In vielen Ländern sinken die Fondsgebühren

Provisionsbasierte Fonds bleiben allerdings teuer und können zu Fehlanreizen führen. 

Natalia Wolfstetter 06.04.2022
Facebook Twitter LinkedIn

Fondsgebühren

Unsere weltweite Vergleichsstudie zu den Rahmenbedingungen für Fondsanleger und Fondsanlegerinnen (Global Investor Experience) fokussiert sich diesmal auf die Gebühren, die bei Fondsinvestments anfallen. Wie schon in der Vergangenheit untersuchten wir die Bedingungen in 26 Ländern weltweit und vergaben Noten auf einer fünfstufigen Skala:


• Top
• Above Average
• Average
• Below Average
• Bottom

Die folgende Graphik zeigt, wie die 26 Länder in unserer Auswertung abgeschnitten haben.

 

Fondsgebühren

 

Die wichtigsten Erkenntnisse

 

  • In den meisten der 26 untersuchten Märkte sind die durchschnittlichen Kostenquoten für inländische wie auch für alle zum Vertrieb in einem Land zugelassenen Fonds seit der Studie von 2019 gesunken. Dies liegt daran, dass mehr Geld in günstigere Produkte geflossen ist, aber auch an Gebührenanpassungen. In Märkten, in denen private Anlegerinnen und Anleger Zugang zu mehreren Vertriebskanälen haben, sind sich die Menschen zunehmend der Bedeutung von Gebühren bewusst, was dazu geführt hat, dass sie kostengünstigere Fondsanteilsklassen bevorzugen.

 

  • Preiskämpfe im ETF-Bereich haben die Fondsgebühren weltweit unter Druck gesetzt. In den USA hat der Wettbewerb die Gebühren bei manchen Indexfonds und ETFs auf Null getrieben, und diese Wettbewerbskräfte erfassen zunehmend andere Bereiche des Fondsmarktes.

 

  • In Märkten, in denen Banken den Fondsvertrieb dominieren, gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Marktkräfte allein die Kostenquoten für private Anlegerinnen und Anleger senken. Dies zeigt sich besonders deutlich in Märkten wie Italien, Taiwan, Hongkong und Singapur.

 

  • Außerhalb Großbritanniens, der Vereinigten Staaten, Australiens und der Niederlande ist es selten, dass Anlegerinnen und Anleger direkt für Finanzberatung bezahlen. Ein Mangel an Vorschriften zur Begrenzung von Ausgabeaufschlägen und Vertriebsprovisionen kann dazu führen, dass viele Menschen für Beratung zahlen, die sie nicht suchen oder erhalten. Selbst in Märkten, in denen Anteilsklassen ohne Bestandsprovisionen verkauft werden, sind sie für den durchschnittlichen PrivatAnlegerinnen und Anleger nicht leicht zugänglich, da der Fondsvertrieb von Vermittlern, insbesondere Banken, dominiert wird.

 

  • Dies ist bereits die vierte Aktualisierung unserer Studie, in der Australien, die Niederlande und die USA Bestnoten erhalten, da hier Beratungsgebühren nicht in den Fondsgebühren enthalten sind. Anlegerinnen und Anleger profitieren durch provisionsfreie Anteilsklassen und durch die Entflechtung anderer Kosten von den Kosten der Anlageverwaltung in Form einer größeren Auswahl und mehr Transparenz. Neben der Senkung der Gesamtkosten für Do-it-yourself-Anlegerinnen und Anleger können diejenigen, die ein kostenpflichtiges Beratungsmodell wählen, zusätzliche Vorteile aus einem individualisierten Service ziehen, z.B. durch Beratung zu den Themen Steuern oder Altersvorsorge. Darüber hinaus können Anlegerinnen und Anleger, die direkt für Beratung bezahlen, den inhärenten Interessenkonflikt vermeiden, der auftritt, wenn in der Beratung die Förderung bestimmter Produkte vergütet wird.

 

  • Der Trend zu kostenpflichtiger Finanzberatung in den USA und Australien hat die Nachfrage nach kostengünstigeren (passiven) Fonds und Anteilsklassen angekurbelt. Der Trend erstreckt sich auch auf Märkte wie Indien und Kanada.

 

  • Deuschland rangiert in unserer Auswertung im Mittelfeld. Im Vertrieb für private Anlagerinnen und Anleger sind nach wie vor Fonds mit Ausgabeaufschlägen und  Bestandsprovisionen vorherrschend. Insbesondere bei Aktienfonds sind die Kosten im Vergleich zur vorangegangenen Studie aber gesunken. Die durchschnittlichen, volumengewichteten Gebühren von in Deutschland domizilierten Fonds liegen bei  1,46% für Aktien-, 0,73% für Anleihen- sowie 1,62% für Mischfonds. Berücksichtigt man alle Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind (inklusive des grenzüberschreitenden Vertriebs), so fallen die durchschnittlichen Gebühren höher aus: Aktienfonds (1,52%), Anleihenfonds (0,88%) und Mischfonds (1.71%). 

Die gesamte Global Investor Experience Studie können sie hier lesen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Natalia Wolfstetter  ist Director Fund Analysis bei Morningstar