Welche US-Aktiensektoren reagieren am empfindlichsten auf den Zoll-Schock?

Betrachtung der Anfälligkeit von Aktiensektoren in den USA für Zölle aus verschiedenen Blickwinkeln.

15.05.2025
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Collageartige Illustration eines Tortendiagramms mit Segmenten, die Fotos von Schiffscontainern, Halbleitern und Autos auf einer Autobahn enthalten.

Am 2. April kündigte die US-Regierung eine Reihe neuer Wirtschaftszölle an, deren Ausmaß viele überraschte und zu widersprüchlichen Einschätzungen hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen führte.

Diese anhaltende Unsicherheit und die widersprüchlichen Einschätzungen sind für Anleger nicht hilfreich. Um die potenziellen Auswirkungen besser zu verstehen, haben wir anhand von Daten, die zeigen, wie empfindlich verschiedene Sektoren auf unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungen reagieren, die Bandbreite der möglichen Ergebnisse für wichtige Anlageklassen untersucht. Diese Analyse soll Anlegern helfen, ihr Exposure hinsichtlich der Zölle besser zu verstehen. Immobilien haben wir aufgrund der unterschiedlichen Modellierung dieses Sektors aus dieser Analyse ausgeschlossen.

Unter Verwendung von drei verschiedenen Methoden haben wir festgestellt, dass der Technologiesektor am empfindlichsten reagiert, während der Versorgungssektor am wenigsten empfindlich ist. Die Bandbreite der mit unseren drei Methoden ermittelten geschätzten Zollsensitivität verdeutlicht die Schwierigkeiten, verlässliche Prognosen zu erstellen, und Anleger können diese Daten unterschiedlich interpretieren und nutzen. Dennoch können langfristige Anleger die Robustheit ihres Portfolios besser einschätzen, wenn sie über diese Daten verfügen.

USA: Aktiensektoren und Schocks für die Wirtschaft

Um die Sensitivität der einzelnen Sektoren gegenüber Zöllen zu bestimmen, haben wir zunächst zwei makroökonomische Schocks geschaffen, die wir als Nachfrage- und Angebotsschocks bezeichnen.[1] Nachfrageschocks haben nur kurzfristige Auswirkungen auf die Produktion, die verschwinden, sobald sich Preise und Löhne anpassen und die Wirtschaft wieder ins Gleichgewicht kommt. Produktions- (Angebots-)Schocks hingegen können dauerhafte Auswirkungen auf die Produktion haben. Wir haben die fundamentale Sensitivität jedes Sektors gegenüber diesen Schocks berechnet und die Sektoren anschließend nach ihrer Sensitivität geordnet. Unter den US-Sektoren reagiert der Technologiesektor am empfindlichsten auf Nachfrage- und Angebotsschocks, während Versorgungsunternehmen und das Gesundheitswesen am wenigsten empfindlich sind.

Anschließend haben wir die Aktienrenditen in Cashflow- und Bewertungskomponenten zerlegt und die Sensitivität jedes US-Sektors gegenüber einem Schock dieser Variablen berechnet.[2] Wir haben uns dabei in erster Linie auf erstere konzentriert, da ein negativer Schock für den aggregierten Cashflow ein größeres Risiko für langfristige Anleger darstellt, da er einen dauerhaften Vermögensverlust bedeutet. Das Bewertungsrisiko ist dagegen nur vorübergehend, da kurzfristige Bewertungsrückgänge durch höhere erwartete zukünftige Renditen ausgeglichen werden.

Bei negativen Cashflow-Nachrichten sind zyklische Konsumgüter und Technologiewerte am empfindlichsten, während defensive Konsumgüter, Versorger und Gesundheitswerte am wenigsten empfindlich reagieren.

Zuletzt haben wir das Verhalten der Aktienkurse mit der Häufigkeit von Zeitungsartikeln verglichen, die sich mit der Unsicherheit in der Handelspolitik befassen, gemessen anhand des Trade Policy Uncertainty Index.[3] Dieser Index war über viele Jahrzehnte hinweg relativ stabil (vorherige Spitzenwerte waren der Nixon-Schock 1971 und der Ford-Schock 1975). In den letzten zehn Jahren haben wir jedoch eine starke Zunahme der Volatilität beobachtet. Technologiewerte reagierten am stärksten auf Bewegungen dieses Index, während Versorger am wenigsten empfindlich waren. In letzter Zeit sind die Renditen für Anleger, die bereit sind, dieses Risiko zu tragen, gestiegen.

Ausblick auf Zölle und den US-Aktienmarkt

Das Zusammenspiel zwischen Zöllen, makroökonomischen Schocks und Aktien wird wahrscheinlich auch weiterhin ein zentrales Thema in der Anlagelandschaft bleiben. Während externe Faktoren wie Unsicherheiten in der Handelspolitik schwer vorherzusagen sind, ist es für langfristige Anleger, die robuste Portfolios aufrechterhalten und ihre finanziellen Ziele im Blick behalten wollen, von entscheidender Bedeutung, zu verstehen, wie empfindlich Aktienpositionen auf verschiedene Schocks reagieren. Angesichts dieser Unsicherheit ist es ebenso wichtig, sicherzustellen, dass der Preis, den Sie für einen Anlagewert zahlen, eine Sicherheitsmarge enthält, die Spielraum für Fehler bei der Einschätzung des fundamentalen Werts eines Wertpapiers lässt.

[1] Olivier Jean Blanchard und Danny Quah, “The Dynamic Effects of Aggregate Demand and Supply Disturbances”, American Economic Review 79, no. 4 (1989): 655-673.

[2] John Y. Campbell und Tuomo Vuolteenaho, “Bad Beta, Good Beta”, American Economic Review 94, no. 5 (2004): 1249-1275.

[3] Caldara, Dario, Matteo Iacoviello, Patrick Molligo, Andrea Prestipino und Andrea Raffo (2020), “The Economic Effects of Trade Policy Uncertainty”, Journal of Monetary Economics, 109, S. 38-59. https://www.matteoiacoviello.com/tpu.htm


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Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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