Strategien wider die Stürme an den südlichen Euro-Märkten

AKTIEN SPEZIAL: Warum italienische Dividendentitel für mehr Rendite sorgen könnten.

Marco Caprotti 08.12.2011
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Dividenden rücken wieder in den Fokus von Anlageberatern und Investoren. Dafür sprechen verschiedene Gründe: Zum einen stellen sie eine Einnahmequelle dar. Zum anderen haben sie sich in den volatilen Märkten als resistenter erwiesen als dividendenschwache Aktien. Dazu kommt die Möglichkeit, Kursgewinne zu realisieren. Eine Studie des Asset Managers Dreyfus, der zur BNY Mellon Group gehört, kommt zu folgendem Fazit: ,Da die Anleihezinsen seit zehn Jahren im Rückzug sind, verlieren diese traditionellen Instrumente immer mehr an Attraktivität für Investoren. Dividendenstarke Aktien besitzen indes die Eigenschaften, die in einem volatilen und unsicheren Marktumfeld gefragt sind. Die Dividende bietet eine Ergänzung zu den Erträgen der festverzinslichen Wertpapiere. Außerdem bieten dividendenstarke Aktien einen Schutz gegen Inflation und können zur Diversifizierung in einem Portfolio genutzt werden.’

Dividendenstrategien im Wandel der Zeit

Seit Ende 1920 haben Dividenden eine bedeutende Rolle für den Gesamtertrag in einem diversifizierten Investmentportfolio gespielt. Es gab eine Ausnahme: Zwischen 1990 und 2000 war der Anteil der Dividende am Gesamtertrag von Aktien bedeutend geringer, insbesondere wenn man an Internet-Aktien und Verbriefungen denkt. Der Dreyfus-Bericht weist auf Folgendes hin: ,Investoren haben Unternehmen, die Dividenden zahlten, so wahrgenommen, als ob diese Firmen keine Investitionsmöglichkeiten für ihren Überschuss hätten und vernachlässigten sie in einer Phase, die von starken Wachstumsfaktoren bestimmt war‘.

Heute sind Investoren mit anderen ökonomischen Rahmenbedingungen konfrontiert: Die USA kämpfen mit dem erneuten Abrutschen in eine Rezession und müssen ihre Finanzpolitik neu ordnen. Europa ringt mit seiner Staatsschuldenkrise, und China muss darauf achten, dass es nicht zu einer Überhitzung der Wirtschaft kommt. Die Zinsen und die Inflationsraten befinden sich auf historischen Tiefstständen. Damit ist ein Raum für dramatische Erhöhungen beider Größen geschaffen worden. Heute bieten Dividendenaktien neben einer sicheren Ertragsquelle auch die Chance von Kursgewinnen.

Die Situation in Italien

Werfen wir einen Blick auf das ansonsten wenig positve Bild am italienischen Aktienmarkt. Zu den Lichtblicken zählt eine Reihe dividendenstarker Aktien. Sie haben zuletzt den Standardwerte-Index FTSE/MIB Index übertroffen. Dazu zählen beispielsweise Piquadro (Konsumgüter) mit einer Dividendenrendite von fast 6%, der Energiekonzern Eni mit 4,6% und der Versorger Enel mit 3,6%. Diese Aktien bieten gute Chancen, einen neuen Sturm an den Aktienmärkten abzufedern.

Generell müssen Investoren müssen allerdings darauf achten, nicht in die sogenannte Dividendenfalle zu tappen. Die Dividendenrendite ist das Verhältnis aus Dividende und Aktienpreis. Die Dividendenrendite steigt also auch dann, wenn die Dividende konstant bleibt und der Aktienkurs fällt. Wer sein Portfolio mit dieser Art von Aktien bestückt, läuft Gefahr, Schiffbruch zu erleiden. Insofern sollte man nicht unbedingt Aktien auswählen, die die höchste Dividende beziehungsweise Dividendenrendite aufweisen. Das kann aber dazu führen, dass man in Unternehmen investiert, die keine oder nur geringe Wachstumsmöglichkeiten ausweisen oder sich in Schwierigkeiten befinden.

Unternehmen, die ihre Dividenden aufgrund wachsender Profite in der Zukunft steigern können, bieten dagegen eine Quelle für stetige Erträge und mögliche Kursgewinne. Eine Umfrage von Morningstar unter Fondsmanagern in Italien zeigt, dass viele Profis eine derartige Strategie anwenden, wenn es um Anlagen in Randstaaten der Eurozone geht, also auch in Italien. Viele Fondsmanager haben zwei besondere Favoriten: Eni und Enel. Was macht viele so sicher? Beide Unternehmen werden de facto vom italienischen Finanzministerium kontrolliert. Es müsste viel passieren, bis diese beiden Giganten ihre Dividenden zusammenstreichen. In Zeiten der Haushaltskonsolidierung verschaffen sie dem Fiskus Luft zum Atmen. Viele Anleger nutzen diese Konstellation als Trittbrettfahrer.

(Dieser Text kommt im Rahmen der Aktienwochen bei Morningstar; in den ersten zwei Dezemberwochen finden Sie unter dem Header "Aktien Spezial" Artikel unserer internationalen Analysten- und Redaktionsteams zu Aktien-Trends weltweit.)

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Marco Caprotti

Marco Caprotti  ist Redakteur und Analyst bei Morningstar.