Dachfonds Marke Eigenbau: Der Baustein-Check

Wie Anleger mit ETFs zu Selbstentscheidern werden. Teil I unserer Serie zum Aufbau optimaler Portfolios: ETFs als Bausteine

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Ob Anlageberater oder Dachfondsmanager, viele Profis haben mit ihrem Rat und ihren Produkten in der Vergangenheit Investoren mit schlechten Renditen und hohen Gebühren oft verärgert. Lange Zeit konnten sie sich dies auch erlauben, da adäquate Alternativen schlichtweg nicht vorhanden waren. Mit dem wachsenden Erfolg von Exchange Traded-Funds (ETFs) hat sich das Bild jedoch in den letzten Jahren stark geändert - zum Vorteil der Anleger. 


Börsennotierte Indexfonds werden zunehmend als günstige und liquide Alternative zu aktiv verwalteten Fonds gesehen. ETFs sind auf manigfaltige Weise in einem Portfolio einsetzbar. Nicht zuletzt wegen der oft mangelhaften Alternativen: Nur etwa ein Drittel der aktiven Fondsmanager schafft es, langfristig Mehrwert zu erzielen. Unter anderem ist dies auf die hohen Kosten von aktiven Fonds zurückzuführen. 

Verschiedene Studien konnten zudem zeigen, dass über die Zeit ca. 80% der Portfoliorendite durch die richtige Asset-Allokation generiert wird. Wegen ihrer überwiegend passiven und kostengünstigen Natur bieten sich ETFs daher als eine attraktive und liquide Alternative bei der Portfoliokonstruktion an.


Wir starten heute eine dreiteilige Serie, in der wir den Selbstentscheidern unter Investoren erläutern, wie ETFs als Portfoliobausteine am besten eingesetzt werden können, sei es taktisch oder strategisch. Zunächst befassen wir uns mit den Vor- und Nachteilen von ETFs als Portfoliokomponenten. Im zweiten Teil erläutern wir, wie ETFs sowohl taktisch als auch strategisch in einem Portfolio eingesetzt werden können. Im dritten und letzten Teil analysieren wir verschiedene Beispielportfolios, die zu 100% aus ETFs bestehen.


Investoren, die zunächst mehr über ETFs erfahren möchten, werden bestimmt in unserem Artikel „Das große Einmaleins der Index-Anlage“ fündig.


ETFs als Portfoliobaustein: Die Vorteile


ETFs weisen eine Reihe an Vorteilen auf, die zur Attraktivität der Produktklasse beitragen. Der wahrscheinlich verkaufsträchtigste sind die geringen Kosten von ETFs. Europäische ETFs kosten im Schnitt 0,45% an Jahresgebühren. Im Vergleich dazu zahlt man für einen aktiv gemanagten Fond im Schnitt 1,80%.  


Weitere Pluspunkte sammeln ETFs für ihre Transparenz und Stabilität. Im Gegensatz zu aktive Fonds können sich ETF-Investoren zu jedem Zeitpunkt darüber informieren, in was ihr Fonds investiert ist. Dies ist sehr wichtig, um die Risiken bei der Asset-Allokation zu definieren und über eventuelle Überschneidungen bei den Portfoliokomponenten informiert zu sein. Bei aktiven Fonds ist dies durchaus schwieriger zu ermitteln. Darüber hinaus schichten ETFs bzw. ihre Referenzwerte höchstens quartalsweise ein paar Prozent des Portfolios bzw. Indexes um. Bei Investmentfonds ist eine jährliche Umschichtung von 100% oder mehr keine Seltenheit. Dies führt unweigerlich zu hohen Handelskosten. 


Bei einer taktischen Asset-Allokation punkten ETFs mit ihrer hohen Liquidität, insbesondere bei illiquiden Märkten. Im Gegensatz zu Investmentfonds, können ETFs intraday gehandelt werden. 


Einen weiteren Vorteil bieten ETFs durch den Zugang zu engen Marktsegmenten. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, Portfolios taktisch in bestimmten Regionen oder Sektoren einfach und schnell über- bzw. unterzugewichten oder bei Anleihen die Duration anzupassen. 


Zudem bieten ETFs immer wieder neue Marktzugänge. Investoren können über diese sehr günstigen und liquiden Investmentvehikel bequem in alternative Anlageklassen investieren, die früher für die meisten Investoren nur schwer erreichbar waren, wie z.B. Rohstoffe und Hedgefonds.


ETFs als Portfoliobausteine: Die Nachteile


Obwohl ETFs viele Vorteile aufweisen, wollen wir Ihnen nicht vorenthalten, dass es auch eine Kehrseite der Medaille gibt. Unter anderem sind hier Maklergebühren und Geld-Brief-Spannen zu nennen. Dies sind zwar nicht unbedingt ETF-spezifische Eigenschaften, sie sollten dennoch von Investoren dem Kostenaspekt im Hinterkopf behalten werden, zumal dann, wenn es um exotische Investments geht: Hier können durchaus hohe Kosten entstehen (mehr zum Thema Kosten finden Sie hier).


Ein weiterer Nachteil bezieht sich auf die schier endlose Auswahl an Produkten. Alleine auf den EURO STOXX 50 Index gibt es über 30 verschiedene ETFs. Das erschwert natürlich die Auswahl zunehmend. Wenn man sich die Neuemissionen der letzten Wochen und Monaten anschaut, ist vorerst kein Ende in Sicht. Es ist daher sehr wichtig die verschiedenen Index- und ETF-Konstruktionen zu verstehen, um eine geeignete Investment-Entscheidung fällen zu können.


Intraday-Liquidität bzw. schnelle Handelbarkeit kann sowohl als Vor- als auch Nachteil aufgefasst werden. Viele Investoren neigen dazu, der Performance hinterherzujagen. Diese Neigung wird durch die kontinuierliche Handelbarkeit natürlich erleichtert. Und wir wissen alle, dass Investoren nicht gerade erfolgreich sind, wenn es darum geht, Renditen zu jagen. 


Fazit


Trotz der genannten Nachteile sind ETFs aufgrund ihrer attraktiven Vorteile ein sehr nützliches Werkzeug für „Do-it-yourself“-Anleger. Im zweiten Teil unserer Serie werden wir der Frage nachgehen, wie Investoren ETFs als strategisches bzw. taktisches Instrument im Kontext der Portfoliokonstruktion nutzen können. 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.