Mischen possible? Teil III unserer Mischfonds-Analyse

Mit den Marktphasen gehen - aber wie? In den Details liegt der Schlüssel.

Ali Masarwah 17.11.2011
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Im letzten Teil unserer Serie zu flexiblen Mischfonds kommt es zum Finale. Nachdem wir im ersten Teil die Erfolgsquote der großen Gruppe der Fonds zu ermitteln (lesen Sie hier) und im zweiten Teil die Anlagekonzepte unter die Lupe genommen haben (lesen Sie hier), wollen wir nun feststellen, ob und wenn ja welche Muster sich hinter der Outperformance der langfristig erfolgreichsten flexiblen Mischfonds am Markt stecken.

Die untere Tabelle zeigt von links nach rechts das Abschneiden des ersten Fondsquartils. Die besten Fonds im Zweitraum von April 2003 bis Oktober 2011 sind durchgängig dunkelgrün unterlegt und finden sich in der linken Spalte der Tabelle. Es folgen die einzelnen Marktphasen: In der Spalte weiter rechts folgen die Ergebnisse der Phase "Baisse II", in der wir uns seit Anfang August 2011 befinden. Weiter rechts folgen die "Hausse II" (Frühjahr 2009 bis Sommer dieses Jahres), die "Baisse I" (Herbst 2008 bis Frühjahr 2009) und schließlich die "Hausse I" (Frühjahr 2003 bis Ende 2007).

Die Quartile 2,3 und 4 haben wir farblich so unterlegt: Fonds im zweiten Quartil sind hellgrün markiert, Fonds im dritten Quartil gelb und die Produkte im vierten, schlechtesten Quartil sind rot markiert. 

Folgende Schlussfolgerungen lassen sich aus der oberen Übersicht ziehen:

1. Den Wohlfühlfonds gibt es nicht - aber einige sind nah dran 

Keiner der Mischfonds im ersten Quartil hat in jeder Marktphase "das Richtige gemacht" und entsprechend immer den Sprung an die Spitze geschafft. Raus dem Risiko, wenn die Märkte crashen, rein in das Risiko, wenn es aufwärts ging - das hat bei keinem Fonds reibungslos geklappt. Auch bei den besten Fonds zeigt sich, dass das Timing so ziemlich die größte Herausforderung für Fondsmanager ist.

Allerdings kommen einige wenige Produkte dem Idealzustand ziemlich nah: Der Multi Opportunities II von der DWS und der Starcapital Special Values aus dem Hause Starcapital landen in zwei von vier Phasen im ersten Quartil; in den beiden anderen Zeiträumen finden sie sich im zweiten wieder. Das konsistenteste Bild liefert dabei der DWS-Fonds, der seit Ende 2008 von Aktienmanager Klaus Kaldemorgen verwaltet wird. Er kommt in Aufwärtsphasen gut mit und landet jeweils 2003 bis 2007 sowie 2009 bis Sommer 2011 im zweiten Quartil. Zudem schützt er in Abwärtsphasen das Anlegergeld im Vergleich zur Peergroup hervorragend (nicht allerdings immer gegenüber dem Index). Der Starcapital-Fonds landete zwar auch immer im ersten und zweiten Quartil, musste allerdings in der Baisse 2008/09 relativ hohe Wertverluste und Drawdowns hinnehmen.

 

Recht konstant gut geschlagen hat sich der Trendfolger TradeCom Fonds, der in keiner Phase im dritten oder vierten Quartil gelandet ist und in drei von vier Phasen im zweiten Quartil landete. Der M&W Capital der Hamburger Vermögensverwaltung Mack&Weise wiederum hat in drei von vier Phasen das erste Quartil geschafft, verpasste allerdings den Aufschwung 2009 bis 2011 vollkommen. Das Minus von 3,9 Prozent in der Hausse-Phase II ließ den Fonds in das vierte Quartil einbrechen - ein Rückstand von annualisiert rund 11 % gegenüber der Vergleichsgruppe und fast 17% gegenüber der Benchmark!

 

2. Fonds für die Hausse: Beta-Jockeys sind gefragt

 

Wir haben also gesehen, dass es den perfekten Fonds nicht gibt. Wenn Anleger also auf aktive Fondsmanager setzen und dabei immer den Outperformer suchen, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Fonds-Timing zu betreiben. Mangels durchgängiger Konstanz sollten sie die Fonds auf ihr Verhalten in der Hausse und in der Baisse abklopfen. Zunächst zu den Hausse-Fonds.

Fangen wir zunächst mit dem langfristig besten Fonds an, dem Plusfonds von AGI. Bleibt der Fonds bei seiner langjährigen Strategie, dann verspricht er hohe Erträge in der Hausse; in beiden Aufwärtsphasen lieferte der Fonds Top-Ergebnisse und landete im ersten Quartil. Er sollte aber keinesfalls dann gehalten werden, wenn die Anleger eine Eintrübung der Märkte erwarten - hier liegt er dauerhaft im negativen Terrain. Der AGI-Fonds liefert ein konsistentes Bild - und somit Berechenbarkeit. Eine Fußnote ist allerdings der Übergang von der Cominvest zur AGI wert: In der aktuellen Phase Hausse II fallen die im Vergleich zur Hausse I hohen Cash-Quoten und das etwas gebremste Momentum nach oben ins Auge - es kann also sein, dass man bei AGI das allzu turbulente Bild der (Cominvest-)Vergangenheit glätten möchte. Insofern sollte man diesen Fonds genau im Blick behalten.

 

Wer explizit Fonds für die Hausse sucht, sollte auch einen Blick auf den Fondra (AGI), Multiadvisor Sicav Esprit, DJE Alpha Global und Inka FS Invest werfen.

 

3. Fonds für die Baisse: Der Schutz steht an erster Stelle

 

Interessanterweise sind die Fonds, die dem Wohfühlfonds am nächsten kommen, zugleich die optimalen Fonds für regnerische Zeiten an den Märkten. Neben dem Multi Opportunities II und Starcapital Special Values ist der M&W Capital ein Fonds, der starke Ergebnisse in den Baisse-Phasen geliefert hat.

 

4. Nicht-konstante Fonds, die viel Fingerspitzengefühl und gute Kenntnisse erfordern

 

Bleibt die relativ große Gruppe von Fonds, die kein konsistentes Performance-Verhalten in den vier Marktphasen an den Tag legen. Hier hängt es nun vom Fingerspitzengefühl und der Kenntnis der einzelnen Konzepte ab. In diese Gruppe fallen überproportional oft Trendfolger-Fonds. Fehlen die Trends, sind die markttechnischen Modelle überfordert, auch wenn es in einer gewissen Marktphase es per Saldo eine klare Richtung gibt. Hier liefert die Phase Hausse II interessante Ergebnisse. Auch wenn es sehr deutlich nach oben ging, bremste die zwischenzeitliche Volatilität etliche Trendfolger so stark aus, dass es in der Phase nicht für das erste Quartil reichte. Zu häufig ausgestoppt wurden etwa der Smart-Invest Helios und der Trend Universal Fonds Global.

 

Deutlich besser schlugen sich der RAM Wachstum und der C-Quadrat Arts TR Global AMI aus dem Hause C-Quadrat, die schnell genug auf den Trendwechsel 2009 reagierten. Dass beide Fonds nicht gut in die aktuelle Korrektur gekommen sind, ist nicht weiter erstaunlich, da alle Trendfolger eine gewisse Zeit brauchen, bis sie sich "eingependelt" haben. Insofern sollte die Entwicklung bei beiden Fonds weiter im Blick behalten werden. Inkonsistenzen in den Performance-Mustern zeigen auch die Fonds R Club C, Sigma Plus Offensiv, Multi Invest OP und der SMS Ars selecta.

 

Was sagen die qualitativen Morningstar-Ratings?

 

In der heterogenen Gruppe der flexiblen Mischfonds kommt es auf eines an: das Research. Selbst die besten Fonds haben in unserer Auswertung oft volatile, gelegentlich auch erratische Verläufe gezeigt. Insofern bleibt am Ende unserer Analyse zum einen festzuhalten, dass auch die Manager von Mischfonds nur mit Wasser kochen. Im langjährigen Durchschnitt gelingt es weniger als einem Viertel der Fondsmanager, einen starren 50:50-Aktien-Renten-Index zu übertreffen. Besonders ernüchternd ist, dass in der aktuellen Korrektur die Outperformer-Quote sogar auf unter 20% abgesackt ist.

Zum zweiten lässt sich das Fazit ziehen, dass eine quantitative Analyse nur ein erster Schritt auf dem Weg zum optimalen Mischfonds sein kann. Unsere Auswertung sollte insofern als Aufforderung an Anleger verstanden werden, sich näher mit den verschiedenen Fondsmodellen zu befassen.

Da sich unsere Analysten seit dem Start der qualitativen Morningstar-Ratings im Jahr 2009 auch der Gruppe der flexiblen Mischfonds widmen, können wir bei einigen Fonds bereits Hilfestellung leisten. Einige der Fonds aus dem ersten Quartil der flexiblen Mischfonds haben bereits ein qualitatives Morningstar-Rating erhalten.

Der Fonds R Club C erhält im qualitativen Morningstar-Rating die drittbeste Note "Bronze". Unsere Analysten sind der Meinung, dass der Fonds empfehlenswert ist. Die Fondsmanager Didier Bouvignies und Philippe Chaumel verwalten diesen Fonds seit 2004. Neben dem Asset-Allocation-Ansatz konzentrieren sie sich auf der Aktienseite auf Werte mit einem asymmetrischen Rendite-Risiko-Profil, wobei sie nicht die Indexrisiken, sondern die absoluten Verlustrisiken zum Maßstab haben. 

 

Etliche der Fonds aus dem ersten Quartil können unsere Analysten indes nicht überzeugen. Der Trendfolger-Fonds Multi Invest OP etwa erhält das Rating "Negative". Uns stimmen bei diesem Fonds die wiederholten Änderungen in der Investmentstrategie skeptisch. "Bei diesem flexiblen Dachfonds wäre mehr stabilität wünschenswert", so das zu dem von Olaf-Johannes Eick verwalteten Fonds.

Der C-Quadrat Arts Total Return Global AMI wiederum erhält das Rating "Neutral". Im Rating-Bericht heißt es zu dem Trendfolger-Fonds: "Wir kennen zwar die grobe Funktionsweise der Strategie, doch die Details sind ein gut gehütetes Geheimnis". Weiter heißt es: "Inwieweit die Performance des Fonds auf die Steuerung der Aktienquote oder die Zielfondsauswahl zurückzuführen ist, ist angesichts des hohen Portfolioumschlags (700 - 1000% p.a.) anhand der uns vorliegenden Daten nicht nachzuvollziehen. All dies macht den Fonds schwer berechen- und einsetzbar."

Der DJE Alpha Global beeindruckt zwar durch eine beachtliche langfristige Performance gegenüber der Kategorie. "Das erfahrene Managementteam hat bisher demonstriert, dass es seine Freiheiten geschickt zu nutzen weiß, dabei jedoch die Anlagestrategie konsequent umsetzt". Dass der Fonds aus dem Hause DJE Kapital AG allerdings nicht über ein "Neutral" hinauskommt, liegt in den hohen Kosten begründet. Die Gesamtkostenquote von
2,37% ist absolut gesehen hoch und übertrifft auch den Durchschnitt der Kategorie von 2,01% deutlich. Zudem falle zusätzlich eine Erfolgsgebühr ohne Verlustausgleich an.

 

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich