Wachstumsbranche sucht nach Momentum: Neue ETFs am Markt

Unser ETF-Barometer zeigt, dass 2015 vor allem Aktien-ETFs auf den Markt gebracht wurden. iShares zeigt sich unter den Anbietern am aktivsten, einige neue Strategic Beta ETFs reüssieren, andere weniger.

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Die europäische ETF-Branche eilt von Erfolg zu Erfolg. Wie wir berichtet haben, wurden 2015 Rekordzuflüsse in europäische ETFs erzielt, und das ETF-Vermögen bewegt sich in Europa auf einem Rekordniveau (lesen Sie hier mehr). Die ETF-Branche versteht das Momentum zu nutzen; im vergangenen Jahr kamen zahlreiche neue Produkte auf den Markt, wie aus unserem ETF Barometer hervorgeht, das wir fortan quartalsregelmäßig erstellen, in dem wir heute jedoch zunächst eine Bilanz zum abgelaufenen Jahr erstellen wollen. Zwischen Januar und Dezember 2015 haben wir 174 neue ETPs --- ETFs, ETCs und ETNs --- in Europa gezählt. Diese brachten zum Jahresende 8,7 Milliarden Euro auf die Waage. Wir wollen uns die Neuauflagen im vergangenen Jahr nun etwas genauer anschauen.

Europäische Aktien-ETFs werden am häufigsten aufgelegt

Die neuen Produkte am Markt sind gewissermaßen ein Spiegel des ETF-Markts. Unter den 174 neuen ETPs befinden sich 116 Aktien-ETFs. Der europäische ETF-Markt wird von Aktien dominiert, und das spiegelte sich auch bei den Neuauflagen 2015 wider. Zahlenmäßig dominierten dabei neue europäische Aktienprodukte: 28 bilden europäische Indizes, 10 Eurozonen-Barometer, und acht Aktien-ETFs wurden auf europäische Länderindizes aufgelegt, unter ihnen drei ETFs auf die deutschen Indizes  DAX, DivDAX und MDAX.

Aktienseitig wurden auch etliche US-Indextracker auf den Markt gebracht. Mit 40 neuen Produkten entfiel die größte Anzahl an Einzelländer-ETFs auf US-Aktien, 15 davon bilden Sektorindizes ab. 2015 wurden auch elf ETFs aufgelegt, die japanische Aktienindizes replizieren.

Es folgten mit großem Abstand 29 neue Bond-ETFs und 22 alternative Indexprodukte. Auf der Bond-Seite dominierten ETFs für Unternehmensanleihen, wobei ETFs für Investmentgrade-Anleihen unterschiedlichster Laufzeit den Löwenanteil stellten. Unter den alternativen Produkten befinden sich ausschließlich so genannte Trading-Produkte, vorwiegend gehebelte Short- und Long-Produkte. Nur drei Geldmarkt- und je ein Rohstoff-, Aktien-Renten-Mischprodukt und ein Wandelanleihen-ETF kamen 2015 auf den Markt.

Lyxor Smart Cash ETF bringt am meisten neues Cash

Der größte neue ETF war per Ende Dezember 2015 der Lyxor Smart Cash ETF, der ein Vermögen von 1,16 Milliarden Euro auf die Waage brachte, gefolgt vom Euro Stoxx 50 THEAM Easy ETF (747 Millionen Euro), Lyxor USD Liquid Investment Grade Corporate Bonds ETF (378,7 Millionen Euro) und db x-trackers Russell 2000 (DR) mit einem Vermögen von 371,38 Millionen Euro.

Die beste Performance --- unter Ausschluss von Hebelprodukten --- erzielte seit Auflage der Anfang Januar 2015 lancierte Multi-Faktor ETF Source Goldman Sachs Equity Factor Europe ETF mit einem Plus von 20,9% per Ende Dezember, gefolgt vom Nomura Nikkei 225 USD-Hedged ETF (19,3%) und UBS ETF (IE) Factpr MSCI USAQuality (13,5%).

Die höchsten Verluste seit Auflage mussten dagegen die beiden Goldminenaktien-ETFs Market Vectors Gold Miners A (minus 28%) und Market Vectors Junior Gold Miners A (minus 21,1%) hinnehmen, gefolgt vom Lyxor FTSE Emerging Minimum Variance ETF mit einem Verlust von 20,3% per Ende Dezember.

Strategic Beta ETFs werden nicht nur aufgelegt, sondern auch gekauft

Unsere Übersicht über die neuen Produkte zeigt auch, dass das Modethema Strategic Beta unverändert eine große Rolle für die ETF-Industrie spielt. 70 der neuen ETFs wenden alternative Indexkonzepte an. Das entspricht gut 40% aller neuen Produkte im abgelaufenen Jahr. Immerhin steckten per Ende Dezember 2,34 Milliarden Euro oder 26,9% der Assets in neuen ETFs in solchen Strategien. Das ist deutlich mehr als der Anteil von Strategic Beta am Gesamtmarkt.  Europaweit waren per Ende Dezember nur rund 6,5% der in ETFs investierten Gelder in Strategic Beta ETFs investiert.

Die laufenden Gebühren der neuen Produkte betragen durchschnittlich 0,33%. Die günstigsten Gebühren weist der iShares iBonds Sep 2018 USD Corporate auf. Die höchsten laufenden Kosten liegen bei jährlich 0,95% und werden für den einzigen neuen Wandelanleihe-ETF, UC Thomson Reuters Bal Europ Convert Bd, verlangt.

Die am häufigsten gewählten Underlyings waren Indizes von MSCI, denen 45 neue ETFs folgen, 2015 kamen 17 Tracker auf S&P-Indizes auf den Markt. Es folgen FTSE (14), Barclays und Solactive (11). Drei neue ETFs verwenden Morningstar Indizes als Underlyings.

Kommen wir nun zu den Anbietern. Der aktivste Provider am europäischen ETF-Markt war 2015 iShares mit 25 neuen Produkten. Es dominierten dabei Aktien-ETFs mit 20 Neuauflagen; der Marktführer legte nur fünf neue Bond-ETFs in Europa auf. Per Ende Dezember wies dabei der iShares Euro Corporate Bond BBB-BB mit knapp 270 Millionen Euro das größte Vermögen der neuen iShares ETF auf.

iShares legt am fleißigsten auf, Lyxor im Vertrieb am erfolgreichsten

Auch bei der BlackRock-Tochter ging es bei den neuen Produkten vorwiegend um die Vervollständigung einer breiten Produktpalette und weniger um die Abdeckung großer Indizes mit Basisinvestments. Weniger vornehmen formuliert handelt es sich bei den neuen Produkten eher um Nischenprodukte. Hierzu gehörten auch 10 Strategic Beta ETFs. Die Produkte auf Strategie-Indizes deckten dabei Faktoren wie Value, Quality, Size und Momentum ab. Es kamen aber auch drei Multi-Faktor ETFs von iShares auf den Markt. Bei Bonds wurden unter anderem auch ETFs auf Euro- und US Staatsanleihen mit sehr langen Laufzeiten aufgelegt. Insgesamt wiesen die 25 neuen iShares ETFs per Ende Dezember ein Vermögen von genau einer Milliarde Euro auf. Dabei erwirtschaftete der iShares MSCI Europe Quality Factor mit einem Plus von 11,5% die beste Performance seit Auflage am 16.1.2015. Die schwächste Performance der neuen iShares Produkte musste der iShares MSCI China A hinnehmen, der auf dem Höhepunkt der China A-Shares-Hype, am 8.4.2015, aufgelegt wurde und bis Ende Dezember gut 19% verlor.

An zweiter Stelle folgte Lyxor mit 18 neuen Produkten. Hier war der Asset-Klassen Mix ausgewogener: elf Aktien-, fünf Bond- und zwei Geldmarkt-ETFs wurden von Europas drittgrößtem ETF-Anbieter auf den Markt gebracht. Das mit Abstand höchste Volumen --- 1,16 Milliarden Euro --- war per 31. Dezember 2015 im bereits erwähnten Geldmarktprodukt Lyxor Smart Cash ETF investiert. Der erst Anfang September 2015 aufgelegte Lyxor USD Liquid Investment Grade Corp Bonds ETF wies ein Vermögen von 378,7 Millionen Euro auf. Dieser in US Investment Grade Anleihen investierende ETF konnte die beste Performance seit Auflage erzielen, nämlich plus 2,9%.

Ansonsten mussten die neuen Lyxor Produkte nach ihrer Auflage überwiegend Verluste hinnehmen. Die höchsten Einbußen erlitt der Lyxor FTSE Emerging Minimum Var ETF; dieser Strategic Beta ETF verlor seit Auflage Anfang Januar 2015 gut 20%. Der Ende Juni aufgelegte ETF Lyxor JPM Europe Value Factor ETF, der auf Substanzwerte setzt, verlor per Ende Dezember 16,8%.

Jeweils 17 neue ETPs brachten SG Issuer, eine auf ETNs spezialisierte Tochtergesellschaft von Société Générale, und State Street auf den Markt. SG Issuer legte im vergangenen Jahr vorwiegend gehebelte Währungs- und Rohstoff-ETNs auf den Markt, State Street brachte vorwiegend Aktien-ETFs auf den Markt. Es folgten UBS mit 15 neuen ETFs, Commerzbank (14) und Deutsche Bank (13).

Mit Blick auf das höchste verwaltete Vermögen in neuen ETFs lag Lyxor per Ende Dezember – vor allem Dank des Lyxor Smart Cash ETF – mit einem Vermögen von 2,38 Milliarden Euro vor der Deutschen Bank mit 1,25 Milliarden Euro und iShares mit 1,00 Milliarden Euro.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah und Valerio Baselli  Ali Masarwah ist Chefredakteur von Morningstar Deutschland, Österreich und Schweiz, Valerio Baselli ist leitender Redakteur bei Morningstar in Paris