Von Asset backed securities und subprimes

Wie Banken und Finanzdienstleister ihre Kreditrisiken an Investoren weiterreichen, die wiederum Banken sein können.

Werner Hedrich 09.08.2007
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Grundlegendes

Die Realität an den Zinsmärkten ist nüchtern: Wer hier sein Geld für ein Jahr bindet, bekommt einen Zins von 4% (Finanzierungsschätze Bund). Mehr gibt es am kurzen Ende der Eurozone-Zinskurve für deutsche Staatsschulden nicht. Wer mit kurzen Euro-Laufzeiten mehr verdienen möchte, kommt am sogenannten Kreditrisiko nicht vorbei. Eine Möglichkeit, mit vermeintlich geringem Risiko einen Mehrertrag gegenüber dem Geldmarkt zu erzielen, sind Asset Backed Securities. Vermeintlich deshalb, we

il Investoren auf die Zuverlässigkeit von Kredit-Ratings angewiesen sind. Aber dazu später. In diesen Asset Backed Securities reichen Banken seit den 90er Jahren Kreditrisiken an die Kapitalmärkte weiter.



Asset backed securities (ABS)

Asset backed securities (ABS) sind Anleihen, die mit Forderungen auf laufende oder künftige Einnahmen unterlegt sind. Im Gegensatz zu Unternehmensanleihen, die von nur einer Gesellschaft begeben werden, bündeln ABS Forderungen von bis zu 1000 Gläubigern. Das Ausfallrisiko wird somit auf zahlreiche Schuldner verteilt. Der Forderungspool kann aus laufenden oder aus zu erwarteten Einnahmen bestehen. ABS sind meist weniger zinssensitiv als Unternehmensanleihen.

So können zum Beispiel die künftigen Einnahmen aus einer Autobahnmaut, Ticketerlösen von Fußballspielen oder auch Tantiemen von Musikern verbrieft werden. Laufende Geldströme können mit Bündeln von Hypothekendarlehen generiert werden. Dabei packen sogenannte Originators Hunderte von Hypotheken von Privatpersonen in einer Einheit zusammen und strukturieren die zu erwartenden Zinszahlungen und Tilgungen nach ihrer Solidität (Ausfallwahrscheinlichkeit oder Risiko).

Das System

So könnte zum Beispiel das Hypothekendarlehen, das ein amerikanischer Häuslebauer von seiner Bank bekommen hat, in einer Residential Mortgage Backed Security (RMBS) stecken (Häuslebauer ABS). Die Bank hat die mit dem Haus besicherte Forderung gegenüber dem Hauseigentümer abgetreten und in ein ABS eingebracht, welche von einer Lebensversicherung (institutioneller Investor) erworben worden ist. Der Hypothekennehmer zahlt somit seine Zinsen und die Tilgung nicht an die Bank, sondern an den neuen Investor (Lebensversicherung). Zwischen Investor und abtretender Bank ist eine Art Verwaltungsstelle geschalten, auf die Ratingagenturen, Manager, Treuhänder und Investmentbanken einwirken und die Struktur des Finanzvehikels kontrollieren, beobachten, auflegen und administrieren.



Die Risiken

Mit den Zahlungsflüssen sind natürlich auch Risiken verbunden: Die Zinszahlungen können ausbleiben, weil sich zum Beispiel im Falle eines RMBS ein Häuslebauer übernommen hat. Eine Zwangsversteigerung findet nun statt. Das Haus wird verkauft und das Darlehen mit dem Erlös getilgt. Erzielt die Versteigerung einen geringeren Betrag als das ausstehende Darlehen, trägt der Investor des ABS den Verlust. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Hausbesitzer sein Darlehen frühzeitig ablösen könnte. In diesem Fall bleiben die erwarteten Zinszahlungen aus und der Tilgungsbetrag muss neu angelegt werden (reinvestment risk).

Um den unterschiedlichen Risiken (Bonitäten der Schuldner) Rechnung zu tragen, werden ABS nochmals in Scheiben mit unterschiedlichem Tranchen-Risiken geschnitten. Ein ABS besteht aus mehreren Tranchen, die unterschiedliche Ratings haben. Die Tranchen mit niedrigeren Ratings - wie zum Beispiel BBB und weniger - werfen eine höhere Rendite ab, weil Anleger ein größeres Ausfallrisiko der Einnahmen eingehen. Investoren von ABS sind vor allem Versicherungen und institutionelle Anleger, die ein limitiertes Risikobudget haben. Durch Anlagen in ABS lassen sich Zusatzerträge von 0,1% und mehr erzielen. Grundlage der Renditebetrachtung ist meist der Euribor (aktuell: 3-Monats-Euribor: 4,3%) oder Libor (Londoner Interbanken Satz). Die Mehrrendite gegenüber dem risikolosen Geldmarktsatz erscheint für Sparer auf den ersten Blick sehr gering. Zu beachten dabei ist das damit eingegangene Risiko, das bei ABS mit Investment Grade –Rating (AAA bis BBB) nur leicht über dem Risiko von Geldmarktsätzen liegt – das Ausfallrisiko ist fast Null Prozent.

Fondsmanager im Geldmarktbereich können zwischen Hypothekendarlehen für gewerbliche Immobilien, Autofinanzierungen, Forderungsabtretungen aus der Industrie, Kreditkartenforderungen usw. wählen. So können sich in ABS Fonds und dynamischen Geldmarktfonds Kreditkartenforderungen aus den USA, Häuslebauerdarlehen aus Großbritannien und Leasingverträge eines japanischen Automobilkonzerns finden.

Als Daumenregel gilt: Je mehr Einzelforderungen, desto leichter wiegt der Ausfall eines einzelnen Schuldners. Auch in gebündelte Firmenkredite von Geschäftsbanken in unterschiedlichen Ratingtranchen wird investiert. Es gilt immer: Je schlechter das Rating einer ABS-Tranche, desto höher die möglichen Unwägbarkeiten und damit der Renditezuschlag gegenüber dem Geldmarktsatz.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Werner Hedrich