Sind die neuen Hightech-Trends wirklich so trendy?

Trotz der aktuellen Hype werden diese vier Hightech-Trends vermutlich die Welt im Jahr 2012 nicht in Verzückung versetzen.

Jeremy Glaser 16.01.2012
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Der Technologie-Sektor ist berüchtigt für den enormen Medienrummel, den er verursachen kann. Auch wenn die Geschäftsmodelle der börsennotierten Tech-Firmen zehn Jahre nach dem Platzen der Internetblase nach der Jahrtausendwende deutlich realistischer geworden sind, befeuern neue Technologien nach wie vor die Phantasie von Aktieninvestoren. Man erinnere sich an die Diskussion um die Bewertung von Google und - in jüngster Zeit - von Facebook. Gelegentlich ist so ein Technologie-Hype gerechtfertigt. Smartphones und das Internet haben die Art, wie wir mit der Welt interagieren, verändert, und Firmen wie Microsoft, Apple und Google haben tatsächlich nachhaltige Wettbewerbsvorteile und Cashflows erreicht.

Aber der Hype ist eben oft nur ein Hype. In der Welt der technologischen Innovationen wird oft auch nur heiße Luft erzeugt. Es werden Produkte und Ideen angekündigt, die nie wirklich das Tageslicht erblicken. Dieses Jahr wird da keine Ausnahme sein. Hier sind vier Ideen, die bereits überschwänglich als große Trends für 2012 dargestellt werden, und sich am Ende aber als nichts anderes als eine Fata Morgana entpuppen könnten.

3D-Fernseher überall

Um dieses Thema wird bereits seit ein paar Jahren ein großer Wirbel gemacht, und die großen Fernsehhersteller versuchen heute erneut, die Verbraucher davon zu überzeugen, dass jetzt der ideale Zeitpunkt sei, um den vorhandenen Flachbild-Fernseher gegen ein 3D-Modell auszutauschen. Das Problem ist, dass nicht nur die Endkunden nicht überzeugt sind, dass sich so ein Upgrade lohnt. Es gibt nicht viele Filme in 3D, und es gibt auch keinen guten Weg, um an 3D-Filme zu kommen. Außerdem haben 3D-Fernseher noch einen gehörigen Preisaufschlag, und vermutlich wollen die Menschen auch nicht die ganze Nacht mit ihrer 3D-Brille vor ihrem Fernseher zubringen.

Natürlich ist leicht zu verstehen, warum Fernseh-Produzenten es gerne hätten, dass sich diese Technologie durchsetzt. Es war relativ einfach die Leute davon zu überzeugen, ihren riesigen Röhrenfernseher rauszuwerfen und durch einen eleganten Flachbildschirm zu ersetzen. Als dann die Preise für Flachbild-Fernseher fielen, förderte das die Beliebtheit noch weiter, so dass heute fast jeder, der es sich leisten kann, seinen Fernseher bereits ausgetauscht hat. Und jetzt, wo dieser Upgrade-Zyklus im Wesentlichen abgeschlossen ist, ist es an den Herstellern, die Haushalte davon zu überzeugen, dass es die 3D-Technik Wert ist, schon wieder einen Austausch vorzunehmen. Das wird ihnen aber höchstwahrscheinlich nicht gelingen. Erst wenn die Fernsehgeräte ihr Alter erreichen, werden die 3D-Modelle auch ihren Weg in die Wohnzimmer finden. Aber es wird nicht der Boom stattfinden, den Ihnen die Branche einzureden versucht.

4G (LTE)

Schnellere Netzwerk-Geschwindigkeiten waren groß in Mode in der kabellosen Welt, aber 4G-Netze erleben noch keine Blütephase. Zuerst muss nämlich der Netzausbau stattfinden. Obwohl die wichtigsten Anbieter auf dem Wireless-Markt bereits begonnen haben, ihre 4G-Netze aufzubauen, ist die Abdeckung derzeit noch auf die Haupt-Ballungszentren beschränkt. Weite Teile des Landes sind noch immer ohne Abdeckung.

Und während aktuell viele neue 4G-Handys auf den Markt kommen, gibt es immer noch sehr wenige Geräte, die sich auch mit den schnellen Netzen verbinden können. Darüber hinaus sind die Geräte, die auf dem Markt sind, immer noch sehr teuer, haben lächerlich schlechte Akkulaufzeiten bei Verbindung mit einem 4G-Netz, und laufen bisher nur mit teuren Datentarifen und harten Datenmengen-Beschränkungen. Erst wenn die Netzwerke ausgebaut und die Technologien gereift sind, werden auch die Verbraucher bereit sein, in die neuen Netze zu wechseln. Aber erwarten Sie nicht, dass dieser Wechsel sich bereits im Jahr 2012 vollzieht.

iPad-Killer

Das iPad hat rasch bewiesen, dass es einen großen Markt für Tablets gibt. Apple-Wettbewerber mussten sich sehr anstrengen, um glaubwürdige Konkurrenzprodukte zu entwickeln. Bisher hat es hier niemand wirklich geschafft, Paroli zu bieten. Motorola Mobility (MMI) und Research in Motion (RIMM) haben - begleitet mit erheblichem Werbeaufwand - im vergangenen Jahr ihre Konkurrenzprodukte auf den Markt gebracht, aber konnten kaum Absatz generieren.

Amazon ist mit dem Kindle Fire dem iPad am nächsten auf die Fersen gerückt. Trotzdem steckt das Produkt noch in den Kinderschuhen, und es benötigt noch ein paar Neuerungen, um mit dem größeren, leistungsstärkeren iPad mithalten zu können. Die Aufmerksamkeit für das Kindle Fire zeigt, dass es auch einen breiten Markt für ein preiswertes Tablet gibt, das nicht von Apple hergestellt wird.

Dieses Jahr erwarten wir eine Reihe von Tablets die unter Android laufen, sowie erste Windows 8-Geräte und die nächste Generation an BlackBerry-Tablets, die jeweils ernstzunehmende Marktanteile erzielen wollen. Jedes dieser neuen Geräte wird als iPad Killer angepriesen - zumindest vom jeweiligen Hersteller. Dem ist aber nicht so. Android hat bisher erst wenige spezielle Tablet-Apps, und viele dieser neuen Geräte sind schwachbrüstig, zu teuer, oder beides.

Ähnlich wie auf dem Smartphone-Markt, wird es auf lange Sicht wohl auch mehrere große Anbieter im Tablet-Bereich geben. Doch von dem, was bisher durchsickert, scheint keins der neuesten Produkte, die bald auf den Markt kommen, richtig einzuschlagen.

Ultrabooks

Bei den PC Notebook-Verkäufen passierte in letzter Zeit nichts allzu Spannendes. Die Verbraucher sehen sie als weitgehend austauschbar an, und die Nachfrage blieb relativ schwach. Apple war der einzige große Hersteller, der dieses Jahr signifikante Zuwächse verzeichnen konnte. Ein großer Teil des Zuwachses geht auf das Konto der Apple MacBook Air-Serie. Der dünne, schnell bootende Computer mit guter Akkulaufzeit war ein Hit, vor allem nachdem der Preis aus der Stratosphäre nach unten gesetzt wurde. Intel (INTC) will nun versuchen, diese Art fiebriger Aufregung auch für PCs zu erzeugen. Der Chiphersteller hat einen "Ultrabook"-Standard definiert, der Intels neueste Prozessoren mit einer SSD-Festplatte in ein schlankes Gerät packt. Viele dieser neuen Geräte wurden kürzlich vorgestellt.

Intel will natürlich mehr Prozessoren verkaufen. Daher ist klar, warum das Unternehmen versucht, die PC-Hersteller zu ermuntern ihre Bemühungen zu verstärken; aber das erhoffte Ergebnis ist keineswegs sicher. Apple ist eben nicht nur wegen seiner Produkte sehr erfolgreich, sondern auch auf Grund seiner Marketing-Fähigkeiten. Stark frequentierte Stores und nur eine handvoll Notebook-Produkte machen es relativ einfach, für neue Produkte eine bemerkenswerte Markenbekanntheit zu schaffen. Intel und andere Unternehmen außerhalb der Apple-Welt haben hier das Problem, dass verschiedene Hersteller Geräte mit sehr unterschiedlichen Spezifikationen bauen. Diese Heterogenität erschwert es, Verbraucher und Unternehmen davon zu überzeugen, dass ein Produkt tatsächlich etwas Neues auf dem Markt darstellt. Viele dieser neuen Geräte mögen großartig sein, aber finden Sie auch einen Markt?

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Jeremy Glaser  Jeremy Glaser is the Markets Editor for Morningstar.com.