Value-ETFs mit positiven Morningstar Analyst Ratings

Im letzten Teil unserer Serie zu Value Investments stellen wir einige Value-ETFs mit positiven Morningstar Analyst Ratings vor. 

Ali Masarwah 13.11.2020
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ETF trading article

 

Im ersten Teil der Serie zu Value-Investing haben wir illustriert, wie tief das Tal der Tränen ist, das Value-Aktien, vor allem jedoch Value-Anleger, durchschreiten. Wir sind auch auf die möglichen Ursachen der schlechten Wertentwicklung des Value-Stils im Vergleich zum Growth-Stil eingegangen. Wir haben dennoch festgehalten, dass unverändert einiges dafür spricht, dass das, was langfristig gut funktioniert hat, auch für die Zukunft relevant bleiben wird. Value ist also keinesfalls auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen. 

Im zweiten Teil der Serie haben wir die Gretchenfrage gestellt, welche Wege zum Erfolg führen könnten? Wir habne zwei idealtypische Zugänge zum Value-Stil vorgestellt, die Anlegern zumindest eine grobe Orientierung geben, wenn es darum geht, einen ersten Zugang zur Praxis von Value-Investments zu eröffnen.

 

Zum Schluss stellen wir Ihnen einige Value-ETFs vor, die in Unternehmen aus Europa, den USA und weltweit investieren. Sie finden bei der Erstnennung hinter dem Namen der bewerteten ETFs einen Hyperlink, der Sie zum Portrait des jeweiligen ETFs führt, wo Sie noch reichlich Daten und Kennzahlen finden.  

Invesco FTSE RAFI US 1000 ETF 

Dem Invesco FTSE RAFI US 1000 ETF liegt ein Index zugrunde, der als einer der ersten den Zusammenhang zwischen Marktpreisen und Portfoliogewichtungen durchbrochen hat. Die Gewichtung der Aktien erfolgt auf der Grundlage mehrerer fundamentaler Messgrößen, wie Buchwert, Cashflow, Umsatz und Dividendenrenditen. Zugleich wird ein diszipliniertes Rebalancing-vorgenommen. Diese Kombination dürfte dem Fonds langfristig einen Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern verschaffen. Wir mögen diese Value-Strategie, auch wenn sie zuweilen Aktien mit sich verschlechternden Fundamentaldaten übergewichten kann. Grund dafür ist, dass die Kennzahlen, die der Index verwendet, um seine Bestände zu gewichten rückwärtsgerichtet sind. Das kann zur Folge haben, dass die Marktpreise bereits Ereignisse einpreisen, die zukunftsgerichtet sind, die der Algorithmus allerdings so nicht antizipieren kann. 

Der FTSE RAFI U.S. 1000 Index setzt sich aus den 1.000 US-Firmen aus dem FTSE U.S. All Cap Index zusammen, welche die besten Value-Werte auf sich vereinen. Zur Bestimmung der Gewichtung der Aktien wird das Verhältnis des Cashflows, der Umsätze, der Dividenden und des Buchwerts jeder Aktie zu den Gesamtwerten jeder Kennzahl. Zur Minimierung der Volatilität und zur Senkung des Rebalancing-Umsatzes verwendet der Algorithmus Fünfjahresdurchschnitte für jede Messgröße mit Ausnahme des Buchwerts, für den er die aktuellen Zahlen verwendet. Der Index wird jährlich im März rekonstituiert. Obwohl er kein klassischer Value-ETF ist, weist der Invesco FTSE RAFI US 1000 häufig eine Value-Neigung auf, wodurch er sich von marktkapitalisierungsgewichteten Strategien unterscheidet. 

Bisher hat der Ansatz des Fonds gut funktioniert. Seit seiner Auflegung übertraf der Invesco FTSE RAFI US 1000 Index den Russell 1000 Value Index um 2,10%. Die annualisierte Rendite des Fonds hat auch die durchschnittliche Rendite der großvolumigen Morningstar-Kategorie um 1,95% übertroffen. 

Mit laufenden Kosten von 0,39% ist der Fonds allerdings teurer als einige seiner ETF-Wettbewerber. Infolgedessen ist das Morningstar Analyst Rating auf „Silver“ beschränkt.  

IShares Edge MSCI USA Value Factor ETF 

Der IShares Edge MSCI USA Value Factor ETF ist eine solide Value-Index-Strategie, die bei der Gewichtung einen sektorneutralen Ansatz verfolgt und auf die billigsten Aktien innerhalb jedes im Mutterindex Sektors abzielt. Dadurch vermeidet der Fonds Klumpenrisiken auf Branchenebene, die sich bei Value-Fonds häufig vorfinden lässt. Obwohl der Fonds stärker in höher bewerteten Sektoren engagiert ist, etwa in Technologie-Aktien, ist er stärker Value-orientiert als die meisten seiner Konkurrenten. 

Der MSCI USA Enhanced Value Index wählt die günstigsten Aktien aus jedem Sektor des MSCI USA Index aus. Der Value-Charakter leitet sich aus einer Kombination der Kennzahlen Kurs/Buchwert, Kurs/Forward Earnings und Unternehmenswert/Betriebs-Cashflow (diese letzte Metrik wird nicht auf den Finanzdienstleistungssektor anwendet). Der Algorithmus wählt dann die an den günstigsten bewerteten Aktien aus, bis er eine vorher festgelegte Zielanzahl von Wertpapieren erreicht, die zwischen 20% und 40% der Marktkapitalisierung des Mutterindex ausmacht. Eine festgelegte Anzahl von 150 Aktien, die den Schnitt machen, wird sowohl nach der Stärke ihrer Value-Eigenschaften als auch nach ihrer Marktkapitalisierung gewichtet. 

Diese Strategie hat jedoch auch Nachteile. So entscheidet der Markt über die Sektorgewichtungen. Wenn ein Sektor hoch bewertet ist, wird dieser im ETF ein größeres Gewicht bekommen als marktkapitalisierungsgewichtete Vergleichsindizes. Spiegelbildlich erhöht er nicht das Gewicht von Branchen, die Kursverluste verzeichnet haben. Die sektorneutrale Gewichtung erfordert auch ein häufigeres Rebalancing, was die Transaktionskosten erhöhen kann. Die Benchmark des Fonds wendet jedoch Umsatzpufferregeln an, um das Problem zu lösen. 

Die niedrigen Kosten von 0,20% sind ein weiterer Vorteil. Aufgrund des sektorneutralen Ansatzes geht die Strategie höhere relative Risiken ein als die meisten passiven Vergleichs-Fonds. Insgesamt hält der ETF das Morningstar Analyst Rating „Silver“. 

SPDR S&P Euro Dividend Aristocrats ETF

Wir sind zuversichtlich, dass die SPDR S&P Euro Dividend Aristocrats ETF auch langfristig die Konkurrenz in der Kategorie „Aktien Eurozone Standardwerte“ in den Schatten stellen wird. Wir haben das Morningstar Analyst Rating daher zuletzt von „Bronze“ auf „Silver“ heraufgestuft. 

Dieser ETF wählt ein Portfolio von 40 -Unternehmen der Eurozone aus, die ihre Dividenden über einen Zeitraum von mindestens 10 Jahren erhöht oder beibehalten haben. Die Holdings werden nach der Dividendenrendite gewichtet. Die Gewichtung der Einzeltitel ist auf 5%, die der Sektoren auf 30% begrenzt, was eine angemessene Diversifizierung gewährleistet. Die Konstituenten müssen eine Ausschüttungsquote von nicht mehr als 100% und eine Marktkapitalisierung von über 1 Milliarde USD aufweisen. Wir sind der Meinung, dass die Strategie durch die Einführung von Rentabilitäts- und Solvenz-Screens verbessert werden könnte, um die Nachhaltigkeit der künftigen Dividendenzahlungen zu gewährleisten. 

Der Index wird jährlich im Juni neu gewichtet. Die größten Länderengagements sind Deutschland und Frankreich (jeweils 30%-35%), gefolgt von Finnland (15%-20%) und Italien (5%-10%). Die Industrie ist mit einer Gewichtung von 20%-25% der größte Sektor im Index, gefolgt von Versorgern (17%-22%) und Rohstoffen, zyklische Konsumgüter und Finanzdienstleistungen (jeweils 10%-15%). 

Der Fonds hat sowohl die Benchmark als auch den Durchschnittsfonds der Kategorie in den letzten drei und fünf Jahren deutlich übertroffen. Mit 0,30% ist dieser Fonds einer der preiswertesten in der Kategorie, obwohl mehrere billigere, passive Alternativen verfügbar sind. 

SPDR S&P US Dividend Aristocrats 

Dieser ETF implementiert ebenfalls die „Dividend Aristocrats“-Methode des Indexanbieters S&P auf den US-Aktienmarkt an. Der Index wählt Unternehmen mit einer langen Erfolgsgeschichte steigender Dividenden aus und begünstigt so auf natürliche Weise Unternehmen mit Wettbewerbsvorteilen, stabilen Ertragsaussichten und hohen Dividendenrenditen. Die Aktien stammen aus dem S&P Composite 1500 Index; sie müssen in 20 aufeinander folgenden Jahren ihre Dividenden erhöht haben. Da die Unternehmen jedoch nicht zur Zahlung von Dividenden verpflichtet sind, gibt es keine Garantie dafür, dass diese weiter steigen. Der Index wird einmal pro Jahr im Januar neu zusammengestellt und vierteljährlich neu ausbalanciert. 

Der Index wählt nur Unternehmen aus, die eine Mindestkapitalisierung (Free Float) von zwei Milliarden Dollar sowie ein durchschnittliches Handelsvolumen von mindestens 5 Millionen Dollar pro Tag aufweisen. Die Unternehmen werden nach der Dividendenrendite gewichtet, es gilt eine 4%ige Obergrenze für die Gewichtung einzelner Aktien; das Portfolio hat in der Vergangenheit eine Mid-Cap-Value Neigung aufgewiesen. 

Das Branchenengagement hat sich in den letzten zwei Jahren wesentlich vom Markt verschoben. Im Vergleich zum Russell 1000 Value-Index sind die historischen Untergewichtungen der Strategie in Finanzwerten und Energie sowie die Übergewichtung der defensiven Verbraucherwerte zurückgegangen. Dennoch setzt die Strategie weiterhin auf Sektoren, die attraktivere Renditen bieten, wie z.B. Industrie und Energie. 

Nach der ersten Hälfte des Jahres 2020 sah die COVID-19-Pandemie viele Unternehmen ihre Dividendenpolitik kürzen oder reduzieren. Im Vergleich zu ihren globalen Konkurrenten zeigten sich die US-Unternehmen jedoch viel widerstandsfähiger, da etwa 7% des Universums die Dividenden kürzten. 

Die Strategie dürfte auch weiterhin attraktive risikobereinigte Renditen bietet, zumal die Kosten mit 0,35% durchschnittlich ist im Vergleich mit anderen ETFs. Sie kann jedoch aufgrund ihres Stils zeitweise anfällig für Perioden erhöhter Volatilität sein, wodurch das Morningstar Analyst Rating auf „Silver“ beschränkt ist. 

Vanguard FTSE All World High Dividend Yield ETF 

Der Vanguard FTSE All World High Dividend Yield ETF hält das Morningstar Analyst Rating „Bronze“. Damit bekräftigen wir unser Vertrauen in die Fähigkeit des ETFS, den Durchschnittsfonds in der Kategorie der global anlegenden Dividendenfonds langfristig zu übertreffen. Wir sind der Meinung, dass dieser kostengünstige börsengehandelte Fonds einen vernünftigen Ansatz bietet und mit einem einzigen Investment einen effizienten Zugang zu globalen Dividendenwerten ermöglicht. 

Der FTSE All-World High Dividend Yield Index leitet sich aus dem FTSE All-World Index ab und besteht aus seinen dividendenstärksten Aktien (nicht enthalten: Immobilien- und Closed-end Funds). Er setzt sich aus fast 1.500 Unternehmen zusammen, von denen erwartet wird, dass sie in den nächsten 12 Monaten Dividenden zahlen, und die auf einer Marktkapitalisierungsbasis gewichtet sind. Die Zusammensetzung des Index wird halbjährlich im März und September überprüft, und er wird zu diesen Stichtagen neu gewichtet. 

Diese Strategie führt zu einer geringen Umschlaghäufigkeit und stellt sicher, dass das Portfolio breit und gut diversifiziert bleibt. Im Gegensatz zu anderen dividendenorientierten Indizes bewertet der FTSE All-World High-Dividend Yield Index nicht die Fähigkeit der Unternehmen, ihre Dividendenzahlungen aufrechtzuerhalten. 

Die USA machen typischerweise 40% bis 50% des Gewichts aus, gefolgt von Großbritannien (9%-11%) und Japan (5%-8%). Schwellenländer machen derzeit 9%-12% des Portfolios aus. Auf Sektorebene machen Finanzdienstleister 25%-30% aus und sind damit der größte Sektor, gefolgt von Energie (10%-12%), defensiven Konsumgütern und Gesundheitsaktien (jeweils 9%-11%). 

Der ETF hat während der letzten drei Jahre eine überdurchschnittliche risikobereinigte Performance im Vergleich zu Konkurrenten in dieser Kategorie, zu der auch aktiv verwaltete Fonds gehören, gezeigt. Darüber hinaus hat dieser optimierte Vanguard-Fonds seine Benchmark übertroffen. Wir führen dies auf die Qualität seiner Portfolio-Optimierung sowie auf seine Domizilierung in Irland zurück, die es ihm ermöglicht, die Dividendenquellensteuer einer Reihe von Ländern zurückzufordern. 

Mit einer laufenden Belastung von 0,29% ist dieser Fonds der günstigste globale Dividenden-ETF, der in Europa angeboten wird.

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Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich