Deutsche offene Immobilienfonds agieren aus Position der Stärke

Die Verwalter von Betongold verfügen über die Trumpfkarte Eigenkapital.

Werner Hedrich 21.07.2008
Facebook Twitter LinkedIn
88 Mrd. Euro verwalten deutsche offene Immobilienfonds in Gewerbeimmobilien. Damit werden wieder mehr Gelder verwaltet als im Jahr 2004. Damals erschütterten Deka-ImmobilienFonds und ein Jahr später der DB grundbesitz invest (heute Grundbesitz Europa) die Grundfesten deutscher Investmenttugenden. Die Branche feiert sich auch heute wieder mit dem Verweis auf absolut positive Renditen, vermeintlich niedrigeren Schwankungen als andere Asset Klassen und als Diversifizierer im Portfolio.

Die Märkte lassen Aktienfondssparer zweifeln, die Inflation verdirbt Anleiheinvestoren die Freude und mit dynamischen Geldmarktfonds hat sich so mancher eine blutige Nase geholt. Da perlt die Kritik ab, etwas mobil machen zu wollen, was immobil ist. Doch die Immobilienverwalter haben dazu gelernt. Hoh

e Liquiditätsquoten in Form von kurzfristigen Anleihen bremsen zwar die Wertentwicklung des Betongoldes, gewähren aber problemloses Zu- und Abfließen von Anlagegeldern. Ein Kurzläufer lässt sich schneller abstoßen als ein Frankfurter Büroturm. Zudem haben die in Europa einmaligen deutschen Immobilienfonds ihre Bestände regional diversifiziert. Kaum noch ein Drittel der 88 Mrd. Euro Fondsvolumina fallen auf deutsche Logistik-, Büro- oder Hotelimmobilien. Die Branche wurde in den letzten Jahren vom Markt dazu gezwungen, ihre stark Deutschland lastigen Portfolios um europäische Gewerbeimmobilien zu ergänzen. Das hat gut geklappt, weil deutsche Immobilien im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach der Tec-Bubble von ausländischen Investoren stärker nachgefragt wurden als erwartet. Ausländer wollen eben auch diversifizieren.

Jetzt könnte für die hohen Cashquoten der deutschen Immobilienfonds die Stunde schlagen. Cash ist Eigenkapital und damit im aktuellen Marktumfeld Trumpf. Die Banken verschärfen ihre Kreditstandards. Spieler werden aus dem Markt geschossen, die vorher mit hoher Fremdfinanzierung Übernahmen getätigt haben. Es würde nicht verwundern, wenn in den nächsten Monaten Transaktionen gemeldet werden, in denen deutsche Fondssparer in London oder Paris bei Büroimmobilien zugreifen. Der 9 Mrd. schwere HausInvest Europa der Commerz Real weist eine Liquidität von 1,7 Mrd. Euro aus. Der SEB Immoinvest mit 7 Mrd. Euro hält auch knapp 1,5 Mrd. Euro in Petto. Diese Zahlen lassen sich nicht einfach als zur Verfügung stehende Investitionsbeträge interpretieren, sie sollen aber veranschaulichen, dass das aus der Krise stammende vorsichtige Agieren deutsche Immobilienfonds als selbstbewusste Player an den internationalen Märkten dastehen lässt.

Die Banken sind vorsichtig, die Ausgliederung von Immobilien in REITs setzt gut laufende Aktienmärkte voraus und stark mit Fremdkapital operierenden Investoren könnte in einem schwachen ökonomischen Umfeld die Puste ausgehen. Carrefour möchten zum Beispiel möglichst schnell ihre Einkaufspaläste ausgliedern, so manche börsennotierte Immobiliengesellschaft ist zu stark kreditfinanziert. Möglicherweise greifen in den kommenden Monaten Investoren erste gelistet Immobiliengesellschaften an, um an die Immobilienwerte zu kommen. Die besten Käufe werden getätigt, wenn die schwachen Player aus dem Markt geschüttelt werden. Diese internationalen Opportunitäten sollten die Performance der offenen Immobilienfonds für die nächsten Jahre stärken.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Werner Hedrich