Bitte nicht auflegen ...

Der Telekommunikationsmarkt befindet sich im Wandel. Einer der Gründe für diese Entwicklung sind die Preise, die bei den modernen Formen der Kommunikation deutlich geringer sind als bei der klassischen.

Michael Haker, 01.12.2006
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In der Vergangenheit ist die Deutsche Telekom öfters in die Schlagzeilen geraten. Zuletzt mit dem Wechsel des Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke, der seinem Platz zu Gunsten seines Nachfolgers René Obermann räumen musste. Ob nun der ehemalige Chef der Mobilfunksparte die Telekom erfolgreich auf einen neuen Kurs lenken kann, bleibt abzuwarten. Seit dem zehnjährigen Börsenjubiläum hat die einstige Volksaktie eine Berg-und Talfahrt hinter sich wie kaum ein anderes großes deutsches Unternehmen. Und seit den letzten fünf Jahren bewegt sich der Kurs der T-Aktie konsequent unspektakulär in einer Seitwärtsbewegung zwischen 8 und 14 EUR

Leicht wird es für den neuen Telekom-Chef auf keinen Fall werden. Der ehemalige Monopolist verliert jährlich Kunden, ob im Festnetzsektor oder im Mobilfun

kgeschäft. Der Verband der Anbieter von Telekommunikation und Mehrwertdiensten (VATM) rechnet damit, dass die Mitbewerber der Telekom dieses Jahr erstmals einen höheren Umsatz in Deutschland erzielen werden als die Telekom selbst. Diese Hochrechnung beinhaltet das Mobilfunk- und das Festnetzgeschäft. Während das Geschäft im heimischen Markt weniger erfreulich verläuft, geht es dem Mobilfunkmarkt in den Vereinigten Staaten besser. Erst vor 2 Monaten hat T-Mobile USA neue Mobilfunklizenzen in Amerika für etwa 4,2 Mrd. USD erworben. Zusätzlich werden nochmals Ausgaben in Höhe von etwa 2,1 Mrd. EUR für den Netzausbau erwartet – insgesamt geringer als zunächst angenommen. Der amerikanische Mobilfunkmarkt befindet sich in einem guten Wachstum und die Muttergesellschaft strebt für das Jahr 2015 ein Kundenziel von 35 – 40 Millionen in Übersee an. Eine der Restrukturierungsziele von René Obermann ist es, T-Mobile wieder in den Mutterkonzern einzugliedern. T-Mobile USA macht etwa 22% des Konzernumsatzes von T-Mobile aus.

Wettbewerb im Festnetzgeschäft

Hierzulande sind die größten Konkurrenten, die der Telekom die Kunden abwerben, alternative Festnetzanbieter wie Alice oder Arcor. Man lockt mit Kombi-Angeboten, in denen Telefonanschluss und DSL-Internet bereits vorhanden sind und wirbt gleichzeitig noch mit Pauschaltarifen für Telefon- und Internetverbindungen. Bei der Telekom wurden diese Leistungen bis vor kurzem einzeln verkauft, was zu höheren Preisen für die Endverbraucher führte. Eine weitere Konkurrenz sind die Call-by-Call Anbieter, mit denen man durch bestimmte Vorwahlen günstiger Telefongespräche führen kann als mit der Deutschen Telekom. Zwar kaufen diese Anbieter von Billig-Vorwahlen Kapazitäten vom einstigen Monopolisten und fungieren somit als Wiederverkäufer. Der Anteil am Telekom-Umsatz, der mit Sprachverbindungen in Deutschland gemacht wird, ist im Laufe der Jahre laut VATM aber auf nun gut 47% gesunken. In anderen Ländern wie Frankreich oder Spanien ist die Situation nicht ganz so dramatisch. In England hat die British Telekom sogar ihr Netz an eine unabhängige Betreibergesellschaft abgegeben. Die Aktie des englischen Kommunikationsanbieters konnte eine der besten Kursentwicklungen in der Branche verzeichnen.

Attraktive DSL-Anschlüsse

Als weiterer Widersacher des klassischen Festnetzanschlusses dürfte in der Zukunft das Telefonieren über das Internet immer attraktiver werden. Der Reiz liegt in noch günstigeren Verbindungspreisen für Endverbraucher und einem geringeren Personalaufwand für Anbieter. Schon jetzt ist es für Inhaber eines DSL-Anschlusses möglich, über das Internet für 1 Cent je Minute in Deutschland zu telefonieren. Sprachverbindungen zwischen zwei mit dem Internet verbundenen Computern sind sogar kostenlos herstellbar. Diesen Trend stützt auch der rasante Anstieg von DSL-Anschlüssen in Deutschland. Waren es 2003 noch 3,2 Mio. Haushalte mit einem DSL-Anschluss, so wird erwartet, dass Ende 2006 etwa 15,6 Mio. verlegt sein werden. Bei der Telekom würden dann nur noch 44% der DSL-Anschlüsse angemeldet sein.

Passive Anlageprodukte Europa

Wie können Anleger in den Telekommunikationsmarkt einsteigen? Zugegeben, dieser Sparte haftet durch die Kursentwicklung der T-Aktie kein gutes Image an, so dass vielen Anlegern die Lust auf Investitionen in Telekomwerte verdorben worden sein dürfte. Wer sich dennoch für einen Einstieg interessiert, der sei neben aktiv gemanagten Fonds auf passive Investments hingewiesen. Letztere orientieren sich an einem vorher festgelegten Vergleichsindex, beispielsweise dem MSCI Europe Telecommunications, und versuchen diesen so genau wie möglich abzubilden. Für die Kommunikationsbranche gibt es zum einen den Dow Jones Euro Stoxx Telecommunications (EX) von Indexchange. Dieser ETF investiert zu 100% in Unternehmen des EURO-Währungsraumes, wobei über 95% des Fondsvolumens in Standardwerten investiert sind. Insgesamt befinden sich in dem Fonds 13 verschiedene Aktien, von denen die fünf größten Positionen 83% aus machen. Zu ihnen zählen die spanische Telefonica mit 28%, die Deutsche Telekom mit 18% und die France Telecom, die mit 15% ins Gewicht fällt.

Der StreetTRACKS MSCI Europe Telecommunication Services hält Werte aus dem europäischen Raum: Skandinavische Werte wie die Teliasenora oder die Telenor finden sich in dem Portfolio wie auch Aktien von Schweizer Unternehmen, beispielsweise der Swisscom. Wer sich für dieses Produkt entscheidet, der erhält zu 26% seines Anlagekapitals Vodafone-Anteile. Die Top5 Werte dieses ETFs machen rund 68% des Fondsvolumens aus und beinhalten neben Vodafone auch Telefonica (16%), die Deutsche Telekom (10%), British Telecom (8%) und France Telecom (8%).

Passives Anlageprodukt weltweit

Der Balzac Telecommunication Index investiert weltweit in Telekommunikationswerte. Der Anleger erhält hier zu 43% Werte aus dem nordamerikanischen Raum (u.a. 11% AT&T, Verizon Communications 9%, Bellsouth Corp 7%) und zu 44% aus Europa (beispielsweise 12% Vodafone, 7% Telefonica, 4% Deutsche Telekom). Der Rest des Kapitals ist im asiatischen Raum investiert. Das Portfolio dieses Fonds wird aus 46 Aktien gebildet, wobei die fünf größten Positionen knapp 50% des Volumens ausmachen.

Alle genannten Fonds sind passiv gemanagt. Ihre Renditen für das laufende Jahr 2006 liegen zwischen 14% und 18% wobei die höchsten Erträge mit Anlagen im europäischen Raum erzielt werden konnten. Attraktiv bei ETFs ist ihre vergleichsweise geringe Management-Gebühr. Sie liegt bei den Fonds DJ EURO Stoxx Telecommunications und StreetTRACKS MSCI Europe Telecommunication Services bei 0,5% p.a. Nur der Balzac Telecommunication Index kostet in der Verwaltung 1% p.a. Ob sich ein separates Investment in Telekomwerte lohnt, soll jeder Anleger für sich entscheiden. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die vorgestellten Branchenprodukte eine hohe Konzentration aufweisen und damit in ihrer Entwicklung deutlich vom Abschneiden einzelner Telekomunternehmen beeinflusst werden.

In einem in Kürze folgenden Artikel über Telekommunikationswerte werden wir auf die Mobilfunksparte eingehen. Außerdem soll die Frage behandelt werden, ob im Telekommunikationsmarkt aktives Management eine passive Anlagestrategie schlägt.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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