Spannende Zeiten

Die Zeiten des Free-Lunch sind erst einmal vorbei. Seit Frühjahr 2003 konnte jeder an der Börse Geld verdienen, weil alles stieg. Künftig wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Die Fondsanalyse wird wieder spannender.

Werner Hedrich 23.11.2007
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Ericsson stürzen ab: Umsatz und Ergebnisprognosen werden revidiert. Der Konkurrent Alcatel Lucent taumelt. Nokia hingegen sind auf dem Steigflug, das Geschäft mit Handys und Mobilfunkmasten läuft rund. Motorolas Handys hingegen verkaufen sich nicht. Die Chance daneben zu liegen lag also 4 zu 1, wenn man in die Anbieter von Mobilfunkinfrastruktur oder Handys investieren wollte. Für einen Fondsanalysten wird es nun spannend: Welcher Fondsmanager hält welche dieser Aktien, warum und seit wann? Oder wurden diese Technologieaktien komplett gemieden und mit welcher Begründung? Wer Nokia gespielt hat und die anderen nicht hält, könnte einen guten IT-Analysten im Team haben. Oder vielleicht war der Fondsmanager selbst einmal für Telekommunikationsaktien zuständig. Stimmt das Bild, könnte es einen

guten Hinweis auf vorzeigbare Sektorfonds geben. Meist werden die Branchenfonds von den Buy-Side-Analysten gemanagt. In den deutschen Häusern sind Fondsmanager meist auch gleichzeitig Sektoranalysten Funktion.

Biotech: GPC zerlegt es, weil das einzige Medikament nicht wirkt. Der Kurs stürzt von 25 Euro auf 3 Euro. Ein eindrucksvolles Beispiel für Anleger, die Finger von Biotech-Aktien zu lassen. Nicht vom Sektor, wenn man von den Wachstumsaussichten überzeugt ist, aber von Einzeltiteln. Investmentfonds mit Biotech-Aktien können den Vorteil der Diversifikation voll ausspielen. Die Risiken werden auf zahlreiche Aktien, Forschungsstadien und Therapiegebiete verteilt.

Solaraktien: Conergy stürzen innerhalb einer Woche ab (Hoch: 70 Euro, Tief: 15 Euro). Conergy wurde von Analysten immer in einem Zug mit Solarworld und Q-Cells genannt – ein grundsolides Unternehmen halt, das kräftig wächst. Nun ja, die Umsätze wurden gesteigert, aber die Kosten und Beschaffung von Silizium wurden aus den Augen verloren. Zudem hat man sich in neuen Geschäftsbereichen verzettelt. Als Fondsanalyst stellt man sich dieselben Fragen wie bei Ericsson und Motorola. Welche Fondsgesellschaft hält einen beträchtlichen Anteil an Conergy oder anderen Solaraktien? Hat das Fondshaus einen Klimafonds, einen Fonds mit Schwerpunkt erneuerbare Energien und wie sieht es mit sogenannten Nachhaltigkeitsfonds aus? Wer auf Conergy große Stücke hielt, diese Aktien auch in regionale Fonds als Wachstumstitel reinkaufte und erneuerbare Energiefonds und Zukunftsfonds anbietet, muss sich die Frage stellen lassen, ob die Expertise für das Einschätzung von Zukunftstechnologien wie Solar, Geothermie oder Windkraft ausreichend ist.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Werner Hedrich