Nach Quartalsbericht: Commerzbank kaufen, verkaufen oder halten?

Von der DAX-Spitze in den DAX-Keller und am Ende leicht im Plus: die Commerzbank-Aktie legt nach Veröffentlichung der Quartalszahlen am Mittwoch eine Achterbahnfahrt hin. Hier ist unsere Einschätzung. 

Antje Schiffler 09.11.2023
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 Commerzbank

Erste Reaktionen auf die Quartalsergebnisse des Franfurter Finanzinstituts waren positiv, weil die Commerzbank (CBK) nach einem überraschend erfolgreichen Quartal für 2023 einen Überschuss von rund 2,2 Milliarden Euro anpeilte. Bisher hatte das Institut lediglich eine deutliche Steigerung in Aussicht gestellt, ohne sie zu beziffern. Doch die Aktien drehen nach der Veröffentlichung weiterer Detailziele am Mittwoch nach unten, schließen aber letztlich etwas im Plus im Vergleich zum Vortag und legen auch am Donnerstag leicht zu. 

Höhere Gewinne sollen das Geschäft mit vermögenden Privatkunden sowie zusätzliche digitale Angebote für Firmenkunden in den nächsten Jahren bescheren. „Mit der,Strategie 2024‘ haben wir eine harte, aber notwendige Restrukturierung erfolgreich umgesetzt. Wir haben ein neues Geschäftsmodell etabliert und die Commerzbank zurück in die Erfolgsspur gebracht“, sagte Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank.

Darauf will der Vorstand nun das Strategieprogramm bis 2027 ausbauen. Morningstar-Aktienanalyst Niklas Kammer kommentiert: "Mit dem Rückenwind der höheren Zinsen und insgesamt guten Kosteneinsparungsinitiativen hat die Commerzbank ihre Ziele für 2024 frühzeitig erreicht. Angeregt dadurch hat die Bank eine Verlängerung ihrer Strategie bis 2024 angekündigt und erwartet nun eine Netto-Eigenkapitalrendite von 11,5%, eine Aufwandsquote von 55% und ein Nettoergebnis von 3,4 Milliarden Euro bis 2027."

An unserer Fair-Value-Schätzung von 11,60 Euro je Aktie und unserem No-Moat-Rating halten wir fest.

 

Wichtige Morningstar-Kennzahlen für Commerzbank

  • Schätzung des fairen Wertes: 11,60 EUR
  • Morningstar Rating: 3 Sterne
  • Morningstar Economic Moat Rating: None
  • Morningstar Uncertainty Rating: Hoch

 

 

Asset- und Wealth-Management: Schwierige Aufgabe

Die zinsunabhängigen Erträge sollen durch den Ausbau des Asset und Wealth-Management-Bereichs verbessert werden. "Obwohl die strategische Ausrichtung verständlich ist, glauben wir, dass die Commerzbank einen steilen Berg zu erklimmen hat, wenn sie im Asset- und Wealth-Management-Segment wirklich Fuß fassen will", so Kammer. Andere europäische Banken haben einen solchen strategischen Wechsel in die lukrative Kapitalanlage- und Vermögensverwaltung bereits vor Jahren vollzogen. 

 

Ambitionierter Zinsertrag

Angesichts höherer Zinsen konnte die Commerzbank aber den Aufwärtstrend beim Nettozinsertrag erst einmal fortsetzen, wenn auch verlangsamt. Die Frankfurter erzielten 2,171 Milliarden Euro. " Positiv hervorzuheben ist eine leicht wachsende Einlagenbasis, was unserer Meinung nach die Ansicht unterstützt, dass die Commerzbank ihr Geschäft wieder aufbaut", so Kammer. Allerdings dürfte die Nettozinsmargen von nun an sinken, da die EZB-Zinsen wahrscheinlich nicht weiter steigen werden und Sichteinlagen in Termin- und Spareinlagen umgeschichtet werden.

"Daher halten wir auch die im Strategieplan 2027 der Commerzbank unterstellte weitere Steigerung des Zinsüberschusses für ambitioniert", so Kammer. Der Verwaltungsaufwand war mit 1,504 Milliarden Euro gut, was zu einer Aufwandsquote von 55% führte.

Die Kreditausfälle in Höhe von 91 Mio. EUR spiegeln eine nach wie vor robuste Wirtschaft wider, doch in den kommenden Quartalen dürften Anzeichen einer Verlangsamung zu spüren sein. Die Commerzbank verfügt noch über 435 Millionen Euro an Top-Level-Adjustments, die sie in Anspruch nehmen kann, falls sich die wirtschaftlichen Bedingungen weiter verschlechtern. 

Zudem ist die Commerzbank dank der höheren Rentabilität und des Tier-1-Puffers von 4,5% des harten Kernkapitals besser aufgestellt als je zuvor in den letzten zehn Jahren, betont Kammer.

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.