Kaldemorgen-Fonds: Warum wir die Ratings ausgesetzt haben

Die Unsicherheit in Bezug auf die handelnden Personen ist hoch. DWS Akkumula und DWS Vermögensbildungsfonds I jetzt „Unter Beobachtung“.

Natalia Wolfstetter 18.12.2012
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Wir haben uns entschlossen, das Morningstar Analyst Rating von zwei Fonds aufgrund eines möglichen Managerwechsels auszusetzen, auch wenn dieser durch die betreffende Fondsgesellschaft nicht bestätigt wurde. Der DWS Vermögensbildungsfonds I und der DWS Akkumula sind seit gestern Abend „Unter Beobachtung“. 

Fondsmanagerwechsel werden üblicherweise zeitnah und rechtzeitig von den Fondsgesellschaften kommuniziert, woraufhin wir in der Regel die Ratings der betroffenen Fonds aussetzen. Anders ist es im vorliegenden Fall. Die Hinweise haben sich in den vergangenen Wochen verdichtet, dass Klaus Kaldemorgen 2013 die Verantwortung für die beiden DWS-Flaggschiffe für globale Aktien abgeben wird. Dies ist nicht nur verschiedenen Meldungen aus der Presse, sondern zunehmend auch Kreisen der Deutschen Bank zu entnehmen. Von der DWS gibt es bisher keine offizielle Bestätigung, aber auch kein Dementi.

Die deutlich gestiegene Unsicherheit darüber, wer den DWS Akkumula und den DWS Vermögensbildungsfonds I in Zukunft managen wird, hat uns zum Handeln veranlasst. Schließlich sind zahlreiche Anleger betroffen. Das Vermögen der beiden Fonds beläuft sich auf knapp 8 Milliarden Euro.

Das Fondsmanagement und die Researchkapazitäten sind ein wichtiger Pfeiler für unsere qualitative Bewertung von Fonds. Das bisherige Analyst Rating der Fonds lautete „Silver“. Es basierte u.a. auf unserer positiven Einschätzung von Klaus Kaldemorgen und seinem Team. Wenn es Anhaltspunkte dafür gibt, dass Kaldemorgen die Fonds abgeben wird, wird dem Rating eine wichtige Bewertungsgrundlage entzogen.

Ein weiterer wesentlicher Baustein des Analyst Rating ist unsere Einschätzung des Investmentprozesses. Ein Managerwechsel kann auch darauf ausstrahlen. Wenn die bisherige Anlagestrategie mit ihrer prägnanten Top-Down-Komponente im DWS Vermögensbildungsfonds I und DWS Akkumula nicht mehr weitergeführt wird und sich wesentliche Änderungen an der Positionierung der Portfolios, aber auch am Risiko-Rendite-Profil abzeichnen, verliert auch dadurch das bisherige Rating seine Gültigkeit.

Daher ist es folgerichtig, die Ratings der beiden Fonds so lange auszusetzen, bis wir mehr Klarheit über die weitere personelle Entwicklung und die möglicherweise anstehenden Änderungen des Investmentprozesses gewonnen haben. Dies wäre der Fall, wenn entweder Klaus Kaldemorgen als Fondsmanager bestätigt oder ein Nachfolger benannt wird. Wir möchten hier nicht über bestimmte Personen spekulieren, zumal viel auch davon abhängt, wo ein potentieller Nachfolger organisatorisch angesiedelt wird und mit welchen Ressourcen er arbeiten kann. Fondsmanager agieren nicht isoliert im luftleeren Raum, sondern sind auf zu ihrer Anlagestrategie passende Researchkapazitäten angewiesen.

Es ergeben sich demnach viele offene Fragen, die wir in den kommenden Monaten im Kontakt mit der DWS und den verantwortlichen Personen klären müssen, bevor wir wieder Ratings für die betroffenen Fonds vergeben können.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Natalia Wolfstetter  ist Director Fund Analysis bei Morningstar