Aktien mit Dividendenzahlung sind seit Langem bei einkommensorientierten Anlegern beliebt. Häufig gelten sie als ein vergleichsweise „sicherer Hafen“ und sind eine attraktive Option für Anleger, die auf passives Einkommen setzen.
In der Tat haben Dividenden in den letzten Jahrzehnten eine bedeutende Rolle bei den Renditen der Anleger gespielt. Seit 1960 sind 85 % der kumulierten Gesamtrendite des S&P 500 Index auf reinvestierte Dividenden und die Kraft der Zinseszinsen zurückzuführen.
Was ist ein Dividenden-Aristokrat?
Natürlich sind Dividenden niemals garantiert. Jedes Unternehmen kann Dividenden kürzen oder sogar ganz aussetzen. So waren während der Finanzkrise 2008–2009 und zuletzt in der durch die Pandemie ausgelösten Krise im Jahr 2020 viele europäische Banken gezwungen, ihre Dividendenzahlungen aufgrund einer Kombination aus regulatorischem, wirtschaftlichem und finanziellem Druck auszusetzen oder zu reduzieren.
Und hier kommen die “Dividenden-Aristokraten” ins Spiel. Diese Gruppe von Aktien, die in der Vergangenheit den Anlegern überdurchschnittliche Renditen bescherten und sich im Allgemeinen als stabile und sichere Anlagen erwiesen, haben ihre Dividenden seit mindestens 25 Jahren jedes Jahr erhöht.
Die Jagd auf Europas Aristokraten
Der Begriff “Dividenden-Aristokraten” wurde ursprünglich auf US-Aktien angewandt. Wie in diesem aktuellen Morningstar-Artikel dargelegt, gibt es derzeit mehr als 60 Dividenden-Aristokraten im S&P 500 Index.
Allerdings gibt es in Europa eine eigene Gruppe ausgewählter Aktien, die seit 25 Jahren kontinuierlich Dividenden zahlen. Von den 1.272 Unternehmen Morningstar Europe Index haben 1.176 zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrer Geschichte Dividenden gezahlt.
Um in die Liste der “Dividenden-Aristokraten” aufgenommen zu werden, muss ein Unternehmen jedoch über einen Zeitraum von 25 Jahren kontinuierlich Dividenden ausschütten. Nur 226 Unternehmen im Europa-Index haben ihren Aktionären in den letzten 25 Jahren jedes Jahr eine Dividende gezahlt. Noch weniger haben ihre Ausschüttungen Jahr für Jahr erhöht.
Dan Lefkovitz, Stratege für Morningstar Indexes, sagt: “Unternehmen mit großen Wettbewerbsvorteilen haben ihre Dividenden seltener gekürzt als Unternehmen mit begrenzten Wettbewerbsvorteilen.”
Nur fünf Unternehmen haben ihre Dividende in den letzten 25 Jahren kontinuierlich erhöht. Dazu gehören die beiden großen Schweizer Pharmakonzerne Roche Holding (ROH5) und Novartis (NOT), die irische Kerry Group (KRZA), eines der größten Lebensmitteltechnologieunternehmen der Welt, Spectris (FA9), das Messinstrumente für Forschung und Industrie liefert, und das Immobilienunternehmen Primary Health Properties (PP51), beide aus dem Vereinigten Königreich.
Von den fünf europäischen Dividenden-Aristokraten haben nach Morningstar-Metriken nur zwei einen breiten Economic Moat: Roche und Novartis. Die beiden Unternehmen aus demselben Sektor haben nicht nur ihre Dividenden in den letzten 25 Jahren jedes Jahr erhöht, sondern verfügen auch über einen breiten Economic Moat und eine hohe Dividendenrendite.
Beide Unternehmen verzeichneten in den letzten 25 Jahren ein spektakuläres Dividendenwachstum. Im Falle von Roche stieg die Dividende in diesen 25 Jahren um 9,5 % pro Jahr, obwohl sich das Wachstum in den letzten fünf Jahren (2,1%) und in den letzten zehn Jahren (2,0%) verlangsamte. Das Unternehmen zahlt seine jährliche Dividende im März aus und erhöhte auch in diesem Jahr die Dividende auf 9,30 CHF, gegenüber 9,10 CHF im letzten Jahr.
Was Novartis betrifft, so betrug das jährliche Dividendenwachstum in den letzten 25 Jahren 5,8%, in den letzten 10 Jahren 3,1% und in den letzten fünf Jahren 5,7% pro Jahr. Novartis zahlt seine jährliche Dividende ebenfalls im März aus und erhöhte sie von 3,20 CHF im Vorjahr auf 3,30 CHF in diesem Jahr.
Aktien im Vergleich: Roche versus Novartis
Die beiden großen Schweizer Pharmaunternehmen bieten zwar hohe und ähnliche Dividendenrenditen - Novartis 3,9% und Roche 3,8% - aber die Performance von Roche war in den letzten drei Jahren eher bescheiden.
Betrachtet man jedoch die Fair Value-Schätzung von Morningstar für die beiden Pharmaunternehmen, so ist Roche mit einem Abschlag von 30% deutlich unterbewertet. Novartis hingegen wird mit einem Aufschlag von 10% gehandelt.
Wichtige Morningstar-Kennzahlen für Roche
Analyst: Karen Andersen, CFA
- Morningstar Rating: ★★★★★
- Sektor: Gesundheitswesen
- Economic Moat: Breit
- Kurs/Fair Value: 0,69
- Forward-Dividendenrendite: 3,77%
Karen Andersen, Equity Director bei Morningstar, sagt zur Dividende von Roche: “Wir halten die derzeitige Höhe der Dividendenausschüttung von Roche (rund 8 Milliarden Franken jährlich) für angemessen, da sie die Rendite für die Aktionäre maximiert, aber immer noch einen gewissen freien Cashflow übrig lässt, um fällige Schulden zurückzuzahlen oder kleinere Kooperationen oder Übernahmen zu unterstützen.”
Wichtige Morningstar-Kennzahlen für Novartis
Analyst: Jay Lee
- Morningstar Rating: ★★
- Sektor: Gesundheitswesen
- Economic Moat: Breit
- Kurs/Fair Value: 1,1
- Forward-Dividendenrendite: 3,85%
Jay Lee, Analyst für den Gesundheitssektor bei Morningstar, sagt zur Dividendenpolitik von Novartis: “Wir halten die Dividenden und Aktienrückkäufe von Novartis für angemessen. Novartis strebt in der Regel eine Dividendenausschüttung von annähernd 50% des normalisierten Gewinns an, was für eine reifere Branche durchaus angemessen erscheint. Darüber hinaus zeigte Novartis die Bereitschaft, Aktien in allgemein neutralen Zeiträumen zurückzukaufen.”
Der Autor/Autorin oder die Autoren besitzen keine Aktien der in diesem Artikel erwähnten Wertpapiere. Informieren Sie sich über die Redaktions-Richtlinien von Morningstar.
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