Anleger waren schon vor Trumps Zöllen besorgt

Inflation, Steuern und die Erwartung niedrigerer Renditen stehen bei globalen Anlegern schon seit einiger Zeit im Vordergrund, wie eine neue Umfrage zeigt.

Valerio Baselli 20.06.2025
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Collage-Illustration mit einem dekonstruierten Tortendiagramm und Bildern eines Investors, der einen Computer, ein Portfolio und einen Avatar betrachtet.

Wichtigste Erkenntnisse:

  • 21 % der Anfang 2025 befragten Anleger hatten das Gefühl, dass das Ende der Rallye von 2024 nahe sei.
  • Angesichts der anhaltenden Inflation haben die Privatanleger ihre Renditeerwartungen für dieses Jahr begrenzt und streben 7,3 % an.
  • Fast die Hälfte befürchtet, dass Probleme mit den “Magnificent Seven” erhebliche negative Auswirkungen auf ihr Portfolio haben könnten.

Stolze 70 % der Privatanleger weltweit waren besorgt über die Auswirkungen der globalen Unsicherheit auf ihre Finanzen, lange bevor die Zölle von US-Präsident Donald Trump die Aktienmärkte ins Taumeln brachten.

Zwischen Ende 2024 und Anfang 2025 und nach anderthalb Jahrzehnten niedrigster Zinsen, boomender Renditen und relativer Marktberuhigung waren Privatanleger weltweit bereits besorgt, dass sie ihre langfristigen Anlageziele nicht erreichen würden, so der “Individual Investors Survey 2025″ von Natixis Investment Managers.

Die Umfrage, die zwischen Februar und März unter mehr als 7.000 Privatanlegern in 21 Ländern durchgeführt wurde, zeigt, dass nur 53 % der Befragten bereit waren, Risiken einzugehen. Das war noch bevor die globalen Aktienmärkte durch die Zölle des US-Präsidenten in Aufruhr gerieten.

Anleger sehen sich im Jahr 2025 in einer schwierigen Situation, die ihre Einstellung zu Investitionen, den Märkten und ihrer Zukunft verändert. Angesichts der Ungewissheit ergab die Umfrage, dass fast drei Viertel der Befragten in Bezug auf ihre Investitionen nun Sicherheit vor Performance stellen würden, während 72 % fürchten, dass die Marktvolatilität in Zukunft zunehmen wird.

Jeder fünfte Anleger ist auf mögliche Turbulenzen an den Märkten vorbereitet

Trotz der ausgezeichneten Renditen im Jahr 2024 waren Anleger bereits zu Beginn dieses Jahres besorgt über die nahe Zukunft.

Auf die Frage nach den Aussichten für das erste Quartal blieb eine kleine Zahl von Anlegern optimistisch, dass sich die Rallye 2024 fortsetzen würde. “Nur 35% waren der Meinung, dass nichts die Märkte aufhalten könne. Anleger in Italien (47 %), Frankreich (41 %) und den USA (41 %) waren am ehesten dieser Ansicht”, heißt es in dem Bericht.

Am anderen Ende des Spektrums sahen 21 % der Befragten das Ende nahen und sagten: “Ich steige aus, solange ich kann.”

Inflation und Steuern gehören zu den Hauptproblemen

Trotz ihres Abwärtstrends gibt die Inflation weiterhin Anlass zu großer Sorge. Zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie aufgrund steigender Preise weniger Geld sparen, und mehr als die Hälfte (59 %) glauben, dass die Inflation ihr Einkommen geschmälert hat. Infolgedessen sagen 38 %, dass es schwieriger ist, ihre langfristigen Ziele zu erreichen.

Darüber hinaus machen sich die Anleger zunehmend Gedanken darüber, wie sie ihr Geld behalten können. Für ein Drittel von ihnen (34 %) steht die Besteuerung an dritter Stelle ihrer finanziellen Ängste, und 70 % sind der Meinung, dass die Nachsteuerrendite wichtiger ist als die Bruttorendite. Das ist ein Aspekt, der sich auch in den Dienstleistungen widerspiegelt, die Anleger von ihrem Finanzberater erwarten. Weltweit erkennen 74 % der Anleger, die Beratungsdienste in Anspruch nehmen, den Aspekt des Steuerlastmanagements als entscheidend für die Finanzplanung ihres Beraters an.

Insgesamt, so die Analyse von Natixis, “fühlt sich die Welt im Jahr 2025 plötzlich weniger vorhersehbar an”. Auch die Geopolitik gibt Anlass zur Sorge, da “zwei Kriege [in Gaza und der Ukraine] weitergehen, jahrzehntelang geltende Handelsnormen in Frage gestellt werden, die Inflation weiterhin einen Großteil der Weltwirtschaft bedroht und die Märkte plötzlich volatil geworden sind.”

Niedrigere Erwartungen für 2025

In Anbetracht des aktuellen Umfelds haben die befragten Anleger ihre Renditeerwartungen für dieses Jahr begrenzt und streben für 2025 eine inflationsbereinigte Rendite von 7,3 % an. Dies ist ein Rückgang um 33 % gegenüber den im letzten Jahr angestrebten 10,4 %.

Die Anleger fangen auch an, ihre derzeitigen Allokationen sorgfältiger zu prüfen. Fast die Hälfte (48 %) befürchtet, dass die negativen Auswirkungen auf ihr Portfolio zu groß wären, wenn die “Magnificent Seven” ins Wanken geraten. Daher müssen die Anleger sorgfältig darüber nachdenken, wie sie im aktuellen Umfeld investieren und dabei Renditeerwartungen und Risikotoleranz abwägen.

Privatanleger vorsichtig bei Kryptowährungen

Auch wenn Bitcoin im Dezember 2024 einen neuen Meilenstein von 100.000 US-Dollar überschritten hat, bleiben viele Anleger vorsichtig, was den Einstieg in den Markt für Kryptowährungen angeht.

Dem Bericht zufolge halten 32 % der Privatanleger weltweit derzeit Kryptoanlagen, und mehr als die Hälfte - 51 % - glaubt, dass Bitcoin im Jahr 2025 ein neues Allzeithoch erreichen wird. Von denjenigen, die an der Seitenlinie geblieben sind, geben 42 % zu, dass sie das Gefühl haben, etwas verpasst zu haben.

Der Optimismus bleibt jedoch bestehen: “Anleger glauben, dass es noch Potenzial gibt, da 44 % der Meinung sind, dass neue Instrumente - wie Krypto-ETFs - die Anlageklasse attraktiver machen werden”, so der Bericht.


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Über den Autor

Valerio Baselli

Valerio Baselli  ist Redakteur bei Morningstar.