Morningstar Nachhaltigkeits-Atlas veröffentlicht

Die aktuelle Fassung des Morningstar Nachhaltigkeits-Atlas ist da! Das Barometer zeigt per Ende August, welche Länder die nachhaltigsten Unternehmen haben. Unsere Analyse enthält auch die Messung der Karbon-Intensität und des Karbon-Risikos auf Länderebene.

Valerio Baselli 24.10.2019
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Anleger, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, verfügen mit unserem Sustainability-Research ein nützliches Tool, um das Nachhaltigkeitsprofil auf Fonds- und Indexebene zu analysieren. Investoren können anhand des auf Portfolio-Ebene ansetzenden Researchs prüfen, welche Finanzinstrumente eine gute Nachhaltigkeits-Bilanz aufweisen. Unsere Morningstar Sustainability Ratings liefern - wie auch unsere Sterne-Ratings - einen einfachen und zugleich robusten Indikator. 

Doch unser ESG-Research, das auf dem Einzeltitel-Research von Sustainalytics aufsetzt, kann mehr. Unter anderem haben wir im vergangenen Jahr ein Tool entwickelt, welches das Karbon-Risiko auf Portfolioebene misst. Das haben wir nunmehr auch in unserem halbjährlich berechneten Morningstar Sustainability Atlas aufgegriffen.     

Kommen wir zunächst zum Update des beliebten Formats, das die Fragen beantwortet, in welchen Ländern sich die meisten Unternehmen mit einer guten Nachhaltigkeits-Bilanz finden lassen, wo Kontroversen und Skandale besonders virulent sind, und wie die einzelnen ESG-Faktoren, Umwelt, Soziales und Governance, gewichtet sind.  

Morningstar Sustainability Atlas für die Top-down-Perspektive 

Die Nachhaltigkeits-Bilanz von 46 Morningstar Länder-Indizes haben wir in der aktuellen Fassung des „Morningstar Sustainability Atlas“ per Ende August 2019 festgehalten. Sie decken sowohl Schwellenländer wie auch Industrieländer ab und machen 97 Prozent der globalen Aktienkapitalisierung aus. Bei unserer Länderübersicht kommt das identische Verfahren zum Einsatz, mit dem wir auch Investmentfonds (einschließlich ETFs) auf ihre ESG-Bilanz prüfen.  

Um die Nachhaltigkeit auf Indexebene zu vergleichen, messen wir die Portfolio Sustainability Scores, die sich aus den jeweiligen ESG-Scores abzüglich der Controversy Scores zusammensetzt. Der Portfolio Sustainability Score ist hier also die um Skandale und Kontroversen bereinigte ESG-Bilanz der 46 Länderindizes.  

Kommen wir nun zu den Ergebnissen unserer Untersuchung. Sie ist nach Nachhaltigkeits-Scores sortiert und der Übersicht halber in Quintilen zusammengefasst, die entsprechend farblich gekennzeichnet sind. Länderindizes im nachhaltigsten Quintil sind dunkelgrün markiert, gefolgt von einem hellgrünen Cluster. Das mittlere Quintil ist gelb koloriert, gefolgt von den orange- und rotmarkierten Quintilen, welche die globalen Schlusslichter bilden.  

Skandinavien und die Niederlande toppen das Ranking nach Sustainability Scores

Unverändert schneiden europäische Indizes in der Sustainability-Bilanz weltweit am besten ab. Darauf deutet der überwiegend grüne Grundton unserer ESG-Heatmap in Europa hin. Per Ende August 2019 schneidet Finnland mit einem Score von 59,7 Punkten (von 100 maximal möglichen) am besten ab. Nokia (IT), Kone (Maschinenbau) und Neste Corp (Energie) zählen zu den Leadern in ihren Branchen weltweit.

Es folgen der dänische Aktienmarkt, der mit ESG-Outperformern wie Vestas Wind und Novo Nordisk glänzt, sowie der niederländische mit Scores von jeweils mehr als 58 von 100. Auch Portugal, Frankreich, Norwegen und Schweden scheiden per Ende August sehr gut ab. 

Die Region D-A-CH fällt ein wenig ab, und nur der Morningstar Deutschland-Index landet im ersten Nachhaltigkeitsquintil. Die Indizes für Österreich und die Schweiz befinden sich mit Scores von 53,8 bzw. 54,57 Punkten komfortabel im zweiten Quintil. 

Die beste Nachhaltigkeits-Bilanz außerhalb Europas weist der Morningstar Kolumbien Index auf, was auf den ersten Blick erstaunt. Die Benchmark hat bereits seit Jahren eine überdurchschnittliche Sustainability-Bilanz, weil die beiden Schwergewichte Bancolumbia und Cenemtos Argos gute Scores aufweisen.  

Grafik: Der Morningstar Sustainability Atlas im ÜberblickSus Atlas H2 1

Unverändert schwach schneiden die Indizes Russlands, Chinas und der meisten nahöstlichen Staaten ab. Qatar kann sich mit dem zweifelhaften Titel des am wenigsten nachhaltigen Marktes schmücken. Doch nicht nur Schwellen- und Entwicklungsländer schneiden unterdurchschnittlich ab. Die USA landen erneut im zweitschlechtesten Index-Quintil, wie auch Kanada, Polen und Tschechien.    

Im Einzelnen schneidet der Morningstar Portugal Index aus Umweltsicht weltweit am besten ab. Der Index Morningstar Dänemark ist mit Blick auf Einhaltung sozialer Kriterien top, und die Niederlande landen mit Blick auf Corporate Governance, also bei den Grundsätzen der guten Unternehmensführung, ganz weit vorn.

Die Karbon-Intensität und das Karbon-Risiko 

Seit Mai 2018 berechnen wir die Carbon Metrics auf Fondsebene. Sie ermöglichen es Investoren, die Umweltauswirkungen und Risiken des Klimawandels für ihre Portfolios zu untersuchen. Die Fonds mit den besten Werten erhalten die Morningstar Low Carbon Designation, was darauf hindeutet, dass die Unternehmen im Portfolio mit dem Ziel identifizieren, den Übergang zur kohlenstoffärmeren Wirtschaft zu gewährleisten.

Besonders im Fokus von Anlegern liegt jedoch der Carbon Risk. Diese Kennzahl bewertet, ob bzw. inwiefern das Geschäftsmodell eines Unternehmens durch den Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft gefährdet ist. Unternehmen mit niedrigem CO2-Risiko sind am besten gerüstet, um zu gedeihen, wenn sich die Welt von fossilen Brennstoffen verabschiedet hat.

Die Risiken sind mannigfaltig. Der Klimawandel könnte nicht nur physische Vermögenswerte, sondern sogar auch das Geschäftsmodell insgesamt gefährden. Unternehmen können auch von der Politik oder der Regulierung, welche sie zur Senkung von Treibhausgasemissionen drängen, betroffen sein; Anlagen, bei denen die Nutzung fossiler Brennstoffe im Vordergrund steht, könnten zu sogenannten Stranded Assets mutieren, also als totes Kapital abgeschrieben werden. Auch kann eine veränderte Wahrnehmung der Öffentlichkeit die Marken von Unternehmen schädigen.

Beim Carbon Risk werden bestimmte Wirtschaftssektoren per se als riskant eingestuft. Energie wird bei weitem als die riskanteste Branche eingestuft, gefolgt von Versorgern, Rohstoffherstellern und Industrieunternehmen. Am unteren Ende des Risikospektrums finden sich die Branchen Gesundheit und Technologie.

Diese Methodologie schlägt sich wie folgt im Nachhaltigkeitsatlas nieder. Wie die untere Karte zeigt, weisen westeuropäische Märkte wie die Schweiz, die Niederlande, Dänemark, Schweden und Belgien das niedrigste Karbonrisiko aus.  

Die USA mögen zwar der größte CO2-Emittent der Welt sein, aber die hohen Gewichtungen von Gesundheits- und Technologieunternehmen im Morningstar USA Index geben mit Blick auf börsennotierte Unternehmen ein anderes Bild ab.  

Auf der anderen Seite steht der russische Markt, bei dem fast 60 Prozent seiner Marktkapitalisierung im Bereich Energie verortet ist. Entsprechend zeigt dieser Markt das höchste CO2-Risiko weltweit. Ebenfalls mit einem erheblichen Kohlenstoffrisiko behaftet sind die energieintensiven Märkte Polen und Chile. 

Graphik: Das Karbonrisiko im FokusSus Atlas H2 2

 

Die vollständige Version des aktuellen Morningstar Sustainability Atlas, einschließlich der Übersicht über Kontroversen sowie die Einzelbewertungen zur Umweltbilanz, zur sozialen Bilanz und zur Governance-Bilanz, können Sie hier kostenlos bestellen. 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Valerio Baselli

Valerio Baselli  ist Redakteur bei Morningstar.