Fondsgebühren im Sinkflug - Indexfonds geben den Takt vor

Die Gebühren von Fonds gehen in Europa seit Jahren zurück. Wir haben untersucht, wie sich die Kosten in zwölf Fondskategorien seit 2013 entwickelt haben. Der Trend ist klar: Anleger drängen immer stärker auf Gebührensenkungen. Teil I unserer Untersuchung: Die Übersicht.   

Ali Masarwah 08.12.2020
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Die Kosten für Fonds in Europa sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Dies geht aus einer Untersuchung der Kostenentwicklung bei zehn Aktien-Fondskategorie und zwei Rentenfonds-Kategorien seit 2013 hervor, die 26 Prozent aller Gelder in Langfristfonds in Europa auf sich vereinen. Die durchschnittlichen Kosten quer über alle untersuchten Kategorien hinweg, gemessen an der Kostenkennziffer Ongoing Charge (laufende Gebühr), sind vermögensgewichtet zwischen 2013 und Ende Oktober 2020 um 31 Prozent auf 0,69 Prozent gesunken. 

Interessant ist, dass die einfach gewichteten Durchschnittskosten weniger stark gefallen sind auf deutlich höherem Niveau liegen als die kapitalgewichteten Kosten. Genauer gesagt gingen die Durchschnittskosten im Untersuchungszeitraum um 19 Prozent auf 1,17 Prozent zurück. Das bedeutet, dass Anleger zunehmend in günstigere Fonds investieren und teure Produkte verstärkt links liegen lassen – oder ganz verkaufen. 

Es handelt sich bei unserer Untersuchung um eine Gesamtschau des Marktes. Es wurden also institutionelle Fondstranchen und Fondstranchen für Privatanleger betrachtet. Ausgeschlossen wurden lediglich solche Fonds, die offenkundig für spezielle Beratungsmandate aufgelegt wurden. Das hatte zur Folge, dass aktiv verwaltete Fonds mit Gebühren von unter 0,15 Prozent an jährlichen Kosten sowie nichtbörsennotierte Indexfonds mit Kosten von weniger als 0,04 Prozent an Gebühren ausgeschlossen wurden. Alle anderen institutionellen und semi-institutionellen Fondstranchen sind jedoch in der Untersuchung enthalten. Das wiederum bedeutet, dass Privatanleger typischerweise deutlich höhere Gebühren bezahlen als die oben erwähnten 0,69 Prozent (vermögensgewichtet) bzw. 1,17 Prozent (einfacher Durchschnitt).

Gebührensenkungen: Der Anlegererfolg hat mehrere Väter

Der Gebührenrückgang hat eine wichtige Ursache: Anleger werden sich zunehmend bewusst, wie wichtig es ist, die Kosten eines Investments niedrig zu halten. Das hat sie in den vergangenen Jahren dazu veranlasst, Fonds mit niedrigeren Kosten zu bevorzugen. Das hat das Wachstum von Indexfonds beschleunigt. Doch auch die aktiven Manager stellen sich zunehmend dem Konditionen-Wettbewerb. Viele haben die Gebühren gesenkt – sei es aus defensiven Motiven, um mit der Konkurrenz mithalten zu können, sei es aus offensiven Motiven, also um den Konkurrenten Marktanteile abzujagen. 

Doch auch regulatorisch bedingte Veränderungen im Vertrieb haben den Kostenrückgang bedingt. In einigen Ländern, etwa in den Niederlanden oder Großbritannien, wurden Kickbacks verboten, was dazu geführt hat, dass die Fondskosten in diesen Ländern um die Vertriebsgebühr entschlackt wurden.

Der Rückgang der Gebühren ist ein starkes Plus für die Anleger. Nicht nur unsere Untersuchungen haben immer wieder gezeigt, dass Gebühren ein zuverlässiger Indikator für künftige Erträge sind. Kostengünstige Fonds haben im Allgemeinen größere Chancen, zu überleben und ihre teureren Konkurrenten zu übertreffen. 

Indexfonds geben den Takt vor

Kommen wir nun zu den Details der Studie. Wie wir in der Vergangenheit häufig angemerkt haben, funktioniert der Wettbewerb in der Indexfondsindustrie am besten. Hier ist der Konditionenwettbewerb unerbittlich. Das wird durch den besonders starken Gebührenrückgang bei Indextrackern illustriert. Kapitalgewichtet sanken die Kosten von Indexfonds seit 2013 um 44 Prozent auf 0,19 Prozent. Seit 2019 belief sich der Rückgang auf ordentliche sieben Prozent. 

Deutlich gedämpfter war der Kostenrückgang bei aktiv verwalteten Fonds. Zwischen 2013 und 2020 gingen die Kosten aktiv verwalteter Fonds in den ausgewählten zehn Kategorien um 18 Prozent auf 1,12 Prozent zurück. 

Auf Ebene der Asset-Klassen war der Gebühren-Rückgang zwischen 2013 und 2020 bei Aktien- und Rentenfonds mit jeweils rund 30 Prozent vergleichbar hoch. Bis 2017 waren die sinkenden Kosten bei Aktienfonds markanter als bei Rentenfonds; seit 2017 hat sich das Bild ins Gegenteil verkehrt. Dies geht auf die zunehmende Proliferation von passiven Rentenfonds zurück. Angesichts des Renditerückgangs an den Anleihenmärkten überrascht nicht, dass Anleger bei Rentenfonds viel mehr auf die Gebühren achten als in früheren Zeiten, als die Renditen noch sprudelten.

Die unteren Tabellen illustrieren zum einen die Kostenentwicklung Jahr für Jahr auf Ebene der Asset Klassen, und zum anderen den Gebührentrend bei den zwölf untersuchten Kategorien – in diesem Fall kapitalgewichtet. 

Tabellen: Fondskosten bei Asset Klassen und Fondskategorien von 2013 bis heuteFund fees oveview

Hier gelangen Sie zur vollständigen Studie „European Fee Study 2020“(in englischer Sprache).

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Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich