Neue Ethik-Indices in der Kritik

Seit gestern gibt es neue, nachhaltig-soziale Aktienindices. Solche Benchmarks sind wichtig, weil etwa Fondsmanager ihr Portfolio danach ausrichten. Die Erwartungen gerade an ethische Investments sind schon heute hoch. Immer mehr Anleger fordern die Beachtung sozialer Kriterien bei ihrer Geldanlage. Die neuen Indices sind nicht das Gelbe vom Ei.

Adriaan Bonauer, 01.08.2001
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Wenn Anleger nach ethischen oder sozialen Investments suchen, wollen sie meist die Beachtung sozialer Mindeststandards, etwa das Verbot von Kinderarbeit, die Durchsetzung eines akzeptablen Arbeitsumfeldes, den Verzicht auf Atomkraft oder Alkohol oder einen Beitrag zum Umweltschutz.

Es gibt mehrere Indices, die ethische oder umweltfreundliche Werte abbilden. Der strengste ist der 1997 gestartete NAI, der Natur-Aktien-Index. Dieses Barometer enthält 20 internationale Firmen aus der Umweltbranche wie Wasseraufbereiter oder Solarzellenhersteller.

Der zweite ist seit 1999 der mit über 200 großen, internationalen Werten wesentlich br

eitere Dow Jones Sustainability Group Index DJSGI. Hier ist das Stichwort Öko-Effizienz entscheidend. Da sich zum Beispiel Autos im Vergleich mehr oder weniger umweltfreundlich produzieren lassen, finden sich hier BMW und Volkswagen wieder.

Die neuen FTSE4Good-Indices schließlich wurden vor kurzem lanciert und sehen sich scharfer Kritik ausgesetzt. Das am 31. Juli gestartete Gemeinschaftsprojekt der Financial Times und der Londoner Börse verlässt sich bei der Zuordnung auf Aussagen in Bilanzen, eine Überprüfung findet nicht statt. Genau dies wird beispielsweise vom Verein Kritischer AktionärInnen als „extreme Mogelpackung“ angeprangert. Auch die Aufnahme von Automobil-Herstellern, Chemieunternehmen und Ölfirmen findet keine Zustimmung.

Es wurden der FTSE4Good, der FTSE4Good Europe und der FTSE4Good Europe 50 aufgelegt. Letzterer enthält aus Deutschland die Aktien von Allianz, Deutscher Telekom, Deutscher Bank, SAP, Bayer, Münchner Rück, BASF, HypoVereinsbank, BMW, Adidas, Aachener & Münchener, Gehe, Henkel, KarstadtQuelle, Lufthansa, Schering und Volkswagen. Aus den FTSE4Good-Produkten sollen Unternehmen der Tabakindustrie, Waffenproduzenten und Atomkraftwerks-Betreiber ausgeschlossen werden. Positiv indes ist zu werten, dass Lizenzeinnahmen aus dem Index an Unicef gehen.

Gerade bei ethischen und umweltbewussten Investments sollten sich Anleger gut informieren, ob die eigenen Anforderungen erfüllt werden. Auch hier gilt, dass der Name nicht unbedingt dem Inhalt entspricht.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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