Energie: Öl-Rallye

Energieunternehmen konnten in den letzten Jahren von einem steigenden Ölpreis profitieren. So stieg der Rohölpreis von 22,5 US-Dollar je Barrel im Jahresdurchschnitt 2002 auf 58 US-Dollar je Barrel im Jahresdurchschnitt 2006.

Simon Nöth 04.10.2007
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Aktien von Energieunternehmen gehörten in den letzten Jahren zu den Überfliegern auf den Märkten. Der MSCI World Energy wies in den vergangenen fünf Jahren eine jährliche Rendite von 17% auf und auch im laufenden Jahr können die Unternehmen aus der Branche auf eine Wertsteigerung von 16% zurückblicken. Im Gegensatz dazu verloren der Finanzsektor (-6%), Mediensektor (-6%) und Immobiliensektor (-3%) seit Jahresanfang an Wert. Damit gehört die Energiebranche nach dem Rohstoffsektor zu den renditestärksten Sektoren.

Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Es ist dem starken globalen Wachstum zu verdanken, dass der Hunger nach Rohstoffen nicht versiegte. Der Rohstoff- und Energieverbrauch wird vor allem durch die asiatischen Schwellenländer verursacht, die sich mehr und mehr als der

globale Wachstumsmotor erweisen. Eine besondere Stellung unter den Energieträgern nehmen Erdöl und Erdgas ein, die für gut zwei Drittel des weltweiten Energieverbrauchs stehen.

Analysten der Internationalen Energiebehörde (IEA) erwarten in den kommenden fünf Jahren eine nochmalige Verknappung des Angebots, da die Förderung vieler Erdölfelder in Nordamerika und der Nordsee bereits ihre maximale Förderrate überschritten hat. Auch für einige große Ölfelder im Nahen Osten wird vermutet, dass sich deren Förderrate dem Maximum nähert und danach ebenfalls abnehmen wird. Die Folge wäre bei gleich bleibender Nachfrage ein steigender Ölpreis. Daher ist eine Rückkehr zu einem Ölpreis von unter 30 US-Dollar je Barrel – angesichts des starken Wachstums in den Schwellenländern und der natürlich bedingten Knappheit von leicht förderbarem Erdöl – unwahrscheinlich.

Die regionale Verteilung der Öl- und Gasvorkommen, die in politisch brisanten Ländern wie dem Irak, Venezuela oder Russland liegen, wird den Ölpreis auch in Zukunft beeinflussen. Zudem hat die OPEC beim Ölpreis ein Wörtchen mitzureden. So hat sie in den letzten zwei Jahren versucht, die Schwäche des US-Dollars durch einen hohen Ölpreis auszugleichen. Experten erwarten auch zukünftig ein ähnliches Verhalten des Kartells.

Gewinner des Ölbooms

Das Unternehmen Schlumberger ist ein typischer Profiteur des Ölbooms und deshalb in vielen Energiefonds vertreten. Diese Firma bietet Dienstleistungen für Öl-Explorationsunternehmen und Ölproduzenten an. Die Tätigkeitsfelder reichen von Forschungsaktivitäten bis hin zu Prozessoptimierungsverfahren. Die Technologieführerschaft ist einer der Eckpfeiler der Geschäftsstrategie und hierfür wird auch ordentlich investiert. Der wachsende Bedarf an technologischem Know-how, um die Effizienz in der Ölförderung zu erhöhen, sollte den Umsatz von Schlumberger auch in Zukunft weiter wachsen lassen. Schlumberger ist im ABN Amro Energy Fonds mit 7,3% die größte Position. Im Jahresverlauf hat der Fonds 24% zugelegt. Auf die Dreijahressicht steigerte der Fonds seinen Wert um 27% pro Jahr und schlug somit die Benchmark (MSCI World Energy) um 7% und seinen Kategoriedurchschnitt um 4%. Die maximale Verwaltungsgebühr beträgt 1,5% pro Jahr und die TER (Gesamtkostenquote) für 2006 hält sich mit 1,77% in Grenzen.

Total SA gehört zu den größten Ölfirmen sowohl im vorgelagerten als auch im nachgelagerten Industriebereich. Das Unternehmen hat gegenüber seinen Konkurrenten Vorteile, da es weniger in Erdölfeldern engagiert ist, deren Produktion rückläufig ist. Es verfügt über genügend anlaufende Projekte im Nahen Osten und Afrika. Die französischen Wurzeln von Total ermöglichen es dem Unternehmen, Produktionsstätten in Ländern wie dem Iran zu unterhalten. Das Umsatzwachstum soll durch den nachgelagerten Bereich in Afrika und Asien gesichert werden sowie durch neue Ölfelder in Angola und Qatar. Total ist mit 8,2% die bedeutendste Position des Fortis Fund Equity Energy Europe, der fast ausschließlich in europäische Energietitel investiert. Auch sonst sind in dem Portfolio die bekannten europäischen Ölunternehmen wie BP, Royal Dutch Shell oder Eni mit großen Anteilen vertreten. Im Jahresverlauf lieferte der Fonds 14% Rendite und schlug damit seine Benchmark (MSCI Europe Energy) um 5% Punkte und auf Dreijahressicht steigerte der Fonds seinen Wert um 28% pro Jahr. Die Kosten des Fonds bestehen aus einer maximale Verwaltungsgebühr von 1,5% pro Jahr. Die TER betrug 2006 1,85% des gesamten Fondsvolumens.

Eines der größten Risiken, denen sich Unternehmen aus der Ölindustrie insgesamt ausgesetzt sehen, ist das Eingreifen der Regierungen in politisch brisanten Ländern. So haben sich erst im Sommer die Unternehmen Exxon und Conoco aus Venezuela verabschiedet, nachdem ihnen immer neue Vertragsänderungen und Steuern von der Regierung aufgezwungen wurden. Exxon fördert ca. 6,4 Mio. Barrel (1 Barrel = 159 Liter) Öl pro Tag und deckt damit fast 8% des täglichen globalen Ölbedarfs ab. Derzeit kalkulieren die Unternehmen mit einem Rohölpreis von 63 US-Dollar pro Barrel für 2007. Exxon ist im World Energy Fund von Merrill Lynch mit 6% die größte Position. Der Fonds ist mit 4,3 Mrd. Euro Fondsvolumen der mit Abstand größte Fonds seiner Kategorie. Im Portfolio sind die großen internationalen Ölunternehmen wie Chevron, Schlumberger oder Total vertreten. Zudem ist der Fonds recht Nordamerika-lastig, da fast drei Viertel der Unternehmen von dort stammen. Seit Jahresbeginn hat der Fonds 21% Rendite gemacht und in den vergangenen drei Jahren konnte er eine jährliche Rendite von 25% liefern. Die maximale Verwaltungsgebühr liegt mit 1,7% etwas höher als bei den anderen beiden Fonds und die TER lag 2006 bei 1,95%. Skalenvorteile durch das hohe Fondsvolumen werden hier leider nicht an die Anleger weitergegeben.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Simon Nöth  ist Fondsanalyst bei Mornigstar