Öko- und Ethikfonds – mehr und weniger grün

Über 5000 Fonds stehen deutschen Anlegern zur Auswahl. Die Zahl der ökologischen oder ethischen Investments hingegen ist recht überschaubar. Noch, denn viele Gesellschaften planen solche Produkte. Die bisherigen unterscheiden sich sowohl in der Wertentwicklung als auch in ihrer Philosophie stark.

Adriaan Bonauer, 08.08.2001
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Über drei Milliarden Mark sind ökologisch oder ethisch angelegt. Das hört sich nach viel an, ist aber deutlich weniger als ein Prozent allen Fondsvermögens. Die entsprechenden Fonds erfreuen sich steigender Beliebtheit. Auch wenn es derzeit nicht mehr als zwei Dutzend dieser Anlagen gibt, so lohnt ein Blick auf das, was sie wirklich enthalten. Denn Begriffe wie Sustainability, Eco oder Green Invest erklären sich nicht auf den ersten Blick

So gibt es einige neue Fonds, die sich mit dem Thema Neue Energien beschäftigen. Wind- und Wasserkraft, Photovoltaik und Brennzellentechnik stehen hierbei im Vordergrund. Für Risikoscheue gibt es nur einen Rentenfonds, den SEB Ökorent, ansonsten überwiegen die Aktien.

Der Anleger muss entscheiden, wie viel Ökologie oder Ethik er haben will. Die Autoindustrie etwa entzweit umweltbewusste Investoren. Während die einen niemals Anteile eines solchen Unternehmens kaufen würden, versuchen andere, unter den Herstellern noch den herauszufinden, der die Umwelt vergleichsweise wenig schädigt.

Einer der „strengsten“ Fonds in diesem Segment ist der Ökovision, der 1996 von der damaligen Ökobank initiiert wurde. Gekauft werden dürfen Unternehmen, die „unter ökologischen und ethischen Aspekten führend sind.“ Streng verboten sind Atomkraft, Chlorchemie, Gentechnik, militärische Güter oder der Einsatz von Kinderarbeit. Im vergangenen Jahr konnte der Fonds um über 40 Prozent zulegen.

Ein Plus von 96 Prozent konnten Anleger im Jahr 2000 mit dem Focus Umwelttechnologie einstreichen. Die Fondsgesellschaft Invesco kauft dafür Unternehmen, die sich mit umweltfreundlichen Technologien beschäftigen und so zur Vermeidung oder Reduzierung von Umweltbelastungen beitragen. So enthält der Fonds derzeit unter anderem die Windmaschinenbauer Vestas und Nordex oder den Wasseraufbereiter Wedeco.

Schwierig wird die Bewertung der Fonds, die sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben. Solche, auch „Sustainability-Funds“ genannte Anlagen gibt es von Crédit Suisse und Oppenheim. Sie investieren in die Gruppe von Unternehmen, die im DJSGI (Dow Jones Sustainability Group Index) enthalten sind. Nachhaltiges arbeiten ist demnach eine Entwicklung, „die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen einzuschränken, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“ Durch aufwändige Analysemethoden sollen „ökonomisch, ökologisch und sozial führende Unternehmen“ gefunden werden. Dass es schwer fällt, diese drei Elemente zielführend zu bewerten, zeigt die Aufnahme der Kraftwerkbauer ABB und Siemens, von Chemiewerten wie Bayer oder einiger Autohersteller.

Eine Besonderheit, die noch zu den Öko-Fonds gezählt wird, ist der Pictet Water-Fund. Dieser setzt darauf, dass sauberes Wasser weltweit immer knapper und damit teurer wird. So kauft er Wasserversorger und –aufbereiter sowie Abfüll- und Speditionsfirmen. Im laufenden Jahr brachte dies ein Plus von bisher knapp zwei Prozent.

Je strenger die Auswahlkriterien des Anlegers sind, desto genauer muss er sich informieren und die Anlageziele des Fonds mit dem aktuellen Inhalt vergleichen. Niemand sollte sich auf wohlklingende Namen verlassen.

Im Durchschnitt aller Öko-Fonds zeigt sich, dass über alle Unternehmensgrößen hinweg Wachstumswerte im Fokus stehen. Sowohl bei Standard- als auch bei mittelgroßen und Nebenwerten ist der Anteil der aggressiveren Titel höher. Das ist verständlich, denn Firmen, die sich mit dem Thema Umwelt beschäftigen, sind meist jünger und kleiner als etablierte Gesellschaften. Deshalb sind die meisten dieser Fondsanlagen nur eingeschränkt als Basis-Anlage zu verstehen. Denn nicht jeder Sparer wird sich mit dem höheren Risiko kleinerer Unternehmen anfreunden können.

Doch langfristig sollte sich ein guter Öko-Fonds – wie bisher - als Beimischung auf jeden Fall lohnen. Die Beschlussfassung über das Klimaschutz-Protokoll hat vor einigen Tagen verdeutlicht, dass es weltweiter Anstrengungen bedarf, um den Schutz der Umwelt voranzubringen. Und noch ein Element könnte die grünen Fonds fördern: In der Rentenreform ist festgeschrieben, dass die Anbieter über ethische, soziale und Fragen des Umweltschutzes Auskunft geben müssen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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