Nichts hält ewig: Der Momentum-Faktor

Manches deutet darauf hin, dass Momentum-Investitionen sozusagen von selber laufen, aber Kritiker warnen Anleger vor der eigenen Befangenheit, dem falschen Zeitpunkt und dem Herdenverhalten.

Johanna Englundh 06.07.2022
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Vielleicht sind Sie schon einmal auf den Begriff Momentum-Faktor oder „Momentum-Investing“ gestoßen. Einfach ausgedrückt beschreibt dies, dass Aktien, die sich im Vergleich zu ihren Mitbewerbern gut entwickelt haben, dazu neigen, weiterhin eine Outperformance zu erzielen, während diejenigen, die sich schlecht entwickeln, dazu neigen, weiterhin eine Underperformance zu erzielen.

Die Historie zeigt, dass sich dies oft bewahrheitet hat. In einem Artikel des Hedgefonds-Managers Clifford Asness und seiner Kollegen von AQR Capital Management aus dem Jahr 2014 stellen die Autoren fest, dass die Momentum-Prämie in 212 Jahren US-Aktiendaten erkennbar ist.

„Einige dieser Beweise stammen aus der Zeit vor der akademischen Forschung in der Finanzwirtschaft, was darauf hindeutet, dass die Momentum-Prämie seit ihrer Existenz Teil der Märkte war, lange bevor Forscher sie wissenschaftlich untersuchten“, schrieb das AQR-Team.

Scheint also eine ausgemachte Sache zu sein - oder? Nicht wirklich. Wie immer rund um Investments gibt es nur eine Gewissheit: Sie können Renditen nicht genau vorhersagen. Momentum-Strategien haben auch Abstürze erlebt. Es gibt mehrere Kritiker. Die wichtigste Lektion für Anleger ist, dass sie mit der Kraft des Momentums vorsichtig umgehen sollten.

 

Warum schneiden Momentum-Aktien besser ab?

Laut Morningstar-Strategin Amy C. Arnott war Momentum einer der Marktfaktoren mit der besten Performance in den letzten zehn Jahren und hat in sieben der letzten zehn Kalenderjahren einen Renditevorteil erzielt.

„Momentum-Aktien fielen im durch das Coronavirus verursachten Abschwung Anfang 2020 etwas weniger als der Gesamtmarkt, gefolgt von einer starken Erholung, als sich der Markt erholte. Momentum generierte im bullishen Markt 2021 zudem eine noch robustere Rendite“, sagt sie.

Wie bei den anderen Faktoren gibt es eine anhaltende Debatte darüber, warum die Momentum-Prämie besteht, und es gibt keine offensichtliche Antwort. Eine Theorie besagt, dass die Stärke des Momentum-Faktors wahrscheinlich teilweise das Herdenverhalten widerspiegelt: Anleger neigen dazu, sich in Aktien zu stürzen, die in der jüngeren Vergangenheit hohe Renditen erzielt haben.

Es könnte auch daran liegen, dass Anleger auf Nachrichten wie Gewinnmeldungen eines Unternehmens entweder über- oder unterreagieren oder einfach nur zurückhaltend sind, Aktien mit Verlust zu verkaufen.

 

Nichts hält ewig

Einige sagen, dass der Momentum-Faktor einer der schwierigsten Faktoren für Anleger ist. Dies liegt an daran, dass er vorrübergehend ist. Jede Strategie, die auf Momentum-Aktien abzielt, wird daher höchstwahrscheinlich einen hohen Turnover erzielen. Der häufige Verkauf und Kauf von Aktien erhöht dabei natürlich die Transaktionskosten und Steuern, die wiederum die Rendite erheblich schmälern können.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das menschliche Verhalten. Auch wenn alle Investitionen Disziplin erfordern, glauben einige Forscher, dass ein Momentum-Factor-Investor noch disziplinierter als andere sein muss als andere. Die meisten Menschen neigen dazu, an Verlustaktien festzuhalten, während sie ihre Gewinner verkaufen, eine Tendenz, die Verhaltensökonomen den Dispositionseffekt nennen. Aber um ein Momentum-Investor zu sein, müssen Sie das genaue Gegenteil tun und regelmäßig Ihre Verlierer verkaufen und an Gewinnern mit hohem Momentum festhalten.

„Nichts hält ewig. Das Momentum ist eine mächtige Kraft, aber das ist die Mean Reversion Umkehrung auch. Das bedeutet, dass Anleger, die auf das Momentum setzen wollen, dies vorsichtig tun sollten und sich daran erinnern sollten, dass dies kein garantierter Weg zum Erfolg ist“, erklärt Arnott.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Johanna Englundh  Johanna Englundh ist Redakteurin für Morningstar in Schweden