Wie sich ESG-Risiken auf die Rendite auswirken

ESG-Aktien haben sich in diesem Jahr gut entwickelt. Wir analysieren die Daten, um herauszufinden, ob dies Zufall ist oder einen neuen Trend begründet.

Sunniva Kolostyak 11.08.2021
Facebook Twitter LinkedIn

coloured arrows moving up

Gegen Investitionen unter Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance) wird häufig das Argument vorgebracht, dass sie oft nicht so hohe Renditen erzielen, wie Titel ohne diesen Fokus.

Aber stimmt das? Bei der Betrachtung der langfristigen Performance einer Aktie mag das so aussehen, aber wir wissen, dass die vergangene Performance nicht immer ein Indikator für zukünftige Erträge ist. Tatsächlich zeigt es uns nur, dass Aktien, deren ESG-Risiko nun als hoch oder schwerwiegend gilt, früher erfolgreich waren.

Laut einem aktuellen Bericht von Fidelity International gibt es einen Zusammenhang zwischen Dividendenwachstum und ESG-Qualität. Im Schnitt verzeichnen Unternehmen mit einem starken Nachhaltigkeitsrating das höchste historische Dividendenwachstum (über 5 % in den vergangenen fünf Jahren), während jene mit schwachen Ratings das durchschnittlich niedrigste Dividendenwachstum aufweisen.

Das sind gute Nachrichten für ertragsorientierte Anleger. Doch wie sieht es mit dem Wachstum des Aktienkurses aus? Wir haben den Zusammenhang zwischen Wachstum und ESG-Ratings bei den von Morningstar abgedeckten britischen Aktien analysiert und festgestellt, dass sich der Trend bei risikoreichen Anlagen derzeit möglicherweise umkehrt. 

 

In den vergangenen paar Jahren fielen die Renditen recht unterschiedlich aus. Vor der Coronavirus-Pandemie hatten die Aktien mit dem geringsten ESG-Risiko auch die niedrigsten Renditen erzielt. Viele erzielten nur einstellige Zuwächse, während alle anderen Kategorien Kurszuwächse von rund 20 % erzielten, da der Markt nach den britischen Parlamentswahlen und dem scheinbaren Ende der Brexit-Unsicherheit den sogenannten Boris Bounce erlebte. 

Dies änderte sich 2020. Während jede andere Kategorie unter 0 % fiel, waren Aktien mit vernachlässigbarem ESG-Risiko die einzige Gruppe, die mit einem durchschnittlichen Wachstum von 3,3 % im positiven Bereich blieb. Seitdem hat diese Gruppe in diesem Jahr ein durchschnittliches Wachstum von 25,2 % erzielt, während Aktien mit geringem Risiko mit 18,6 % am zweitbesten abschnitten.

 

 

In den vergangenen drei Jahren entwickelten sich Aktien mit unerheblichem ESG-Risiko, wie z. B. Kingfisher (KFG), Burberry (BRBY), Pearson (PSON) und RELX (REL), unterschiedlich. Kingfisher verbuchte beispielsweise einen langsamen Rückgang, da sich das Unternehmen mit der Anpassung an die zunehmende Digitalisierung schwertat. Aber die Aussichten für alle vier haben sich nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie geändert und sind im Zuge der Markterholung gestiegen - im Gegensatz zu Aktien mit hohem ESG-Risiko. Während der Lockdowns zählten die B&Q-Filialen von Kingfisher zu den wenigen Geschäften, die neben Supermärkten offen blieben. Dies war ein großer Segen für den Konzern. 

 

 

BP (BP.), Royal Dutch Shell (RDSA), EasyJet (EZJ) und BAE Systems (BA.) sind die vier Aktien in unserer Kohorte mit dem höchsten ESG-Risikorating. 2018 und 2019 waren sie von einigen Wertschwankungen betroffen, stabilisierten sich aber größtenteils, bevor der Markt auf das Coronavirus reagierte und die Kurse drastisch fielen. Vom 4. Februar 2020 bis zum 5. April erlitt EasyJet einen Wertverlust von 67,86 %. Unter den genannten Titeln verzeichnete allerdings nur BAE Systems eine ähnliche Erholung wie die Kategorie mit niedrigem ESG-Risiko. Die Ölkonzerne und Fluglinien liegen immer noch unter ihren Niveaus vor der Pandemie.

 

Aus längerfristiger Sicht fielen die Renditen der unterschiedlichen Risikogruppen einheitlicher aus. Mittelfristig entwickelten sich Anlagen mit hohem ESG-Risiko stärker als jene mit unerheblichem ESG-Risiko.

Doch der Zusammenhang zwischen niedrigem ESG-Risiko und Wachstum (zumindest bei Dividenden) ergibt für Matthew Jennings, Investment Director bei Fidelity, Sinn. Ein niedriges ESG-Risikorating hilft Unternehmen auch, höhere regulatorische Kosten, Rechtsstreitigkeiten, Markenerosion und gestrandete Vermögenswerte zu vermeiden, während eine starke Governance die Gewinne schützt, so Jennings. Währenddessen senken Unternehmen wie Shell und BP ihre Dividenden, um die grüne Wende zu finanzieren und in ihre Kapazitäten zur Erzeugung erneuerbarer Energien zu investieren.

Wie werden sich ESG-Aktien in Zukunft entwickeln? 

Ist eine Trendwende erfolgt und betrachten wir ESG-Aktien nun mit anderen Augen? Möglicherweise. Laut Kris Douma, Director of Corporate Engagement bei Sustainalytics, einem Unternehmen von Morningstar, haben frühere Untersuchungen gezeigt, dass sich die ESG-Integration in der Regel positiv auf die finanzielle Performance eines Unternehmens auswirkt. Aktien mit geringem ESG-Risiko schneiden in schwachen Märkten oder während einer Krise in der Regel etwas besser ab, während sie in starken Märkten manchmal schlechter abschneiden.

"Wir müssen uns über die Kausalität im Klaren sein", fügt er hinzu: Ein niedrigeres ESG-Risikorating führt zu günstigeren Kapitalkosten, niedrigeren Zinsen für Unternehmensanleihen und einem höheren Aktienkurs, weil das Ausfallrisiko sinkt und in Zukunft höhere Gewinne erwartet werden. "Das Jahr 2021 scheint eine Anomalie zu sein. hoffen wir, dass dies ein neuer Trend ist. Noch ist es zu früh, um anhand der bisherigen Zahlen entsprechende Schlüsse zu ziehen. Wir müssten dies über einen gesamten Konjunkturzyklus von mindestens 7 bis 8 Jahren beobachten“, erläutert er.

siness cycle of at least 7-8 years," he says.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

STICHWÖRTER
Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Sunniva Kolostyak  is a data journalist at Morningstar