Dass sich die Deutsche Bundesbank und die Mehrzahl der deutschen Volkswirte als Kritiker der EZB-Linie zu erkennen geben würden, dürfte keinen überrascht haben. Nur drei Tage nach der Verkündung des Bond-Ankaufprogramms der EZB konnte man in der „Welt am Sonntag“ nachlesen, dass Bundesbank-Präsident Jens Weidmann vermutlich gegen - zumindest jedoch nicht für – den EZB-Kurs gestimmt hatte. „Für mich ist dieser Beschluss gravierend. Staatsanleihenkäufe sind kein normales geldpolitisches Instrument, denn sie sind in der Währungsunion mit besonderen Nachteilen und Risiken verbunden“, so Weidmann im Interview mit der Zeitung. Der Reformdruck auf die hoch verschuldeten Staaten lasse angesichts der nachhaltig tiefen Zinsen nach, und zugleich steige das Risiko von spekulativen Blasen.
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, sekundierte in einem Statement: „Ob eine solche Art der Geldpolitik erfolgreich ist bei der Wiederbelebung des Wachstums, ist gänzlich unbekannt“. Die Gefahren einer solchen Geldpolitik „mit der Brechstange“ lägen darin, dass andere Bedingungen des wirtschaftlichen Wachstums außerhalb der Finanz- und Geldpolitik vernachlässigt werden und sich die europäischen Staaten noch mehr in eine Schuldenpolitik verrennen, so Kater weiter.
So weit, so unspektakulär. Dass Mario Draghis größte Kritiker in den Euro-Nordstaaten zu finden sind und vor allem in Deutschland sehr vehemente Fürsprecher haben, ist nicht erst seit Donnerstag vergangener Woche der Fall. Doch etwas überraschen mag, dass auch eher QE wohlwollend gestimmte Finanzexperten den Schritt der EZB hinterfragen.