Der Weg des geringsten Widerstands

Die neuen Trendprodukte der Investmentbranche lassen sich zwar leicht verkaufen, sind aber erklärungsbedürftiger als man denkt.

Natalia Siklic, 22.12.2006
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Warum einfach, wenn es auch komplizierter geht?

Der traditionelle Aktien- oder Anleihenfonds ist langweilig. Wer als Fondsmanager mit der Zeit gehen will, wedelt mit dem Absolute-Return-Begriff („Wir orientieren uns nicht an Vergleichsindizes, sondern streben in jedem Marktumfeld positive Renditen an.“) und übt sich im Einsatz von Derivate . Da Märkte aber gerne das machen, was der Fondslenker gerade nicht erwartet, helfen derivative Finanzinstrumente auch nicht immer weiter. Dann lieber gleich ein strukturiertes Produkt, mit dem sich der Kapitalerhalt garantieren lässt und dennoch (begrenzte) Chancen am Aktienmarkt winken. Als Vorbild gilt die Zertifikatebranche,

vor deren Absatzerfolgen die Fondsindustrie letztendlich die Augen nicht verschließen konnte. Die Berührungsängste sind verschwunden, Kombiprodukte auf der Basis von Fonds und Zertifikaten werden Anlegern in Zukunft häufiger über den Weg laufen.

Ein zweiter, damit zusammenhängender Trend sind alternative Investments. Darunter fällt im Grunde genommen alles, was nicht Aktie oder Anleihe ist, also Rohstoffe, Immobilien oder etwa Hedgefonds. Womit sich der Kreis zu den Zertifikaten schließt: So hat der Gesetzgeber beispielsweise Single-Hedgefonds nicht für den typischen Privatanleger vorgesehen und diesem nur den Zugang zu Dach-Hedgefonds eröffnet. Über Zertifikate lassen sich solche Beschränkungen aber schon seit längerem umgehen. Zertifikate gelten auch als das ideale Vehikel, um andere alternative Anlagetrends zu spielen.

Als Paradebeispiel für den Erfolg solcher Investments gelten die Portfolios großer institutioneller Investoren. Gerne angeführt wird der Stiftungsfonds der US-Eliteuniversität Yale, der seit Jahren eine durchschnittliche Rendite von 16% p.a. erwirtschaftet. Rund zwei Drittel des Portfolios entfallen hier auf alternative Investments. David Swensen, der den Fonds verwaltet, empfiehlt Privatanlegern allerdings in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, schlicht in Indexfonds zu investieren. Grund vor allem: die niedrigen Kosten.

Mit niedriger Kostenbelastung kann die schöne neue Produktwelt zwar nicht immer dienen. Dafür lassen sich entsprechende Investments aber recht einfach an den Anleger bringen. Kunden sind für Kapitalgarantien in Verbindung mit der Aussicht, dennoch am nächsten großen Megatrend teilnehmen zu können, leicht zu begeistern. Wenige bringen das Hintergrundwissen mit, um die Nachteile solcher Konstrukte zu hinterfragen. Wie viel mühsamer (und weniger lukrativ) ist es da, jemanden von einer Anlagestrategie zu überzeugen, die langfristige Renditechancen nicht dem kurzfristigen Kapitalerhalt opfert.

Wir sehen es bei Morningstar als unsere Aufgabe an, hier Aufklärungsarbeit zu leisten und etwas Licht in den Anlage-Dschungel zu bringen - dies natürlich auch im nächsten Jahr! Herzlichen Dank an all unsere Leser, wir wünschen Ihnen schöne Feiertage und ein glückliches, erfolgreiches 2007!

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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