Fund Times: Die neue Morningstar Fonds-Kolumne

Wir spießen in der neuen Kolumne auf, was im Fondsnetz hängen blieb.

Ali Masarwah 29.02.2012
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Herzlich Willkommen zu unserer neuen Fonds-Kolumne Fund Times! Wir lassen jeden Mittwoch die aktuellen Entwicklungen in der Fondsbranche für Investoren Revue passieren. Da wir mit unserer bewährten Kolumne „ETF Times“ bereits das Wochengeschehen für den Index-Investor abdecken, konzentrieren wir uns hier auf die Branche der aktiven Fonds. Wir greifen in unserem neuen Artikelformat nicht nur die Ereignisse an den Kapitalmärkten als solche auf, sondern auch die Folgen für aktiv verwaltete Fonds. Darüber hinaus bringen wir Ihnen die Deutung der Ereignisse durch die Portfolio-Manager, die für die Performance der Fonds geradestehen. Natürlich folgen die Fondsprodukte, die in Wertpapiere und Sachanlagen investieren, der Richtung „ihres“ jeweiligen Markts. Allerdings kommt es gerade für die Under- oder Outperformance auf die Nuancen an. Last but not least bringen wir in der Fund Times auch einen Überblick über die Produktneuheiten der Woche.

Griechenland-Krise: War da was?

In der vergangenen Woche wurde einmal mehr eine Börsenweisheit bestätigt (Kritiker werden hier sogleich einwerfen: das muss so sein – es gibt ja auch so viele!): Sell on good news, also verkaufe, wenn eine lang gute Nachricht bekannt wird. So war es auch bei der jüngsten Griechenland-Rettungsaktion. Nach einer Marathon-Sitzung hatte die Eurogruppe in der Nacht auf den vergangenen Dienstag das zweite Rettungspaket für Griechenland mit einem Volumen von 130 Milliarden Euro durchgewunken. Die Folge war indes keine Erleichterungs-Rally an den Börsen, sondern sinkende Kurse. Der Dax stieß bereits am Dienstagvormittag an seine Grenzen und gab im restlichen Verlauf der Vorwoche von seinem Dienstaghoch bei 6.960 Punkten etwa 100 Punkte ab. Anfang dieser Woche setzte sich der instabile Trend fort, nach dem Motto: nachdem die Griechen – wieder einmal – vorläufig gerettet wurden, kann man sich ja jetzt auf die sich abzeichnende globale Konjunkturschwäche konzentrieren! Die Börsenschwäche erfasste nicht nur den DAX, sondern auch den SMI aus, der von seinem Hoch in der Vorwoche bis Dienstagnachmittag rund 2,5% nachgab. Auch europaweit schwächeln die Aktienkurse in dieser Woche.

Dessen ungeachtet werden die Fondsmanager optimistischer. „Der globale Aufschwung sollte die Aktienmärkte bis in den Sommer hinein beflügeln“, so die Erwartung von Jan Amrit Poser, Chefökonom bei der Bank Sarasin. Die Europäische Zentralbank habe die Geldschleusen geöffnet, um eine drohende Kreditklemme abzuwenden und dabei auch die konjunkturelle Abwärtsspirale gestoppt. „Zugegeben ist dies keine hinreichende Bedingung für einen Aufschwung, dafür jedoch eine notwendige“, so Poser.

SMI 10.000? Fondsmanager setzen jedenfalls auf high beta

Wie wir bereits an dieser Stelle in der vergangenen Woche berichtet haben, sind Fondsmanager bereits im Vorfeld der Entscheidung der Eurogruppe im großen Stil ins Risiko gegangen und haben die Aktienquoten in ihren Fonds im Januar deutlich  erhöht (lesen Sie hier). Beispiel Barings Asset Management. Nach vorsichtigen Start setzt man nun „erstmals in diesem Jahr“ stärker auf Risikoanlagen. Percival Stanion, Head of Asset Allocation, nennt die hohe Liquidität am Markt und die „äußerst günstigen Bewertung von Aktien“ als Gründe, macht aber keinen Hehl aus der taktischen Natur seiner Wette: „Es könnte sich um eine der wenigen Gelegenheiten handeln, hohe Renditen in diesem Jahr zu erzielen“, so Stanion. Er rechnet kurzfristig mit einem „deutlichen Anstieg an den Märkten“. Fundamental zeichnet Barings freilich ein düsteres Konjunkturbild: Die Konsolidierung in den südlichen EU-Staaten seien die Vorboten einer Rezession in Europa.

Bei der Vermögensverwaltung Meridio will man nicht einmal der Taktik-Argumentation Tribut zollen: „Die Kurse steigen, weil billiges Geld von den Notenbanken die Märkte flutet wie bereits in den Boomjahren zuvor. Und wie in den Jahren zuvor wird auch hier wieder der Kater einsetzen. Dann schlägt das Stimmungspendel zurück auf die todtraurige Seite und die Geister der Krise werden wieder Furcht und Schrecken verbreiten. Dann sinken auch die Kurse” so bringt es Meridio-Chef Uwe Zimmer auf den Punkt. Er resümiert: „Das dicke Ende kommt noch“.

Stimmt die Diagnose der Börsenpessimisten, dann könnte die Liquiditäts-Party an den Märkten möglicherweise nur ein kurzfristiges Intermezzo darstellen - der Katzenjammer beim Abknicken der Kurse dürfte dann umso größer sein. Denn so charmant der rechtzeitige Einstieg in eine liquiditätsgetriebene Hausse sein kann, um so wichtiger ist auch der Ausstieg, bevor die Musik an der Party wieder abbricht. Dass auch die Profis mit Blick auf das richtige Timing wenig Fortune haben, zeigte sich an einem kleinen, aber vielsagenden Beispiel. ETF-Anleger, denen man unter Experten gemeinhin ein hohes Maß an Marktkenntnis unterstellt, haben im Januar bei Hebelprodukten fast ausschließlich Short-Produkte gekauft (lesen Sie hier mehr).

Wie dem auch sei: Europas Investoren haben sich in dem noch relativ jungen Jahr 2012 auf das Erholungsszenario festgelegt. Wie die Morningstar-Statistik zum europaweiten Absatz aktiv verwalteter Fonds in der vergangenen Woche gezeigt hat, wurden im Januar wieder Risikoanlagen gekauft: Aktien und Hochzinsanleihen standen im Fokus von Europas Anlegern. Netto wurde deutlich mehr Geld in aktive Fonds investiert als aus ihnen abgezogen wurde. Bei den großen Schweizer Häusern konnten vor allem UBS, Zürcher Kantonalbank und Pictet im Vertrieb punkten. Abflüsse mussten dagegen Clariden Leu und Swisscanto hinnehmen (lesen Sie hier mehr).

Unterdessen hat die Aufsicht angekündigt, für mehr Anlegerschutz sorgen zu wollen. Jedenfalls will die Finma die Schweiz aus dem Status eines „Entwicklungslandes“ heraus und auf EU-Niveau heben. Diese Wortwahl nutzte jedenfalls Finma-Chef Patrick Raaflaub laut Agenturen am vergangenen Freitag. Vor allem die Derivate-Branche dürfte von der geforderten Verschärfung der Regelung für Produktbeschreibungen treffen. Die Finma verlangt auch, dass Kundenberater bei Finanzinstituten ihr Fachwissen mit einer obligatorischen Prüfung und periodischen Weiterbildungen nachweisen müssen. Zudem sollen Vermögensverwalter in Zukunft einer Bewilligung unterstellt werden.

Gewinner und Verlierer am Schweizer Fondsmarkt

Die Übersicht der Fonds mit der besten Wochen-Performance zeigt, dass vor allem breit diversifizierte Rohstofffonds zugelegt haben. Zwei Ausreißer aus diesem Trend: Der PAM Gold & Siver Mining, der sich auf Goldminenaktien konzentriert und ein Energie-Nebenwertefonds von Schroders zeigten die beste Wochen-Performance.

Auf der Verliererseite der abgelaufenen Woche finden sich vor allem Fonds für türkische und indische Aktien. Die Spalte weiter rechts, die die Performance seit Jahresanfang illustriert, deutet an, dass nach den rasanten Kurssteigerungen Gewinnmitnahmen anstanden. Ein Ausreißer war hier der bfw bestinvest konservativ, ein konservativer Mischfonds, der mit einem Minus von über 7% zu den Verlierern der Woche zählt.

 

 

Neue Produkte am Markt: Norwegen soll Absolute Return bringen

In der vergangenen Woche wurden drei neue Fonds am Markt gezählt. Kepler Capital Markets hat erneut eine Absolute-Return-Strategie auf den Markt gebracht. Die Anlagestrategie des KCM Fund - RiskProtect III Plus (ISIN: LU0702030577) kombiniert die Rendite eines diversifizierten Anleiheportfolios mit Zusatzerträgen aus der Vereinnahmung von Optionsprämien. Es handelt sich um die gehebelte Variante des seit November 2009 als Publikumsfonds erhältlichen KCM Fund - RiskProtect III.  Der neue Fonds strebt Ausschüttungen von 5% pro Jahr an bei geringen jährlichen Wertschwankungen von etwa 3,5 bis 5%.

Natixis Global Asset Management hat mit dem Harris Associates Concentrated U.S. Value ein konzentriertes Portfolio von etwa 20 US-Aktien mittlerer und großer Unternehmen auf den Markt gebracht. Harris Associates ist eine Tochtergesellschaft von Natixis Global Asset Management und verfolgt eine Value-orientierte Anlagestrategie. Gesucht werden Unternehmen, deren Aktien weit unter dem von Harris geschätzten Wert gehandelt werden, die einen steigenden freien Cashflow vorweisen und ihre finanziellen Mittel intelligent einsetzen.

Schlussendlich hat DNB Asset Management einen Absolute Return-Aktienfonds auf den Markt gebracht. Es handelt sich um ein Nischenprodukt, das Anlegern die Möglichkeit bietet, im norwegischen Aktienmarkt zu investieren. Der DNB Norway Absolute Return Fund ist ein marktneutraler, täglich handelbarer Investmentfonds. Der norwegische Aktienmarkt wird dominiert von Reedereien, aber auch von Energie- und Rohstoffunternehmen, insbesondere aus den Bereichen Öl, Ölservices, Aluminium und Düngemittel.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich