Billige Fonds sind die besseren Investments

Morningstar Auswertung zeigt, dass ein Investment in günstige Fonds bessere Renditen abwirft als beim Kauf von teuren Fonds.

Ali Masarwah 23.06.2014
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Sind günstige Fonds die besseren Investments? Diese Frage ist altbekannt, und doch lohnt es sich immer wieder, sie anhand der Fondsbilanzen über die Zeit immer und immer wieder aufzugreifen - und zu beantworten. Wir haben in den vergangenen Wochen Fondskosten häufiger zum Thema gemacht. Zuletzt haben wir ermittelt, dass die Kosten bei aktiven Fonds – im Gegensatz zu den Kosten von Indexfonds – nicht nur unverändert hoch sind. Vielmehr sind aktiv verwaltete Fonds, die in den vergangenen Jahren auf den Markt gekommen sind, deutlich teurer als längere Zeit am Markt bestehende Fonds (lesen Sie hier unsere Auswertung im Detail).

Angesichts dieses Befundes haben wir die für Anleger höchst relevante Frage aufgegriffen: Machen die Kosten wirklich einen Unterschied? Wenn ja, wie groß ist er? Sind günstige Fonds wirklich die bessere Wahl?

 

Vier große Fondskategorien im Test

Wir haben den Test gemacht und haben uns vier große Aktien- und Bondkategorien näher angesehen: globale Aktien Standardwerte (blend), EUR Mischfonds flexibel global, EUR Renten diversifiziert und Aktien Europa Standardwerte (blend). Der Grund für diese Auswahl war naheliegend. In diesen Kategorien stecken überproportional viel Anlegergelder und sind somit für eine große Anzahl an Anlegern relevant.

Im nächsten Schritt haben wir unsere historischen Daten befragt und die Fonds nach denen im Jahr 2008 gemessenen Fondskosten (Gesamtkostenquote) nach Quartilen kategorisiert. Dann haben wir nachverfolgt, wie sich die Renditen in den fünf nachfolgenden Kalenderjahren im Schnitt entwickelt haben. Schlussendlich haben wir die Renditen ins Verhältnis zu den Benchmarks der jeweiligen Kategorie gesetzt. 

Machen Kosten den Unterschied? Vorweg die Antwort unserer Untersuchung:  eindeutiges Ja! Die untere Tabelle illustriert  die Ergebnisse unserer Untersuchung. In jeder der vier großen Fondskategorien hatten die günstigsten Fonds die Nase vorn. Fonds des ersten Kostenquartils waren immer besser als die Fonds des vierten Fondsquartils. Weiter rechts in der Tabelle finden sich die Renditediffernzen sowie die Ergebnisse eines fiktiven 10.000 EUR Investments pro Gruppe.

Tabelle: Vier große Fondsgruppen im Test: Gut ist billig!

Stichwort Aktienfonds für globale Standardwerte. Das Quartil der günstigsten Fonds kam auf durchschnittliche Kosten von 0,78 Prozent im Jahr 2008. Fünf Jahre später hatten diese Fonds im Schnitt eine Performance von 13,65 Prozent pro Jahr erzielt. Das Quartil der teuersten Fonds brachte eine Gebühr von 2,74 Prozent auf die Waage. Diese Fondsgruppe erzielte ein Plus von durchschnittlich nur 11,41 Prozent pro Jahr. 

In Heller und Pfennig ausgedrückt: Aus einem fiktiven Investment von 10.000 EUR am 31.12.2008 in die günstigsten global investierenden Aktienfonds wurden im Schnitt knapp 19.000 EUR per Ende 2013. Ein vergleichbares Investment in die teuersten Fonds hätte nach fünf Jahren nur 17.164 EUR gebracht.

Kosten sind ein zuverlässiger Performance-Indikator

 

Ähnlich groß fällt der Abstand bei europäischen Aktienfonds aus. Kleiner, aber signifikant fällt auch der Performance-Unterschied zwischen den billigsten und den teuersten Renten- und Mischfonds aus. Damit wird wieder einmal unsere seit langem geäußerte These bestätigt: Es  ist eindeutig, dass die Kosten von Fonds einer der zuverlässigsten Indikatoren für die künftige (relative) Rendite darstellen.

Das bestätigt die intuitive Annahme, dass nun einmal einen großen Unterschied macht, ob ein Fonds mit dem Mühlstein einer hohen Kostenbelastungen in das neue Jahr startet oder ob er nur geringe Kosten aufholen muss. 

Lediglich an zwei Stellen fallen die Ergebnisse unserer Untersuchung aus dem Rahmen: die Renditen der Rentenfonds im vierten Kostenquartil fallen einen Tick besser aus als die Performance der Rentenfonds im dritten Kostenquartil. Und bei Europa-Aktienfonds erzielte die Gruppe des zweiten Kostenquartils bessere Ergebnisse als das Quartil der günstigsten Fonds. Angesichts des ansonsten großen Performance Abstands zwischen den teuersten und den billigsten Fonds ist dies nur eine Fußnote (rote Markierung in der Tabelle). 

Outperformer werden dennoch verzweifelt gesucht

Interessanter sind die in der rechten Spalte der oberen Tabelle abgebildeten relativen Renditen der Fonds gegenüber der Benchmark. Selbst die günstigsten Fonds schafften es über die Fünfjahres-Periode nicht, den jeweiligen Kategorie-Index zu übertreffen. Besonders eklatant fällt der Renditeabstand bei den flexiblen Mischfonds aus. Auch die Gruppe der besten Fonds – ergo die billigsten – lagen im Schnitt um 467 Basispunkte hinter einem einfachen 50:50-Aktien-Renten-Index. Wer mag, sollte diesen Befund als Anlass nehmen, die generelle Kostenstruktur bei aktiv verwalteten Fonds zu hinterfragen. "was nichts kostet, ist auch nichts"? Das klassische Oma-Sprichwort gehört in jedem Fall auf den Prüfstein!

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich