dauerbrenner im Vertrieb, um Dickschiffe, die sich in der Vergangenheit durch eine gute Performance auszeichnen konnten. Etliche waren auch in der Liste der Fondsfavoriten 2016 vertreten, allen voran der flexible Mischfonds FvS SICAV Multiple Opportunities aus dem Hause Flossbach von Storch. Das Portrait dieses Fonds wurde in den vergangenen zwölf Monaten unter allen Fonds, die in Deutschland zu Vertrieb zugelassen sind, am häufigsten auf unserer Homepage angeklickt. Das ist bereits seit Anfang 2014 der Fall, als wir angefangen haben, die Fonds-Favoriten auf unserer Website quartalsregelmäßig nachzuhalten.

Bert Flossbach und Stefan Kloss haben auch 2017 geliefert

Nach einem holprigen Start in der ersten Jahreshälfte, als die hohe Dollar-Gewichtung dem Fonds zu schaffen machte, konnte sich der Multiple Opportunities fangen und mit einer Performance von gut sechs Prozent das Jahr zu einem ordentlichen Abschluss bringen. Fondsmanager Bert Flossbach hat also auch 2017 geliefert. Im Vertrieb lief es allerdings nur eingeschränkt rund. Zwar sind Nettomittelzuflüsse von gut 830 Millionen Euro sehr ordentlich, aber doch deutlich weniger als 2016 und 2015 als der Fonds 2,4 Milliarden bzw. 1,7 Milliarden Euro netto einsammeln konnte. Das geht vor allem auf das ungewohnt ruhige zweite Halbjahr zurück, und im November 2017 musste der Fonds sogar erstmals seit Dezember 2013 einen negativen Absatzmonat hinnehmen. Auch im Dezember war die Nettovertriebsbilanz des Fonds negativ.

Auch beim Kapital Plus von Allianz Global Investors (AGI), der erneut im Ranking vertreten ist, klafft eine Lücke zwischen Performance und Vertriebsleistung. Der Fonds zählt zu den unspektakulären Erfolgsstories am Markt. Er weist einige Eigenschaften auf, die wir mögen: Er liefert eine aktive Vermögensverwaltung zu relativ günstigen Kosten, und das Management agiert strategisch und nicht taktisch (nimmt allerdings ein regelmäßiges Rebalancing vor). 2017 musste der Fonds erstmals seit 2011 Nettoabflüsse hinnehmen. Das lag freilich nicht an der (fast schon gewohnt soliden) Performance des von Stefan Kloss verantworteten defensiven Mischfonds, sondern vermutlich daran, dass der Fonds nicht mehr im Vertriebsfokus bei AGI ist, wo man heute eher auf das Modethema "Income and Growth" setzt und einen Mischfonds mit entsprechendem Namen im Vertrieb puscht. 

Auch der DWS Top Dividende findet sich – wie auch schon 2016 - erneut prominent auf der Top-Fonds-Liste. Allerdings hatten Anleger Performance-seitig alles andere als ein gutes Jahr: Der von Thomas Schüssler verantwortete Fonds legte 2017 nur minimal zu und landete im 93. Perzentil der global anlegenden Dividendenfonds. Anleger hatten lange Zeit nicht auf die Performance-Schwäche reagiert. Im Dezember 2017 zogen sie dann allerdings gut 120 Millionen Euro netto ab, die höchsten Mittelabflüsse in einem Monat seit August 2011.

Carmignac Patrimoine schwächelt, Anleger reagieren

Schlecht lief es auch für Anleger im Carmignac Patrimoine. Der ausgewogene Mischfonds landete 2017 im 94. Perzentil seiner Vergleichsgruppe und rettete sich nur knapp in positives Performance-Terrain, und das ungeachtet stabiler Renten- und freundlicher Aktienmärkte. Anleger haben im vierten Quartal reagiert und gaben Anteilsscheine im Wert von gut 1,7 Milliarden Euro zurück. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Nettomittelabflüsse auf gut 2,4 Milliarden Euro. Das erinnert an die Phase der hohen Abflüsse 2014, als sogar 4,7 Milliarden aus dem seinerzeit größten Fonds Europas abflossen. (Mehr aktuelle Informationen zur Performance prominenter Mischfonds finden Sie hier.)

Auch einige andere Anlegerfavoriten durchliefen ein holpriges Jahr 2017. Der Templeton Growth und der Nordea Stable Return landeten jeweils im vierten Quartil ihrer jeweiligen Kategorie.

In deutlich ruhigerem Fahrwasser bewegte sich der von Tim Albrecht verantwortete DWS Deutschland, der ebenfalls seit Jahren ein Favorit unserer Leser ist. Albrecht hatte 2017 erneut ein gutes Händchen mit seiner Markteinschätzung. Das brachte nicht zuletzt deshalb Performance-Vorteile, weil Albrecht die Investitionsquote des Fonds flexibel steuern kann. Ab Juli 2017 und somit genau zur richtigen Zeit erhöhte er die Quote auf über 100 Prozent, sodass der Fonds von den deutlich steigenden Kursen bei deutschen Aktien ab August profitierte. Anleger goutierten die erneute Outperformance des DWS-Flaggschiffs im vergangenen Jahr mit Mittelzuflüssen in Höhe von gut 600 Millionen Euro.

Ab wann wird ein Aktienfonds zu einem Mischfonds?

Stabil hielt sich auch der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, der mit einer Performance von gut 14 Prozent zum besten Dezil der flexiblen Mischfonds gehört. Allerdings handelt es sich hier um ein aktienorientiertes Produkt, in dem Dividendentitel typischerweise deutlich höher gewichtet sind, als das im Durchschnitt der Kategorie der Fall ist; flexible Mischfonds, die theoretisch die Möglichkeit haben, die Aktienquote von null bis 100 Prozent zu fahren, weisen in der Praxis eine Quote von rund 50 Prozent auf. Beim Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen liegt die Aktienquote indes bei gut 80 Prozent. Kein Wunder also, dass der Fonds während der langen Haussephase seit 2012 die eher ausgewogen investierenden Mischfonds seiner Kategorie alt aussehen lässt.

Neu hinzugekommen in das Ranking der beliebtesten Fonds ist der Squad Growth, der von Stephan Hornung und Johannes Köpple gemanagt wird. Hornung ist zugleich Geschäftsführer des Fondsberaters Discover Capital, der sich als Spezialist für günstig bewertete europäische Nebenwerte versteht. Der Fonds zählt zu den besten innerhalb seiner Kategorie. Doch auch hier gilt es, genau hinzuschauen. Da der Fonds langfristig - wie übrigens auch der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen – immer wieder auf Kasse setzt, wurde er von uns als aggressiv anlegender Mischfonds eingestuft. Der Fokus auf kleinkapitalisierte Werte, die in den vergangenen Jahren einen Riesenlauf hatten, hat dem Fonds - unabhängig von den getroffenen Stock Picking-Entscheidungen des Managements im Einzelnen - prinzipiell einen großen Vorteil gegenüber den typischerweise auf Large-Caps fokussierten aggressiven Mischfonds verschafft.

Neu im Jahres-Ranking vertreten ist auch der IP White T („T“ steht für thesaurierend, es gibt auch eine ausschüttende Variante „A“). Der Fonds der Inter-Portfolio, eine Tochter der „Freie Internationale Sparkasse“, die wiederum zur Sparkasse Bremen gehört, wurde erst im Dezember 2014 aufgelegt. Wegen einer zeitweilig sehr guten Performance stieg das Vermögen des Fonds innerhalb der vergangenen zwei Jahre von knapp 50 Millionen auf derzeit gut 240 Millionen Euro.

Fondsmanager Lars Rosenfeld investiert in Aktien und kurzlaufende Unternehmensanleihen und sichert in volatilen Märkten die Aktienquote ab. Das hat in diesem Jahr keine herausragende Performance gebracht, sodass der Fonds im 75. Perzentil der flexiblen Mischfonds landete.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich