"Radikalere Trennung vom Investmentbanking bei CS notwendig"

Die Liquiditätsspritze der Credit Suisse ist positiv, aber wir glauben, dass eine weitere Restrukturierung notwendig ist, sagt Morningstars Bankenanalyst Johann Scholtz. Hier ist seine Einschätzung zu den Ereignissen am heutigen Morgen.

Antje Schiffler 16.03.2023
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cs

Die heute Morgen angekündigte Liquiditätsspritze der Schweizer Zentralbank in Höhe von 50 Milliarden Franken könnte der Credit Suisse wertvolle Zeit verschaffen, um eine radikalere Restrukturierung durchzuführen, als sie bisher geplant hatte. Es hat sich gezeigt, dass der aktuelle Restrukturierungsplan nicht weit genug geht, um den Bedenken von Geldgebern, Kunden und Aktionären Rechnung zu tragen.

Wir sind der Meinung, dass der Schlüssel zur Wiederherstellung des Vertrauens und zur Sicherstellung der Überlebensfähigkeit der Credit Suisse darin liegt, das verlustbringende Wertpapierhandelsgeschäft geordnet abzubauen. Obwohl wir die Liquiditätszufuhr für positiv halten, bleibt die Situation sehr unbeständig, und wir behalten unsere Schätzung des fairen Wertes und des Moat Ratings im Auge.

Die Bestätigung der Credit Suisse in der Mitteilung, dass ihr hochwertiges Anleihenportfolio mit liquiden Mitteln vollständig gegen Zinsrisiken abgesichert ist, ist zu begrüßen. Dies dürfte die Bedenken hinsichtlich potenzieller Marktwertverluste bei bis zur Endfälligkeit gehaltenen Anleihen verringern. Die Credit Suisse bekräftigte auch, dass ihr Kreditportfolio weiterhin gesund ist und zu 90 % aus besicherten Krediten besteht.

Die Credit Suisse hat jedoch ein Rentabilitätsproblem und kein Problem mit der Qualität der Vermögenswerte. Der aktuelle Restrukturierungsplan ist zu komplex und enthält nicht genügend Details über die Zukunft des Investmentbanking-Geschäfts. Das Investmentbanking war in der Vergangenheit die Ursache für viele Probleme der Credit Suisse.

Aktueller Restrukturierungsplan geht nicht weit genug

 

Der aktuelle Restrukturierungsplan sieht vor, dass die Credit Suisse das seit langem unrentable Wertpapierhandelsgeschäft beibehält. Die Ausgliederung einiger der profitableren Investmentbanking-Geschäfte in eine "neue" CS First Boston scheint nur eine kosmetische Veränderung zu sein, mit nur vagen Hinweisen auf einen möglichen Börsengang in der Zukunft. Wir sind der Meinung, dass eine radikalere Trennung der Investmentbanking-Aktivitäten von der Credit Suisse notwendig ist, um das Vertrauen wiederherzustellen. Die Credit Suisse sollte das Wertpapierhandelsgeschäft abbauen. Sie sollte auch die endgültige Eigentümerstruktur der CS First Boston klären und einen klaren Zeitplan für einen Börsengang oder eine andere Veräußerung vorlegen.

Trotz der gegenwärtig soliden Common Equity Tier 1 Ratio von 14,1% sind wir der Meinung, dass die Credit Suisse zusätzliches Kapital benötigt, um die Restrukturierungskosten zu finanzieren, die mit der Schließung unrentabler Geschäftsbereiche verbunden sind. Wie wir bereits angedeutet haben, macht die mangelnde Bereitschaft der saudischen Nationalbank, weiteres Kapital bereitzustellen, eine Bezugsrechtsemission schwierig. Die Veräußerung einiger höherwertiger Geschäftseinheiten oder die Kotierung einer Minderheitsbeteiligung des profitablen und stabilen Schweizer Bankgeschäfts der Credit Suisse sind weitere Möglichkeiten, die in Betracht gezogen werden könnten.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.