Warum Gold-ETPs den Goldpreis künftig stützen könnten

Finanzinvestments machen rund ein Drittel der Nachfrage nach dem Edelmetall aus. Bis zum Allzeithoch des Edelmetalls 2012 haben Anleger stark in Gold-Tracker investiert. Diese Produkte sind eine wesentliche Quelle für die Gold-Nachfrage.

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Direkte Gold-Investments über Indexprodukte sind ein noch junges Phänomen: Das erste Gold-Indexprodukt, bei dem das Edelmetall physisch hinterlegt ist, wurde 2003 in Australien aufgelegt. Ein Jahr später brachten State Street und das World Gold Council den bekannten SPDR Gold Shares auf den Markt, der mit einem Vermögen von über 22 Milliarden US-Dollar mittlerweile der größte Gold-Tracker weltweit ist. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe anderer Indexprodukte, über die Anleger direkt in Gold investieren können. Ende 2014 hielten diese Vehikel mehr als 1.600 Tonnen des Edelmetalls. Das entspricht der weltweiten Förderleistung von sechs Monaten.

Übrigens handelt es sich bei diesen Produkten --- ungeachtet der physischen Besicherung --- nicht um europäische Fonds (UCITS) im rechtlichen Sinne. Fonds müssen diversifiziert sein; deshalb werden Gold-Tracker als Inhaberschuldverschreibung und nicht als Sondervermögen aufgelegt, was rechtliche Folgen für die Insolvenzsicherheit haben kann. Wir bezeichnen Gold-Tracker deshalb als ETPs und nicht als ETFs („P“ steht für Product, statt „F“ wie Fund). Einzige Ausnahme ist die Schweiz, wo die Aufsicht Goldfonds als Sondervermögen anerkannt hat – diese sind allerdings außerhalb der Schweiz nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen.

Gold-ETPs spiegeln die Volatilität des Goldpreises wider

Seit ihrer Einführung gehören Gold-ETPs zu den volatilsten Quellen hinsichtlich der Nachfrage nach Gold. Bis 2012 ist der Goldpreis nach oben geklettert, Anleger haben Geld in Gold-ETPs gepumpt und das Lagervolumen dieser Produkte auf einen Spitzenwert von 2.700 Tonnen gehievt.

Grafik: Gold-Nachfrage von ETFs seit 2005

Gold-Nachfrage von ETFs

Spiegelbildlich fungierten diese Produkte auch als Angebotsquelle: Als die Preise in den beiden Folgejahren gefallen sind, stiegen ab 2013 die ETP-Anleger in groß­em Stil aus und fluteten den Markt mit einem Goldangebot von mehr als 1.000 Tonnen. 

ETP Holdings folgen dem Goldpreis

Die Gründe, in Goldballen, Schmuck oder Münzen zu investieren sind die gleichen wie für Investments in Edelmetall-ETPs. Was bei letzteren fehlt, ist allerdings eine Übersicht über die individuellen Gold-Käufer und aus welchen Ländern die Goldnachfrage herrührt. Diese Informationen wären jedoch nützlich, um eine Annäherung darüber zu errechnen, wie wahrscheinlich die jeweiligen Anleger eher in Gold als in alternative Asset-Klassen investieren. Historisch gesehen gibt es eine starke Korrelation zwischen dem Spot-Preis und Investments in Gold-ETPs, gemessen in Tonnen: je höher der Goldpreis, desto mehr Geld fließt in Gold-ETPs.

Grafik: Weltweite Gold-Investments in Tonnen mittels Gold-ETFs

Gold ETF Holdings Global

Aufgrund der starken Korrelation legen wir unsere Preisaussichten für Gold auch unserer Schätzung der Mittelzuflüsse in entsprechende ETPs bis 2020 zugrunde. Da wir weder einen sprunghaften Anstieg, noch ein rasanten Fall der Preise erwarten, rechnen wir mit relativ stabilen Vermögensniveaus bei Gold-ETPs. Anders ausgedrückt bedeutet das, dass börsengehandelte Indexvehikel auf längere Sicht einen geringen Einfluss auf Angebot- und Nachfrage-Volumina beim weltweit wichtigsten Edelmetall haben sollten.

Was bedeutet das für die Zukunft? Anhand dieser These könnten Investments in Gold-ETPs künftig positiv mit der Aktienmarktentwicklung korrelieren. Demnach würden Investoren das Goldgewicht in ihren Marktportfolios bei steigenden Aktienkursen erhöhen, um ihre Goldquote stabil zu halten. Allerdings sollten Anleger beachten, dass dies möglicherweise eine Abkehr vom bisherigen – inversen – Verhältnis zwischen Goldpreis und Aktienmarktentwicklung bedeuten würde. Seit 2011 waren Goldpreis und Aktienkurse negativ miteinander korreliert. So gesehen hat Gold seine diversifizierende Funktion in einem Aktienportfolio erfüllt. Sofern die Aktienmärkte weiter steigen, könnten sich leidgeplagte Goldinvestoren über einen nachlassenden Diversifikationseffekt des Edelmetalls freuen.

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Morningstar Equity Analysts  Morningstar stock and fund analysts cover 2,000 mutual funds, 2,100 equities, and 300 exchange-traded funds.