‚Der Erfolg von eigentümergeführten Unternehmen liegt vor allem in der klaren Fokussierung auf ihr Kerngeschäft’

Oft kommt es vor, dass angestellte Manager am Wohl des Unternehmens vorbei entscheiden. Bei eigentümergeführten Unternehmen ist das meist anders, denn die Konsequenzen seiner Entscheidung spürt der Eigentümer selbst. Darüber sprachen wir mit Friedrich Diel, Manager des FT UnternehmerWerte bei der Fondsgesellschaft Frankfurt-Trust.

Alexander Ehmann 08.02.2008
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Herr Diel, könnten Sie uns kurz das Konzept des FT UnternehmerWerte erläutern?

Wir investieren in Aktien von Unternehmen, die vom Eigentümer gelenkt werden. In einem ersten Schritt kommt ein quantitatives Screening zum Einsatz, dass das gesamte europäische Anlageuniversum nach Marktkapitalisierung - mindestens 300 Millionen Euro - und Eigentümerstruktur vorselektiert. Dabei gilt, und das ist das Besondere unserer Investmentstrategie: Der Eigentümer muss entweder im Aufsichtsrat oder im Vorstand aktiv sein und mindestens zu 25 Prozent an der Gesellschaft beteiligt sein. Wenn ein Titel diese Anfor

derungen erfüllt, nehmen wir die Gesellschaft genau unter die Lupe und verschaffen uns auch vor Ort zusätzliche Eindrücke von ihr. Um Klumpenrisiken zu vermeiden, investieren wir pro Branche und Land maximal 25 Prozent des Fondsvermögens.

Wodurch unterscheiden sich eigentümergeführte Unternehmen von managergeführten? Wie verlief die Wertentwicklung dieser Titel in der Vergangenheit?

Der Erfolg von eigentümergeführten Unternehmen liegt vor allem in der klaren Fokussierung auf ihr Kerngeschäft. Sie sind in der Regel in einer Nische zu finden und erzielen dort beachtliche Margen. Anders als bei managergeführten Gesellschaften, setzen die Unternehmer nicht auf kurzfristige Renditen, sondern auf den langfristigen Erfolg des Unternehmens. Sie sind sehr flexibel und treffen ohne lange Sitzungsmarathons schnelle Entscheidungen. Sie lenken bei Misserfolgen schnell ein und das ist ein entscheidender Unterschied zur managergeführten Aktiengesellschaft: Der Unternehmer spürt den Unternehmenserfolg direkt am eigenen Portemonnaie.

Wie beurteilen Sie die vorhandenen Indices für eigentümergeführte Unternehmen, insbesondere den GEX der Frankfurter Börse?

Die Idee für einen solchen Index ist sehr gut, allerdings weist der GEX für Investoren hinsichtlich Langfristigkeit und Liquidität Defizite auf. Mit unserer Fondslösung werden diese Mankos jedoch bestens kompensiert (lächelt).

In welchen Ländern neben Deutschland sind Aktien eigentümergeführter Unternehmen besonders attraktiv? Warum?

Der Investmentansatz ist bottum-up getrieben, das heißt wir schauen uns europaweit – unabhängig davon ob die Gesellschaft in Deutschland, Frankreich oder Spanien ansässig ist - um und treffen dann eine Auswahl der aussichtsreichsten Kandidaten. Insofern ist eine Aussage, welches Land besonders attraktiv erscheint, erst im zweiten Schritt relevant. Unsere selbst gesteckte Begrenzung sorgt dafür, dass das Portfolio auf einem breiten und gut ausdiversifiziertem Fundament steht.

Welche Vorrausetzung muss ein Wert erfüllen, um in Ihr Portfolio zu kommen? Verfolgen Sie dabei einen bestimmten Ansatz?

Der Investmentansatz beruht auf der quantitativen Vorselektion und einer gründlichen fundamentalen Analyse. (Siehe Frage 1) Dabei orientieren wir uns an der Qualität und Ertragskraft des jeweiligen Unternehmens. Darüber hinaus verfolgen wir einen Gleichgewichtungsansatz, das bringt zusätzliche Ruhe ins Depot. Weiteres Plus: Wir investieren benchmarkfrei.

Aktien eigentümergeführter Unternehmen befinden sich ja meistens im Mid- und Small-Cap-Bereich. Wie stellen Sie sicher, dass die von Ihnen gewählten Titel liquide an der Börse gehandelt werden?

Wie gesagt, ein Unternehmen muss mindestens 300 Millionen Marktkapitalisierung aufweisen, ansonsten kommt das Papier gar nicht ins Portfolio. Zudem überprüfen wir vor dem jeweiligen Kauf mit Hilfe einer Pre-trade Analyse auch die Liquidität eines Wertes und wenn diese ausreicht, passen wir die Vorgehensweise beim Kauf und Verkauf der einzelnen Titel entsprechend an. Doch das Thema UnternehmerWerte ist nicht lediglich auf kleine und mittelgroße Unternehmen beschränkt, es finden sich auch bei den so genannten Large-Caps eigentümergeführte Unternehmen. Porsche, BMW, Henkel und SAP sind nur ein paar populäre Beispiele deutscher Gesellschaften, in denen der Unternehmer das Zepter in der Hand hält. Unser Portfolio setzt sich zu rund je einem Drittel Small-, Mid- und Large-Caps zusammen.

Eigentümergeführte Unternehmen sind in der Regel verschlossener als andere. Wie kommen Sie an die Informationen, die Sie benötigen?

Ja, das ist eine Herausforderung, allerdings mehr für private Anleger als für uns. Wir haben die Möglichkeit das Unternehmen vor Ort zu besuchen und als institutioneller Investor haben wir da natürlich einen anderen Zugang zum Management als private Anleger. Wir stellen den Unternehmern viele Fragen und wenn wir keine oder nur unzureichende Antworten bekommen, investieren wir nicht. Schließlich verwalten wir das Geld unserer Anleger.

Wie lange halten Sie einen Titel im Durchschnitt?

Unser Mindestanlagehorizont basiert auf 12 Monaten.

Welche Branchen sind für Sie zurzeit von besonderem Interesse?

Klassischerweise kommen viele familiengeführte Unternehmen aus den Sektoren Industrie und zyklischen Konsum. Angesichts der guten Performance dieser Sektoren in 2007 und der ungewissen Wirtschaftsdaten für 2008, sind wir hier bei der Einzelwertauswahl vorsichtiger. Allerdings sollte ein Investor den FT Unternehmerwerte mit einem mittelfristig- bis langfristigen Fokus erwerben. So kann er am besten, dem Horizont eines Familienunternehmers entsprechend, von den langfristig wirkenden Vorteilen des Anlagekonzeptes profitieren.

Herr Diel, herzlichen Dank für das Gespräch.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Alexander Ehmann