Hedgefonds-ETFs unter die Lupe genommen

Welche Rolle Hedgefonds-ETFs im Portfolio spielen können.

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Auch wenn viele sie immer noch als undurchsichtige Anlageklasse betrachten, können Hedgefonds in einem diversifizierten Portfolio durchaus eine sinnvolle Rolle spielen. Denn sie zielen in der Regel auf Erträge, die mit dem breiten Markt wenig korrelieren.

Liquiden Zugang zu der Performance von Hedgefonds in der Verpackung eines ETFs zu schaffen ist eine verlockende Idee. Auch, weil zwischen vielen Anlageklassen häufig eine relativ hohe Korrelation zu finden ist. Hedgefonds haben zwar bei vielen Marktteilnehmern den Ruf der Intransparenz, dennoch glauben wir, dass sie in einem diversifizierten Portfolio durchaus ihren Platz haben können. Sie zielen in der Regel auf Renditen aus Anlagen, die mit den gängigen Märkten wenig Überschneidung haben.

Sechs Emittenten bieten derzeit in Europa sieben Hedgefonds ETFs mit unterschiedlichen Strukturen und Strategien, um Hedgefonds-ähnliche Erträge zu erzielen. Für Investoren ist es manchmal schwierig, die dahinter stehenden Methoden zu unterscheiden oder die Ausgereiftheit des Systems zu beurteilen. Mit diesem Artikel wollen wir die in Europa erhältlichen Hedgefonds ETFs näher beleuchten und jeweils ihre Vorteile und Defizite diskutieren.

Alpha von Beta trennen

Zunächst ist es wichtig, zwischen ETFs zu unterscheiden, die darauf zielen Hedgefonds-Performance nachzubilden und solchen, die die tatsächliche Performance nachvollziehen.

Hedgefonds-Replizierer verlassen sich auf das Hedgefonds-Beta-Konzept. Diesem liegt die Idee zugrunde, dass ein wesentlicher Teil der Hedgefonds-Renditen durch die Einwirkung bestimmter Marktfaktoren, oder auch Beta-Faktoren genannt, erklärt werden können. Dazu gehören etwa Bewegungen des US-Aktienmarkts oder der Wechselkurse. Auf relativ kosteneffiziente, transparente und liquide Weise zielen Hedgefonds-Replizierer auf die Nachbildung des Hedgefonds-Beta. Investiert wird dabei in einen Satz regelbasierter Strategien mit liquiden Basiswerten. Sie versuchen also nicht, die Alpha-Strategien nachzuvollziehen, mit denen auf die Fähigkeiten des Hedgefonds-Managers gesetzt wird. Derzeit gibt es zwei Hedgefonds-Replizierer in Europa, den Source BofAML Hedge Fund Factor ETF (SMLD) und den Goldman Sachs Absolute Return Tracker Index (GAQ1). Beide bedienen sich synthetischer Reproduktion, um die Referenzindizes nachzubilden.

In der zweiten Kategorie der Hedgefonds ETFs wird dagegen die eigentliche Strategie der Hedgefonds-Manager abgebildet. Entweder wird in die Hedgefonds selbst investiert oder die Performance der Hedgefonds-Manager wird synthetisch repliziert. Auf die physische Nachbildung setzen etwa der Marshall Wace TOPS Global Alpha ETF (MWTS) und der Qbasis Futures Fund ETF. Die Indextracker db x-trackers db Hedge Fund Index ETF (DX2Y), db x-trackers db Equity Strategies Hedge Fund Index ETF (XHFE) und UBS-ETF HFRX Global Hedge Fund Index (UIQC) bilden die Performance der zu Grunde liegenden Hedgefonds ihrer Benchmarks über Swaps ab.

Ein risikorelevanter Unterschied ist zudem die Tatsache, ob ein ETF den Anlegern Zugang zu einer einzigen Hedgefonds-Strategie verschafft oder ob ein Produkt mehrere Algorithmen nachbildet. Auf die Rendite von einzelnen Investmentstrategien zielen beispielsweise die Marshall Wace und Qbasis ETFs. Anleger sind damit den Risiken einzelner Hedgefonds-Manager ausgesetzt. Im Gegensatz dazu bieten etwa die db x-trackers und UBS Hedge Fund Tracker durch die Nachbildung mehrerer Strategien unterschiedlicher Hedgefonds-Manager eine größere Streuung.

Zur besseren Übersicht haben wir alle in Europa erhältlichen Hedgefonds-ETFs klassifiziert:

Hedgefonds-Replizierer

Source BofAML Hedge Fund Factor ETF

Goldman Sachs Absolute Return Tracker Index

ETFs mit Nachbildung der Hedgefonds-Performance

Single Hedgefonds-Strategie               

Marshall Wace TOPS Global Alpha ETF

Qbasis Futures Fund ETF

Multiple Hedgefonds-Strategien          

x-trackers db Hedge Fund Index ETF

db x-trackers db Equity Strategies Hedge Fund Index ETF

UBS-ETF HFRX Global Hedge Fund Index SF                     

Wir glauben, dass Investoren die Renditeerwartungen realistisch einschätzen sollten, die mit einem Investment in Hedgefonds ETFs verbunden sind. Diese Gattung kann mit den klassischen ETFs nur bedingt verglichen werden. Ihr Nachteil ist, dass sie auf einer von Natur aus wenig liquiden, intransparenten und teuren Anlageklasse beruhen. Für jedes der beschriebenen Produkte müssen Anleger auf mindestens eine der mit ETFs normalerweise verbundenen Eigenschaften verzichten:  sei es (i) volle Transparenz – jederzeit die Zusammensetzung des zu Grunde liegenden Portfolios zu kennen, (ii) der direkte Zugang – repräsentativen und direkten Zugriff zu der gewünschten Anlageklasse zu erhalten oder (iii) niedrige Kosten.

ETFs, die die tatsächliche Hedgefonds-Performance nachbilden und Zugang zu den echten Renditeströmen eines Hedgefonds bieten, haben den Vorteil, dass sie die eigentliche Hedgefonds-Industrie eher repräsentieren als Replizierer. Ihnen fehlt aber die Transparenz. Auch wenn sie regelmäßig Informationen über die zu Grunde liegenden Strategien und die Struktur ihrer Indizes liefern, werden sie niemals die Zusammensetzung ihrer Indizes auf Basis der einzelnen Bestandteile preisgeben. Zudem sind diese ETFs in der Regel nicht billig. Sie gehören zu den teuersten, die wir bis jetzt gesehen haben. Neben den üblichen Hedgefonds-Gebühren, die jeweils in den Indizes enthalten sind, kommt ein Kostenfaktor von durchschnittlich 100 Basispunkten pro Jahr. Investoren müssen mit zusätzlich 1,5 bis 2,5 Prozent jährlicher Managementgebühr und 20 bis 25 Prozent erfolgsabhängigen Gebühren rechnen.

Die Nachbildung von Hedgefonds gilt als kostengünstigere Variante. Die gesamte Kostenstruktur ist tendenziell niedriger, weil die Durchführung (durch den Einsatz von Computerprogrammen) weniger aufwändig ist. Zudem sind keine Hedgefonds-Gebühren in die Modelle mit eingerechnet. Hedgefonds-Tracker sind in der Regel transparenter, weil sie typischerweise in liquide und bekannte Indizes investieren, deren Zusammensetzung regelmäßig veröffentlicht wird.  Dennoch sollten Investoren nicht mit einer der Hedgefonds-Industrie vergleichbaren Performance in voller Höhe rechnen. Naturgemäß können bei der Nachbildung nur unzureichend die umfangreichen Leistungen des talentiertesten (oder glücklichsten) Managers erreicht werden. Auch fehlt ihnen womöglich die Fähigkeit, Marktveränderungen einschätzen zu können und entsprechend schnell zu reagieren. Denn die eingesetzten Algorithmen leiten die Handlungsempfehlungen aus der Vergangenheit ab. Diese Modelle werden zudem von den Hedgefondsanbietern mit Informationen gefüttert, was naturgemäß zu einer Verzögerung und aufgrund der Freiwilligkeit der Berichterstattung zu Verzerrungen führen kann. Empirische Studien* kamen zu dem Ergebnis, dass die Nachbauten den Originalversionen häufig unterlegen sind, bei einigen Hedgefonds-Strategien sogar sehr deutlich.

* Hasanhodzic und Lo (2007) und EDHEC Risk and Asset Management Research Centre (2009)

Unsere Analysen der vorgestellten Hedgefonds können Sie (in englischer Sprache) unter den jeweiligen Links lesen:


-- db x-trackers db Hedge Fund Index ETF
-- db x-trackers db Equity Strategies Hedge Fund Index ETF
-- UBS-ETF HFRX Global Hedge Fund Index SF
-- MW TOPS Global Alpha ETF
-- Qbasis Futures Fund ETF
-- Source BofAML Hedge Fund Factor Euro ETF
-- Goldman Sachs Absolute Return Tracker Index ETF

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 24. Februar 2011 auf www.morningstar.co.uk. Hortense Bioy, CFA, ist Senior European ETF Analyst bei Morningstar.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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