Nachhaltige Vielfalt

Fragt man Privatanleger nach der Relevanz sozialer oder ökologischer Kriterien, so ist das Interesse groß. Allerdings fließt in Deutschland nur ein sehr geringer Teil der angelegten Gelder in Nachhaltigkeitsfonds. Das mag auch daran liegen, dass das Etikett „Nachhaltigkeit“ sehr Unterschiedliches bedeuten kann.

Natalia Siklic, 10.06.2005
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Ethische Kriterien finden bei vielen Investoren Zuspruch. Da trifft es sich gut, dass sich auch immer mehr Unternehmen Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreiben. Wer also als Anleger seinen Worten Taten folgen lassen möchte, findet auf dem deutschen Markt eine mittlerweile recht breite Auswahl an Fonds mit ethischem Anspruch.

Unterschiedliche Akzente

In der nachhaltigen Anlage sollen neben finanziellen Kriterien auch ökologische, ethische und soziale Prinzipien zum Tragen kommen. Wie sich dies dann konkret in der Titelselektion wiederspiegelt, wird von den Managern der verschiedenen Nachhaltigkeits

fonds recht unterschiedlich verstanden. Einheitliche oder verbindliche Standards gibt es nicht.

Die meisten Nachhaltigkeitsfonds investieren heutzutage nach dem „Best-in-Class“-Ansatz breit gestreut in nahezu alle Branchen und suchen darin nach Unternehmen, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien besonders gut erfüllen. In „problematischen“ Branchen werden die Anforderungen besonders hoch gesteckt. So finden sich auch Unternehmen im Portfolio, die mancher Anleger auf den ersten Blick nicht für besonders nachhaltig halten würde. Wer hier auf eine stärkere Abgrenzung zu traditionellen Investments Wert legt, kann auf Fonds zurückgreifen, die vorab bestimmte Bereiche wie Tabak- oder Atomindustrie ausschließen und nach Vorreiterunternehmen in den zulässigen Branchen suchen.

Wiederum andere Fonds im Bereich Nachhaltigkeit haben sich bestimmten Themen verschrieben, wie erneuerbare Energien oder Umwelttechnik. Dabei sollte man bedenken: Je spezieller der Anlagefokus, desto kleiner ist das verfügbare Anlageuniversum und desto höher sind tendenziell auch die Wertschwankungen.

Während es im Nachhaltigkeitssegment bereits eine recht große Anzahl an Fonds gibt – auch auf der Rentenseite - ist das Volumen bei den meisten sehr überschaubar geblieben. Beschränkt man sich auf Fondsvermögen ab 50 Mio. Euro, so bewegten sich die entsprechenden Fonds über die vergangenen 3 und 5 Jahre im Mittelfeld ihrer Vergleichsgruppen. Echte Überflieger sind rar, aber mit einer nachhaltigen Anlage schnitten Anleger nicht unbedingt schlechter ab als mit vergleichbaren traditionellen Fonds. Nicht vergessen sollte man aber: Ähnlich wie bei herkömmlichen Fonds sind die Performanceunterschiede teils erheblich. Mit dem passenden Fonds ist es dem Anleger aber zumindest möglich, ohne Renditenachteile auch ethischen Grundsätzen Rechnung zu tragen.

Nachhaltigkeit weit gefasst

Einer der größten Anbieter nachhaltiger Fonds ist Dexia, so z.B. mit dem Dexia Sustainable Accent Social, einem weltweit investierenden Aktienfonds. Für die Unternehmensanalyse nach ethischen Kriterien ist Ethibel verantwortlich, eine im Nachhaltigkeitsresearch tätige Gesellschaft. Diese durchleuchtet Unternehmen nach einem Kriterienkatalog, der beispielsweise Arbeitsbedingungen, Umweltpolitik, Auswirkungen auf die Gesellschaft oder Corporate Governance umfasst. Keine Branche wird vorab ausgeschlossen. Unternehmen werden im Verhältnis zur zugehörigen Branche oder Region betrachtet. Ergebnis der Untersuchungen ist eine Investitionsliste, die wiederum das Dexia-Fondsmanagement über einen Bewertungsfilter analysiert. Das Portfolio wird so gestrickt, dass die Struktur in Bezug auf Branchen, Regionen, Marktkapitalisierung und Anlagestil möglichst wenig von der Benchmark MSCI World abweicht.

Strengere Kriterien

Enger gefasst wird das Thema Nachhaltigkeit beim ÖkoVision. Bestimmte Branchen sind von Vorneherein nicht im Portfolio vertreten (z.B. Militär). Der Schwerpunkt liegt auf kleinen und mittelgroßen Unternehmen, der Fonds ist global aufgestellt. 2004 platzierte sich dieser Fonds im oberen Viertel seiner Vergleichsgruppe. Hier half unter anderem das gute Abschneiden von Unternehmen aus den Bereichen erneuerbare Energien und Versorger. Im Dreijahresvergleich liegt der Fonds im Mittelfeld der Kategorie „Aktien weltweit Nebenwerte“, dies mit geringeren Wertschwankungen als bei vielen Large-Cap-Fonds üblich. Am 1. Juli geht das Fondsmanagement vom Schweizer Bankhaus Sarasin an Fortis über. Hintergrund ist eine strategische Beteiligung von Fortis an der versiko AG, die den ÖkoVision über eine Tochtergesellschaft 1996 aufgelegt hat. Der Fonds soll ab Herbst europaweit vertrieben werden. Der unabhängige Anlageausschuss, der bislang die Einhaltung der Investmentkriterien überwachte, Anlagethemen entwickelte und Unternehmensempfehlungen aussprach, bleibt bestehen. Alfred Platow, Gründer der versiko, verspricht sich von Fortis neben der Volumenssteigerung ein regional breiter aufgestelltes Anlageuniversum. Dies soll die Fortführung der bisherigen Anlagestrategie auch mit einem höheren Fondsvermögen ermöglichen. Das Fondsvolumen ist bei Nebenwerten aufgrund der geringeren Liquidität von Bedeutung.

Ethisches auf der Rentenseite

Auch der Anleihenbereich kann mittlerweile mit Nachhaltigkeitsfonds aufwarten. Der Oppenheim Ethik Bond Opportunities investiert unter ethischen Gesichtspunkten in Staats- und Unternehmensanleihen des Euroraums und der osteuropäischen Konvergenzländer. Die Nachhaltigkeitsanalyse erfolgt durch E. Capital Partners. Für Staatsanleihen werden zunächst Negativkriterien angewendet. So kommen z.B. keine Emittenten in Frage, die die Todesstrafe vollstrecken (z.B. USA). Daran schließt sich eine Auswahl nach Positivkriterien an. Bevorzugt werden Staaten, die die Menschenrechte einhalten, das Kyoto-Protokoll unterzeichnet haben oder beim Arbeitnehmerschutz gut abschneiden. Auch bei Unternehmensbonds ist ein Negativscreening vorgeschaltet. Unternehmen, deren Umsatz in den Bereichen Verteidigung, Nuklearenergie, Tabak usw. gewisse Schwellen überschreitet, fallen durchs Raster. Aus den verbleibenden Branchen werden die Klassenbesten herausgefiltert. Fondsmanagerin Carmen Daub verfolgt unter diesen Vorgaben ein traditionelles Rentenmanagement. Seit Auflage Mitte 2003 konnte sich der Fonds im oberen Drittel seiner Vergleichsgruppe behaupten, wozu auch die Beimischung von Konvergenzanleihen beigetragen haben dürfte.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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