‚Anlagechancen in einem Umfeld steigender globaler Zinsen.‘

Teil II unseres Interviews mit Michael Hasenstab, Fondsmanager des Templeton Global Bond.

Miriam Sjoblom 19.01.2011
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Der Fondsmanager des Templeton Global Bond sieht gute Chancen bei Währungen und kurzlaufenden Anleihen gering verschuldeter Länder mit solidem Wachstum.

Mehrere der Entscheidungen, die Sie 2010 im Portfolio umgesetzt haben, haben sich im letzten Jahr noch nicht ausgezahlt. Wie geht es 2011 Ihrer Meinung nach weiter?

Für unsere Anlagestrategie ist eine langfristige Orientierung sehr wichtig. Daher haben wir uns für einige Entwicklungen positioniert, die mehrere Jahre brauchen werden, um zum Tragen zu kommen. Dazu gehört unsere Befürchtung, dass die Zinsen in den USA steigen werden, so dass wir in Bezug auf die US-Zinsentwicklung sehr defensiv positioniert sind.

Darüber hinaus setzten wir auf Chancen in weniger verschuldeten Ländern mit höherem Wachstum. Viele davon gehören zu den Emerging Markets. Wir erwarten uns von den guten Fundamentaldaten in diesen Ländern und der hohen Liquidität in den G3-Staaten, die dorthin fließt, eine Aufwertung der zugehörigen Währungen in den nächsten Jahren. Viele dieser Währungen sind unserer Einschätzung nach noch unterbewertet.

Während diese Länder die Zinsen erhöhen, können wir kurzlaufende Anleihen erwerben, uns gegen das Zinsrisiko absichern und uns für eine sich aufwertende Währung bei höherer Verzinsung positionieren. Somit bieten die Schwellenmärkte viele Chancen, insbesondere in Asien.

Werden Währungsbewegungen einen größeren Einfluss haben, nachdem die Duration im Portfolio in den letzten Jahren laufend zurückgegangen ist?

In den nächsten Jahren wird die Zinsseite wenig Spielraum bieten. Es geht also darum, etwas zu verdienen, ohne Zinsrisiken oder zu hohe Kreditrisiken einzugehen. Daher setzen wir in Südkorea auf kurzlaufende Anleihen. Sie bieten 3,5% Verzinsung in einer unterbewerteten Währung, ohne Zinsrisiken und in einem soliden Land mit Investment-Grade-Rating. Ähnlich ist es in Australien: Fast 4% ohne Zinsrisiken in einer attraktiven Währung.

Daher werden die Verzinsung und Währungschancen einen größeren Teil der Rendite ausmachen als die Ausrichtung auf sinkende Zinsen, da wir global von steigenden Zinsen ausgehen.

Welche Risiken sehen Sie für dieses Szenario?

Zunächst einmal politische Risiken. Wie werden viele dieser Länder mit den massiven Kapitalzuflüsse umgehen? Werden sie eine Aufwertung ihrer Währungen zulassen? Werden sie die Zinsen erhöhen? Werden sie die Fiskalpolitik restriktiver gestalten? Wenn Sie all diese Hebel nutzen, ist ihr Wachstum nachhaltig. Falls nicht, kann es zu vielen Ungleichgewichten in diesen Ländern und zu Spekulationsblasen kommen. Darauf achten wir sehr genau.

Ist das, was Sie bisher sehen, zufriedenstellend?

Ja. Es ist ein gutes Zeichen, dass viele dieser Länder, insbesondere in Asien, bei der Zinsanhebung die Führungsrolle übernahmen. Gewöhnlich haben die meisten asiatischen Staaten zunächst abgewartet, wie die US-Notenbank sich verhält und sind ihr dann am nächsten Tag oder innerhalb der nächsten Quartale gefolgt. Nun haben Länder wie Malaysia, China, Indien oder Australien deutlich vor der Fed reagiert. Das ist ermutigend.

Malaysia hat zudem eine Währungsaufwertung zugelassen und übt fiskalpolitisch mehr Zurückhaltung. Auch China hat viele Konjunkturmaßnahmen zurückgefahren. Die Politik reagiert also durchaus. Aber es ist wichtig, wachsam zu bleiben.

Viel Geld fließt derzeit in Emerging-Markets-Aktien- und Anleihenfonds. Gibt es Ihrer Meinung nach eine Überhitzung?

Dies müssen wir natürlich genau beobachten. Wenn man allerdings die Bewertungen betrachtet - egal ob KGVs, Währungsbewertungen oder Risikoaufschläge - so sehe ich keine Übertreibung. Die Immobilienpreise in diesen Ländern relativ zum Einkommenswachstum sehen keineswegs nach einer Blase wie in den USA oder Japan in den späten 80er Jahren aus.

D.h. ich sehe bei der Bewertung weniger ein Problem. Wir müssen allerdings darauf achten, dass das viele Kapital sinnvoll eingesetzt wird. Das ist derzeit noch der Fall. Wenn es aber irgendwann nur noch in den Konsum oder in Vermögenswerte geht, sollten wir vorsichtig werden.

Derzeit ist die Dynamik aber positiv: Mehr Kapital kommt ins Land, mehr Investitionen, mehr Wachstum, das noch mehr Kapital anlockt, und steigende Zinsen, die ebenfalls mehr Kapital anziehen. Dies sieht nach sich selbst verstärkenden positiven Trend für die nächsten Jahre aus.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Miriam Sjoblom  Miriam Sjoblom is an associate director of fund analysis at Morningstar.