Glossar zum Aktienresearch II

Teil 2 unserer Übersicht über die geläufigsten Begriffe und Kennzahlen zur Bewertung von Aktien und Unternehmen: Fair Value bis Morningstar Rating.

Michael Haker 11.06.2015
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Fair-Value-Schätzung
Beim Fair Value handelt es sich um die Schätzung des Wertes einer Aktie durch die Analysten von Morningstar. Die Analysten von Morningstar veranschlagen dabei Ertragszuwachs, Rentabilität sowie Anlageneffizienz eines Unternehmens für einen Zeitraum von fünf Jahren. Die Analysten tragen diese Schätzungen dann in ein Discounted-Cashflow-Modell (DCF) ein, mit dem anhand der ermittelten Cashflows ein Fair Value berechnet wird.

Gewinn pro Aktie , unverwässert (EPS)
Mit dem Gewinn pro Aktie wird die Rentabilität des Unternehmens aus Sicht der Gesellschafter beurteilt. Es ist eine der am häufigsten verwendeten Kennzahlen um die Entwicklung eines Unternehmens darzustellen. Die EPS wird auch zur Berechnung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) verwendet. Für die Berechnung wird der Gesamtgewinn eines Unternehmens durch die aktuelle Zahl ausgegebener Aktien geteilt.

Gewinn je Aktie

Gewinn pro Aktie, verwässert (Diluted EPS)
Der verwässerte Gewinn je Aktie beschreibt quasi das Worst Case Szenario für Aktieninhaber. Für die Berechnung des Wertes wird angenommen, dass sämtliche ausgegebenen Wandelanleihen in Aktien gewandelt werden. Dadurch verringert sich im Ergebnis der berechnete Wert und der Gewinn pro Aktie ist verwässert. Indem sich der EPS aufgrund solcher Wandlungen verringert, kann es passieren, dass ein Unternehmen plötzlich überbewertet erscheint.

Verwaesserter Gewinn je Aktie

Kurs/Buchwert (KBV)
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist eine Indikation für den Substanzwert der Vermögensgegenstände eines Unternehmens. Diese Kennzahl drückt aus, wie der Markt eine Aktie im Vergleich zu den Firmenbilanzen bewertet. Bei einem niedrigen KBV kann es sein, dass ein Unternehmen günstig bewertet ist. Aus Anlegersicht kann es jedoch bedeuten, dass die Vermögenswerte eines Unternehmens zu hoch bewertet sind. Das Gegenteil gilt für ein hohes Kurs-Buchwert-Verhältnis: Der Grund für einen hohen Wert liegt entweder darin, dass Anleger glauben, dass ein Unternehmen sehr gute Wachstumsaussichten hat. Es kann aber auch bedeuten, dass das die Vermögenswerte eines Unternehmens im Verhältnis zum Aktienkurs zu hoch bewertet sind. Das KBV ist eine Beliebte Kennzahl zur Unternehmensbewertung und sollte im Kontext anderer Zahlen wie Eigenkapitalrendite, KGV, Gewinn je Aktie gesehen werden. Aufgrund von unterschiedlichen Rechnungslegungsmethoden (IFRS, HGB, US-GAAP), können die Buchwerte deutlich vom jeweiligen Marktwert abweichen. Den KBV erhält man durch Teilung des aktuellen Aktienkurses durch den Buchwert pro Anteil:

Kurs-Buch-V

Kurs/Cashflow (KCV)
Auch beim Kurs-Cashflow-Verhältnis geht es darum, eine Idee von der Bewertung eines Unternehmens an der Börse zu erhalten: Eine hohe Zahl kann auf eine potentielle Überbewertung hindeuten. Das KCV ist eine Ergänzung zum KGV und besagt, mit welchen Faktor des Cashflow die Aktien eines Unternehmens an der Börse bewertet sind. Bei internationalen Aktien ist das Kurs-Cashflow- Verhältnis unter Umständen aussagekräftiger als das Kurs-Gewinn-Verhältnis, da Gewinne weltweit in sehr unterschiedlicher Weise ermittelt werden. Das Kurs-Cashflow-Verhältnis reduziert die Bilanzierungsunterschiede und bietet einen einheitlicheren Bewertungsstandard. Dadurch kann die relative Attraktivität einer Aktie im Vergleich zur Branche ermittelt werden.

Kurs-CashFlow-V

Kurs/Fair Value
Beim Verhältnis Kurs/Fair Value (P/FV) handelt es sich um den aktuellen Aktienkurs geteilt durch die Schätzung des Substanzwerts des Unternehmens durch Morningstar. So verweist etwa ein P/FV von weniger als 1,0 auf Aktien, die unterhalb unserer Fair-Value-Schätzung gehandelt werden.

Kurs/Free Cashflow
Beim Verhältnis Kurs/Free Cashflow (P/FCF) handelt es sich um eine Bewertungsmethode, bei der der aktuelle Kurs einer Aktie zum Free Cashflow pro Aktie ins Verhältnis gesetzt wird. Der Unterschied zur Bewertung eines Unternehmens anhand der Kurs-Cashflow-Verhältnisses ist, dass hier das operative Cash um Kapitalkosten reduziert wird, was eine striktere Herangehensweise ist.

Kurs-FreeCashFlow-V

Kurs-Gewinn-Verhältnis
Das Kursgewinn-Verhältnis eignet sich, um Unternehmen innerhalb einer Branche zu vergleichen, da unterschiedliche Branchen andere typische Kurs-Gewinn-Verhältnisse haben. Das Verhältnis gibt an, wie viel ein Anleger für jeden Euro beziehungsweise jeden US-Dollar Gewinn, den ein Unternehmen macht, bereit ist zu bezahlen. Wie beim Kurs-Buch-Verhältnis deutet aus Sicht eines Anlegers ein hohes KGV darauf hin, dass Investoren dem Unternehmen ein starkes Gewinnwachstum zutrauen. Auf der anderen Seite kann es jedoch auch sein, dass ein Unternehmen mit einem hohen KGV zu teuer bewertet ist. Da diese Kennzahl sehr schwankungsanfällig ist, hat sie eine begrenzte Aussagekraft und sollte im Kontext anderer Kennzahlen betrachtet werden.

Kurs-Gewinn-V

Kurs-Gewinn-Verhältnis geschätzt
Beim geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis handelt es sich um eine Bewertungsmethode, bei der der aktuelle Kurs einer Aktie zum erwarteten Gewinn pro Aktie ins Verhältnis gesetzt wird.

Marktkapitalisierung
Zur Bestimmung der Marktkapitalisierung einer Aktie wird deren Marktpreis (Aktienkurs) mit der Zahl der ausgegebenen Aktien multipliziert. Die Marktkapitalisierung eines Unternehmens entspricht dem Gesamtwert seiner ausgegebenen Aktien.

Morningstar-Rating
Das Morningstar-Rating für Aktien wird durch Vergleich des aktuellen Marktpreises einer Aktie mit dem von Morningstar geschätzten Fair Value der Aktie unter Einbeziehung der Unsicherheitsfaktoren ermittelt. Aktien, die gegenüber unserer Fair-Value-Schätzung mit einem Abschlag gehandelt werden, erhalten ein höheres Rating als Aktien mit einem Aufschlag.

Weitere Teile unseres Glossars zum Aktienresearch:
Zu Teil I: Bewertung bis Eigenkapitalrentabilität. Bitte hier klicken.
Zu Teil III: Preis/Fair-Value bis Unternehmenswert. Bitte hier klicken.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Michael Haker  Michael Haker ist Research Editor bei Morningstar.