Gesamtproduktion in Deutschland gibt weiter nach

Die Industrie in Deutschland entwickelt sich weiterhin schwach. Im Juli sank die Gesamtproduktion zum Vormonat um 0,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Minus um lediglich 0,4 Prozent gerechnet.

awp international 07.09.2023
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ProduktionDer jüngste Rückgang folgt auf einen Rücksetzer von 1,4 Prozent im Juni, der nach neuen Daten etwas moderater ausfällt als zunächst ermittelt. Im weniger schwankenden Dreimonatsvergleich ging die Produktion bis Juli um 1,9 Prozent zurück. Gegenüber dem Vorjahresmonat war die gesamte Herstellung im Juli um 2,1 Prozent rückläufig.

Im Detail fällt die Entwicklung noch schwächer aus als auf den ersten Blick. Denn für Entlastung sorgten im Juli allein der Energiesektor und das Baugewerbe. Die Warenherstellung in der Industrie war dagegen um 1,8 Prozent rückläufig. Investitionsgütern wie Maschinen wurden 2,9 Prozent weniger hergestellt. Die Produktion von Konsumgütern fiel um 1,0 Prozent, die Herstellung von Vorleistungsgütern sank um 0,7 Prozent.

"Offensichtlich schlägt die schwache Nachfrage mehr und mehr auf die Produktion durch", kommentierte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Auftragszahlen vom Vortag hatten einen kräftigen Rückgang im Juli ergeben, der allerdings auch auf einen Sondereffekt zurückzuführen war. Im Trend zeigen die Bestellungen allerdings auch nach unten.

"In den kommenden Monaten dürfte sich die Abwärtstendenz in der Industrie fortsetzen und mit dazu beitragen, dass die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte schrumpft", erwartet Volkswirt Solveen. Schon im Winterhalbjahr war die Wirtschaftsleistung rückläufig gewesen. Im Frühjahrsquartal hatte es nur zu einer Stagnation gereicht. Der Internationale Währungsfonds (IWF) bewertet die Konjunkturaussichten für Deutschland im laufenden Jahr verglichen mit anderen grossen Volkswirtschaften am ungünstigsten.

Die deutsche Wirtschaft leidet seit längerem unter einer Vielzahl von Belastungen, darunter die schwache Weltkonjunktur. Deutschlands Wirtschaftsstruktur ist stark auf den Warenexport ausgerichtet, weshalb die Nachfrage aus dem Ausland eine entscheidende Rolle für die Industrie spielt. Eine Belastung bleibt darüber hinaus die energieintensive Produktion, wie Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank hervorhebt. Hintergrund sind die immer noch hohen Preise für Energie und Rohstoffe.

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