Wer sich die ganze Paradoxie des heutigen Rentenmarkts vor Augen führen will, dem sei ein Blick auf das Verhalten europäischer Investoren empfohlen. Anleihefonds sind unter allen Asset-Klassen am stärksten nachgefragt. Laut Morningstar Absatzdaten gingen Bonds-Fonds aller Couleur (einschließlich den passiv verwalteten) im Oktober 12,1 Milliarden Euro zu. Mischfonds und alternative Fonds sammelten dagegen nur netto 5,5 bzw. 2,16 Milliarden Euro ein. Aktienfonds mussten indes Abflüsse von 1,83 Milliarden Euro hinnehmen. Im laufenden Jahr gingen Bond-Fonds sogar 114,68 Milliarden Euro europaweit zu, alternative Fonds kamen auf Platz zwei mit 34,9 Milliarden und Mischfonds folgten mit 26,47 Milliarden Euro; Aktienfonds verloren demgegenüber in den ersten zehn Monaten 75,12 Milliarden Euro netto.
Diese Nachfrage ist angesichts des Niedrigzinsumfelds, das in weiten Teilen Europas, ja der Welt herrscht, erstaunlich. Was sich unter der Oberfläche für ein explosives Gemisch verbirgt, zeigt der genauere Blick auf die am stärksten nachgefragten Bond-Kategorien. Mit Ausnahme von Kurzläufer-Rentenfonds, die heute typischerweise die Funktion von Geldmarktfonds einnehmen, haben Anleger in diesem Jahr Rendite und nicht Sicherheit gesucht. Gekauft wurden bisher vor allem Spread-Produkte. Emerging Markets, Fonds für Unternehmensanleihen (inklusive globale Hochzinsfonds) und flexible Rentenfonds. Spiegelbildlich wurden in diesem Jahr vor allem EUR-Staatsanleihen massiv verkauft.
Der Heiße Spread-Trade hat bisher funktioniert