Ausschlüsse sind noch immer wichtig

Man könnte meinen, dass es bei ESG nicht mehr "nur" um Ausschlüsse geht, aber eine entschiedene Portfolioauswahl spielt nach wie vor eine große Rolle bei der Gestaltung ethischer Strategien.

Catherine Elliott 25.06.2023
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Der Appetit auf nachhaltige Investments war noch nie so groß wie heute. Ob es dabei um eine in Folge der Corona-Pandemie erhöhte gesellschaftliche Aufmerksamkeit geht, um widrige Wetterereignisse, die ausführlich in den Nachrichten dargestellt werden, oder um die letzte Folge von Blue Planet - die Menschen haben ein größeres Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen entwickelt und wollen ihre Kaufkraft nutzen, um Unternehmen zu unterstützen, die sich für eine grünere Zukunft einsetzen.

Wie aber bringen Anleger ihre individuellen Nachhaltigkeitspräferenzen mit ihren grundlegenden finanziellen Entscheidungen in Einklang? Nun, es ist alles eine Frage des Ansatzes.

Das Universum nachhaltiger Investments kann für viele ein verwirrendes, mit Fachbegriffen überladenes Feld sein. Es gibt kein Patentrezept, das für alle und alles passt. Vielmehr folgt das Einbeziehen nachhaltiger Präferenzen eine Reihe von Ansätzen, die sich über viele Jahre weiterentwickelt haben.

Um das zu verdeutlichen, haben wir das Morningstar Sustainable Investing Framework entwickelt - eine einfache Möglichkeit, die Beweggründe von Anlegern für die Suche nach nachhaltigen Investments nachzuvollziehen und die Bandbreite der mit jedem Ansatz verbundenen Aktivitäten zu verstehen.

Der ausschließende Weg

Das Anwenden von Ausschlüssen gilt gemeinhin als einer der einfachsten Ansätze, den Anleger wählen können, um nachhaltig zu investieren.

Die Grafik oben zeigt, dass Ausschlüsse darauf abzielen, negative Ergebnisse zu vermeiden, und daher bewusst darauf verzichten, in Unternehmen, Branchen oder Sektoren zu investieren, die sich negativ auf den Planeten oder die Gesellschaft auswirken können - wie zum Beispiel Unternehmen, die mit fossilen Brennstoffen oder Tabak zu tun haben.

Ausschlüsse haben sich im Lauf der Jahre weiterentwickelt, da sich immer mehr Anleger bewusst machen, dass negatives Unternehmensverhalten in Bezug auf ESG-Themen den Shareholder-Value beeinträchtigen und sich negativ auf die Welt um uns herum auswirken kann.

In der Zeit des von manchen so genannten "ethischen" Investierens von 1700 bis 1960 bedeutete die Anwendung von Ausschlüssen in der Regel den Ausschluss von "sündigen" Sektoren wie Alkohol, Tabak, Glücksspiel oder Pornografie sowie religiös begründeten Ausschlüsse.

In den 1960er Jahren begann eine Ära des „sozial verantwortlichen“ Investierens, die bis in die frühen 2000er Jahre andauerte. Ausschlüsse bezogen sich auf spezifische soziale Themen der Zeit, etwa umstrittene Waffen, Kernwaffen und Kernenergie, Bürgerrechte und Unternehmensethik als Antwort auf unterschiedlichste Konflikte, Unternehmenskatastrophen und Diktaturen in der ganzen Welt.

Erst in den frühen 2000er Jahren setzte sich der Trend zu "nachhaltigen" und "ESG"-Ausschlüssen durch. Und selbst dann dauerte es bis 2018, bis Fondsmanagements wirklich darauf aufmerksam wurden. Fondshäuser, die sich einer fünfjährigen Erfolgsbilanz im Bereich ESG rühmen, gehören zu den erfahreneren Anbietern. Aber fünf Jahre sind auf lange Sicht keine lange Zeit.

In jedem Fall geht das Phänomen auf die umfassenden Bemühungen der Finanzdienstleister zurück, sich an den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (UNSDG) zu orientieren, einem weltweit anerkannten Rahmen für die Bewertung ökologischer und sozialer Folgen.

Zu den typischen Ausschlüssen dieses Konzepts gehören Kraftwerkskohle und andere fossile Brennstoffe. Dasselbe gilt für Verstöße gegen den UN Global Compact, der Menschenrechte, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung fördert.

In der Praxis erfolgt die Anwendung der oben genannten Ausschlüsse auf das heute investierbare Universum in absoluter oder relativer Form. Aus einer Klimaperspektive können Investoren eine absolute Sicht einnehmen oder prozentuale Umsatzschwellen im Verhältnis zu bestimmten Branchen in Betracht festlegen. Die Frage, die sich in beiden Fällen stellt, lautet: Wie können Anleger sicherstellen, dass ihre nachhaltigen Intentionen mit der Realität ihrer Investments übereinstimmen?

Intention und Realität: Wo die Daten ins Spiel kommen

Die Anwendung des ausschließenden Ansatzes setzt den Zugang zu Daten hoher Qualität voraus. Weil sich ESG heute gut verkaufen lässt, ist es nicht schwer zu verstehen, warum Manager versucht sein könnten, zu viel zu versprechen und zu wenig zu halten, was die von ihnen angebotenen "nachhaltigen" Produkte angeht - das bekannte Greenwashing-Problem.

Wenn Ausschlüsse angewendet werden, braucht daher ein Anleger, der einen Fonds aufgrund der angegebenen Kriterien (z. B. fossile Brennstoffe und Tabak) auswählt, eine zuverlässige Möglichkeit, die Behauptungen der Manager über Fondsname, Zweck und Ziele zu überprüfen.

ESG-Daten nutzen, um Ausschlüsse umzusetzen

Morningstar bietet professionellen Anlegern und Managern umfassende Lösungen, die ihnen dabei helfen, ESG-Daten erfolgreich in den Anlageprozess zu integrieren, um einerseits die Präferenzen der Anleger für nachhaltige Investments zu erfüllen, und andererseits Ausschlusskriterien anzuwenden.

Die Investments werden anhand verschiedener Schlüsseldatensätze sowie der Morningstar-eigenen Nachhaltigkeitsratings geprüft, um sicherzustellen, dass die individuellen ESG-Präferenzen bei den tatsächlich getätigten Anlagen korrekt berücksichtigt werden.

Um mehr über die gesamte Palette der ESG-Daten und des ESG-Research von Morningstar zu erfahren sowie darüber, wie Ausschlüsse für nachhaltige Investments genutzt werden, können Sie hier unseren neuen Leitfaden zur Anwendung von Ausschlüssen herunterladen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Catherine Elliott  ist Redakteurin bei Morningstar