72er Regel

Die 72er Regel ist eine Art Weisheit des Konfuzius in der Finanzmathematik. Sie ist einfach und jeder Anleger sollte sie verinnerlichen.

Werner Hedrich 23.02.2007
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Kein Gefühl für Zahlen? Aber Sie interessieren sich trotzdem für Investments. Die schlechte Nachricht: Mathe, Statistik und Kapitalanlagen gehören zusammen. Die gute Nachricht: Ist alles nicht so schlimm. Mathematik kann im Leben wirklich helfen. Also los geht’s: Einstieg über die 72er Regel.

Die 72er Regel beantwortet die Frage, wie lange es bei einer bestimmten Rendite oder Zinssatz dauert bis sich ein Investment verdoppelt. Es wird einfach 72 durch den Zinssatz geteilt. Beispiel: Sie gehen von einer 9%-Rendite aus: 72/9=8. Es dauert 8 Jahre bei einer jährlichen Rendite von 9% bis sich der Einsatz verdoppelt.

Ein aktuelles Be

ispiel von den Finanzmärkten. Die zehnjährige Bundesanleihe wirft 4% vor Steuern ab. Angenommen ein Anleger investiert heute 5000 Euro zu 4%, dann hat er durch den Zinseszinseffekt in 18 Jahren rund 10 000 Euro auf seinem Konto liegen. Korrekt gerechnet wären es 10 129,08 Euro. Die 72er Regel ist eine Daumenregel.

Was soll die ganze Übung? Zum einen bekommen Anleger mit diesem einfachen Rechenexempel ein Gefühl, wie lange Geld bei unterschiedlichen Renditeannahmen liegen bleiben muss, um es zu verdoppeln. Gemeinhin wird für die internationalen Aktienmärkte eine langfristige Renditeannahme von 7 bis 8% getroffen. Wohl gemerkt langfristig, ich würde langfristig mit mehr als 10 Jahre definieren.

Zum zweiten lädt die 72er Regel zur Überprüfung von gut gelaufenen Aktienpositionen, Branchen- oder Länderwetten ein. Angenommen, ein Investor hat in den letzten drei Jahren wirklich gut gelegen. Egal ob Fonds, Aktie oder Hochzinsanleihe – die Entscheidungen waren sehr gut. Das Portfolio hat sich seit Sommer 2003 verdoppelt oder gar verdreifacht. Das Investmentego steigt ins Unermessliche und man malt sich schon mal aus, wie es weitergehen könnte – natürlich nach oben.

Und hier holt einem die 72er Regel zurück auf den Boden der Tatsachen. Unterstellt man eine jährliche Rendite von 5%, dann dauert es mehr als 14 Jahre bis sich der Depotwert verdoppelt. Wer nach 3 Jahren sein Depot von 10 000 Euro auf 20 000 Euro steigern konnte, erzielte eine annualisierte Rendite von 26%. Performancetreiber waren Minenwerte-, Emerging Markets- und Osteuropafonds; auch breit gestreute Aktienfonds konnten trumpfen. Solche Phasen kommen an den Kapitalmärkten nur selten vor. Es ist Zeit, die Strategie, Gewichte von Branchen- oder Länderwetten und damit die ganzheitliche Asset Allokation zu überprüfen. Die 72er Regel holt den Investor auf den Boden der Tatsachen zurück.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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