Diversifizierung ist ein wesentlicher Bestandteil des Anlageerfolgs, aber es gibt Anzeichen dafür, dass sie mit zunehmender Volatilität der Märkte immer schwieriger wird.
Eine effektive Vermögensallokation - z. B. die Aufteilung eines Portfolios in Anleihen und Aktien - dient dazu, die Rendite zu steigern, wenn die Märkte steigen - und das Kapital zu schützen und das Risiko zu verringern, wenn die Märkte fallen. Anleger suchen Vermögenswerte, die sich unter verschiedenen Marktbedingungen unterschiedlich verhalten. Ein Schlüsselbegriff ist hier die Korrelation*, also das Ausmaß, in dem sich Wertpapiere in ähnliche oder unterschiedliche Richtungen bewegen. Wenn ein Teil Ihres Portfolios fällt, kann ein Anstieg in einem anderen Teil die Gesamtrendite ausgleichen.
Doch die Vermögensallokation ist nicht immer einfach, insbesondere in Phasen hoher Volatilität wie im April, als die US-Regierung Zölle auf globale Handelspartner ankündigte.
“In Zeiten der Ungewissheit nehmen die Korrelationen zwischen Anlageklassen tendenziell zu, und das gilt insbesondere für die Aktienmärkte”, erklärt Nicolò Bragazza, Associate Portfolio Manager bei Morningstar Wealth.
“Da Anlagen innerhalb derselben Anlageklasse – wie etwa Aktien – gerade in Stressphasen, in denen Diversifikation am dringendsten benötigt wird, tendenziell stärker miteinander korrelieren, suchen Anleger nach Investments mit unterschiedlichen Charakteristika, um diesem Phänomen entgegenzuwirken.“
Die Asset Allocation sollte nicht nur nach ihrer Performance beurteilt werden, sondern auch nach dem Gleichgewicht, das sie langfristig zwischen Risiko und Ertrag herstellt.
Die Korrelation zwischen den Anlageklassen nimmt zu
Hier haben wir 14 wichtige Morningstar-Kategorien über drei verschiedene Zeithorizonte betrachtet: in den ersten vier Monaten des Jahres 2025, im Jahr 2024 und im Jahr 2023:
- EUR-Unternehmensanleihe
- EUR Staatsanleihe
- EUR-Hochzinsanleihe
- Inflationsgebundene EUR-Anleihe
- USD-Unternehmensanleihe
- USD-Hochzinsanleihe
- USD diversifizierte Anleihe
- Anleihen der Schwellenländer
- Europa Large-Cap-Aktien Blend
- Japan Large-Cap-Aktien
- US Large Cap Aktien Blend
- Aktien Asien-Pazifik ohne Japan
- Lateinamerikanische Aktien
- Rohstoffe Edelmetalle
Ein Blick auf die Tabellen zeigt, dass die Korrelation zwischen den verschiedenen Anlageklassen seit Jahresbeginn deutlich zugenommen hat, insbesondere bei bestimmten Kategorien: Je grüner das Kästchen, desto höher die Korrelation; umgekehrt ist der Koeffizient umso negativer, je mehr das Kästchen ins Rote tendiert. Dies bedeutet, dass es für die Anleger schwieriger geworden ist, in volatileren und unvorhersehbaren Märkten zu diversifizieren.
Welche Kategorien sind negativ korreliert?
Nachdem die Korrelations-Koeffizienten der Aktien- und Anleihekategorien im Jahr 2023 im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen waren, kam es im Jahr 2024 wieder zu einer gewissen Divergenz, insbesondere in den Aktienkategorien Europa, Asien-Pazifik und Lateinamerika sowie bei den inflationsindexierten Euro-Anleihen. Im letzten Jahr gab es sogar 17 inverse Korrelationen.
In den ersten vier Monaten des Jahres 2025 gibt es jedoch nur eine negative Korrelation, nämlich die zwischen Euro-Staatsanleihenfonds und europäischen Large-Cap-Aktienfonds.
Negative Korrelationen können für Anleger nützlich sein: Wenn ein Teil des Portfolios um 10 % steigt, während ein anderer Teil um 10 % fällt, wird dies als perfekte negative Korrelation bezeichnet. In der Praxis ist dies sehr schwer zu erreichen.
Insbesondere Produkte mit Bezug zu Gold scheinen ihre natürliche Rolle als Portfoliodiversifizierer verloren zu haben. Börsengehandelte Rohstoffpapiere (ETCs) auf Gold wiesen im Jahr 2024 nur drei schwach positive Korrelationen auf. Anfang 2025 gibt es keine negativen oder Nullkorrelationen. In diesem Jahr hat der Goldpreis neue Rekordhöhen erreicht.
Der gleiche Trend ist bei den Aktienfonds für Lateinamerika zu beobachten, die in den ersten Jahren deutlich weniger “diversifiziert” haben. So ist beispielsweise der Korrelationskoeffizient dieser Kategorie mit japanischen Aktienfonds von negativen 0,54 im letzten Jahr auf positive 0,27 in diesem Jahr gestiegen.
“Korrelationen können jedoch das Diversifikationspotenzial einer Anlage nicht vollständig erfassen”, sagt Bragazza von Morningstar. “Ein Beispiel: Obwohl die Korrelationen bei lateinamerikanischen Aktien seit letztem Jahr gestiegen sind, haben brasilianische und mexikanische Aktien seit Jahresbeginn positive Renditen erzielt, während globale Aktien im Minus liegen, was zeigt, dass die positiven Korrelationen nicht zu einem Mangel an Diversifizierung führen.”
Vorsicht vor dem Währungseffekt
Die Korrelationen zwischen US-amerikanischen und europäischen Anleihekategorien werden durch den Dollareffekt beeinflusst. Im Laufe des Jahres 2024 wertete der Euro gegenüber dem US-Dollar stark ab, während der Trend Anfang 2025 genau umgekehrt verlief. Am 21. April erreichte der Euro mit 1,15 USD sein Dreijahreshoch, bevor er nach der Bekanntgabe des Handelsabkommens zwischen den USA und China wieder auf 1,11 USD zurückfiel.
Dies hatte zur Folge, dass die Korrelation zwischen den Kategorien für europäische bzw. Eurozonen-Aktien und den den diversen Kategorien für US-Anleihen zunahm.
“Die Abwertung des Dollars hat sich auf alle Korrelationen ausgewirkt”, sagt Bragazza. “Die Abwertung des US-Dollars hat alle Korrelationen beeinflusst“, sagt Bragazza. „Wenn wir brasilianische Aktien betrachten, unterscheidet sich ihre Korrelation – je nachdem, ob man sie in lokaler Währung oder in Euro misst – zu Anleihen in Euro oder Dollar oder auch zu europäischen und amerikanischen Aktien (in Euro ist sie höher)."
“Langfristig ist der Einfluss der Währungen jedoch weniger offensichtlich, ebenso wie derjenige vom Sentiment, so dass die Korrelationen tendenziell eher Ausdruck von Ko-Bewegungen bei den Fundamentaldaten sind, was sich in höheren Korrelationen zwischen risikoreicheren Anlageklassen wie Aktien und Hochzinsanleihen widerspiegelt”,
Langfristig jedoch sind die Auswirkungen von Währungen – ebenso wie vom Sentiment – weniger ausgeprägt. Sie bewegen sich eher zusammen mit Fundamentaldaten. Das zeigt sich unter anderem in höheren Korrelationen zwischen risikoreicheren Anlageklassen wie Aktien und Hochzinsanleihen", fügt Bragazza hinzu.
Wie Korrelation funktioniert und warum sie wichtig ist
Die Arbeiten des verstorbenen Nobelpreisträgers Harry Markowitz zur modernen Portfoliotheorie befassten sich mit der Frage, warum das Risiko umso mehr sinkt, je mehr sich ein Finanzportfolio aus Wertpapieren mit unterschiedlichen Eigenschaften (z. B. Sektoren oder Stilrichtungen) zusammensetzt.
Die Entscheidung, wie viel eines Portfolios auf Aktien, Anleihen oder andere Vermögenswerte entfallen soll, hängt von der Korrelation ab, die angibt, wie eng zwei Vermögenswerte die Bewegungen des jeweils anderen verfolgen. Die Korrelation wird als Zahl zwischen negativ 1 und positiv 1 ausgedrückt.
Ein Koeffizient von 0 bedeutet dabei, dass es keine Korrelation zwischen den beiden Fonds gibt. Ein Koeffizient von 1 bedeutet, dass eine perfekte positive Korrelation besteht, d. h. dass sich die beiden Instrumente gemeinsam bewegen: Wenn das eine um 10 % im steigt, steigt auch das andere - und umgekehrt. Im Falle einer perfekten negativen Korrelation (negativ 1) ist das Verhältnis natürlich umgekehrt: Wenn das erste Instrument um 10 % steigt, verliert das zweite 10 %.
Der Autor/Autorin oder die Autoren besitzen keine Aktien der in diesem Artikel erwähnten Wertpapiere. Informieren Sie sich über die Redaktions-Richtlinien von Morningstar.
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