Asien wächst (mit Ihnen?)

Amerika konsumiert, Asien produziert und Europa spart. Haben Sie einen Asienfonds?

Werner Hedrich 09.11.2005
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Zugegeben: Der asiatisch-pazifische Raum ist weit weg für uns Europäer. Nach Thailand sitzen wir acht Stunden im Flugzeug. Wer nach Australien aufbricht, verbringt einen ganzen Tag auf dem Hosenboden. Dennoch sollte in einem diversifizierten Aktienportfolio Asien nicht fehlen. Die Frage ist lediglich, wie hoch man die reifen Volkswirtschaften (Japan, Australien, Neuseeland) gegenüber den aufstrebenden Ökonomien (Emerging Markets) wie Indonesien oder Festlandchina gewichtet. Die Börsen und Investmentkultur von Hong Kong, Singapur oder Taipeh (Taiwan) liegen irgendwo in der Mitte.

Die asiatische Region gewinnt an Gewicht. Japan scheint wieder Tritt zu fassen. Selbst Investmentlaien wissen mittlerweile, dass China Wachstumsmotor der Region und Werkbank der Welt ist. Der größte S

peicherchiphersteller und Produzent von Flachbildschirmen kommt aus Südkorea. Der Rohstoffproduzent Australien zählt für Investmentstrategen zu den Profiteuren des Wirtschaftsbooms. Down Under liefert die Rohstoffe an die unter Volldampf stehende chinesische Produktionsmaschine. Taiwan versorgt die Welt mit elektronischen Bauteilchen und Computerchips. Indien wird als globales Dienstleistungsparadies gerühmt.

Seit Oktober unterteilen wir Asien in 13 Kategorien. Für ein Fondsrating brauchen wir allerdings mindestens 25 Fonds (unterschiedliche Portfolios). In Länderkategorien wie zum Beispiel Singapur oder Indien errechnen wir somit noch kein Rating. Wir (Morningstar-Analysten) profitieren bei der Kategorisierung und Einschätzung der Märkte von der Expertise unserer asiatischen Kollegen in Japan, Korea oder auch Australien.

Im folgenden möchten wir drei Fonds aus der Kategorie Aktien Asien-Pazifik vorstellen. Die Fonds dieser Kategorie investieren in Asien inklusive Australien und Neuseeland. Die Länderschwerpunkte können relativ unterschiedlich sein. Grundsätzlich gilt: Mindestens 75% des Fondsvermögens ist in Aktien und mindestens 75% des Aktienanteils ist in asiatischen Unternehmen angelegt, davon mindestens 15% in japanischen Unternehmen. In der Kategorie sind 158 Fonds enthalten, davon sind fast 50 Fonds in Deutschland zum Vertrieb zugelassen.

Holländer vergeben Mandat

Robeco ist das genossenschaftliche Pendant zur Union Investment in Deutschland. Das holländische Investmenthaus vergibt das Fondsmanagement an die Russell Investment Group, die wiederum Vermögensverwalter für einzelne Regionen und Anlagestile auswählt. Russell ist eine bekannte Adressen für institutionelle Anleger (Stichwort Russel US-Indizes). Die Amerikaner beraten weltweit Pensionskassen und analysieren Vermögensverwalter.

Die Anlagestrategie des Fonds diversifiziert über Regionen, Fondsmanager und Investmentstile. Somit sollte der Fonds in jeder Marktphase mittelfristig seine Benchmark schlagen (Vergleichsindex: Topix, Japan mit 40%-Anteil und MSCI All Country Pacific Free (ex Japan) Index mit 60%-Gewichtung). Mit Blick auf die aus zwei Indizes gewichtete Benchmark sollten Anleger somit ein Portfolio halten, das zum einen mit rund 40% in Japan, 20% in Australien und 12% in Südkorea allokiert ist. Kleinere Positionen zwischen 6% (Hong Kong, Singapur und Taiwan) und 1%-2% in Thailand, Malaysia, Indonesien und China zum anderen lassen den Puls von Emerging Markts Anhängern nur kontrolliert ansteigen.

Als Wachstumsmanager werden im Robeco MultiManager Asia-Pacific Equities JP Morgan Fleming und Lloyd George Management eingesetzt. Der auf Japan spezialisierte schottische Vermögensverwalter Martin Currie hat weltweit 5 Mrd. US-Dollar in japanischen Aktien aller Marktkapitalisierung unter Verwaltung. Balanced Equity Management aus Melbourne kümmert sich mit Valueansatz um australische und neuseeländische Aktien. Auch Schroders und die Franzosen von SG Asset Management sind mit von der Partie.

Diese geballte Ladung an Research Expertise und Portfoliokonstruktion kostet den Anleger jährlich 1,75% Verwaltungsgebühr. Der Fonds eignet sich als regionales Basisinvestment für Anleger, die einen Anker in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt - in Japan - suchen, aber dennoch mit mehr als der Hälfte im asiatisch-pazifischen Raum dabei sein wollen.

Invesco setzt langfristig auf steigende Binnennachfrage

Der Inveso GT Pacific Fund war in den letzten 36 Monaten das Portfolio mit dem niedrigsten Risiko gemessen an der Standardabweichung. Allerdings hinkte Stuart Parks seiner Benchmark und dem Kategoriedurchschnitt mit Blick auf die Wertentwicklung hinterher. Im Fonds finden sich die üblichen Positionen wie die koreanische Samsung Electronics oder Honda Motor. Ende September waren fast 20% der Gelder in Finanztitel investiert. Das Team von Stuart Parks sieht in Südostasien in der Entstehung einer nachhaltigen Konsumnachfrage einen langfristigen Trend. Telekommunikationsaktien und Hersteller langfristiger Verbrauchsgüter wie Auotomobile sollten davon profitieren. Beide Themen sind im Fonds relativ stärker vertreten als im Kategoriedurchschnitt. Knapp 50% des Portfolios machen Japan und Südkorea aus. Japan, Australien und Neuseeland als die etablierten Börsen der Region sind relativ unterrepräsentiert. Das Untergewicht von Rohstoff- und Energietiteln in den letzten 18 Monaten hat der Wertentwicklung des Fonds geschadet.

DWS kauft Asian Emerging Markets

Die DWS umschreibt die Anlagepolitik wie folgt: Anlage in 50 Aktien des asiatisch-pazifischen Raums, die sich durch solide Finanzbasis, langfristige Ertragsstärke, eine starke Marktstellung und gute Wachstumsperspektiven auszeichnen. Wahrscheinlich würden auch die beiden anderen Fondsmanager diese Attribute unterschreiben.

Doch es besteht ein erheblicher Unterschied zu den oben beschriebenen Fonds. Thomas Gerhardt kauft seine 50 besten asiatischen Wetten ins Portfolio, die anderen Vermögensverwalter zwischen 130 (Invesco GT Pacific Fund) und 350 Aktien (Robeco Mulitmanager Asia Pacific). Das konzentrierte Portfolio ist ein Grund dafür, dass der DWS Top 50 Asien stärker als die Konkurrenz schwankt.

Dieser Fonds ist zudem am stärksten in den Emerging Markets der Region engagiert – fast drei mal so viel wie der Kategoriedurchschnitt. In der Morningstar Methodik zählen die Aktienbörsen Hong Kong, Singapur, Südkorea und Taiwan zu den 4 Tigern, die wir als relativ reifere Kapitalmärkte in der Region sehen. Länder wie zum Beispiel China (Festland), Indien, Indonesien oder Thailand gehören hingegen zu Emerging Asia. Diese Staaten weisen meist stärkere volkswirtschaftliche Wachstumsraten auf. Allerdings steckt die Corporate Governance der börsennotierten Unternehmen noch in den Kinderschuhen. In diesen Märkten stehen höheren Chancen entsprechend gesteigerte Risiken gegenüber. Prominent im DWS Fonds sind Indien mit 16% und China mit 11,5% vertreten. Zum Vergleich: Im Robeco und Invesco Fonds macht Indien rund 1% bis zu 4% aus. So unterschiedlich schätzen die Manager Bewertung und Chancen der Märkte ein.

Der DWS Top 50 Asien Fonds eignet sich für Sparer, die bewusst ihr Gewicht an den aufstrebenden Märkten in Asien erhöhen möchten. Der Name Top 50 Asien verschleiert ein wenig die Risiken, die das Fondsmanagement eingeht. Im Vergleich zu zuvor beschriebenen Fonds bekommt der Anleger hier die meisten Schwellenländeraktien. Bisher ist die Anlagepolitik und deren Umsetzung gut aufgegangen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
DWS ESG Top Asien LC204,79 EUR-1,70Rating
Robeco Asia-Pacific Equities D €205,17 EUR-0,55Rating

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Werner Hedrich